Ein musikalischer Blick in die nordische Seele
Von „Trollen und Feen“ erzählte die Musicalische Academie am Sonntag im Haus der Kunst.
Burscheid.„Von Trollen und Feen“ erzählte das Konzert der Musicalischen Academie am Sonntagabend. Die Zuhörer im ausverkauften Haus der Kunst lauschten regungslos gespannt den nordischen Klängen. Da konnten die Celli noch so leise und eindringlich seufzen, die Geigen noch so geisterhaft singen — kein Husten oder Räuspern unterbrach sie.
Zu Beginn erklang die Ouvertüre „Nachklänge zu Ossian“, die der Däne Niels W. Gade im Alter von 24 Jahren schrieb. Schwermütige dänische Volksmelodien wechseln mit heroischen Trompetenstößen, Streicher und Bläser vereinen sich in kompaktem Klang. Dirigent Wolfgang Georg führte die Academie impulsgebend durch die wechselnden Stimmungen bis zum verhauchenden Schlussakkord.
Dem weithin unbekannten Werk schloss sich ein so bekanntes an, dass manche Zuhörer sich spontan im Rhythmus mitbewegten: Edvard Griegs „Hochzeitstag auf Troldhaugen“, eigentlich für Klavier geschrieben, überraschte in der Fassung für Orchester durch interessante Klangmischungen und Farben. Mit der Norwegischen Rhapsodie Nr.1 von Johan Severin Svendsen ließ die Academie die Zuhörer einen weiteren Blick in die norwegische Seele wagen: Mit ihren Piccicati (gezupfte Saiten) eröffneten die tiefen Streicher eine geheimnisvolle Welt, in die die Geigen tänzerisch eintauchten: zart und herb in nordischem Übermut.
Den Abschluss des ersten Konzertteils machte ein Satz aus der Peer Gynt Suite von Edvard Grieg: „In der Halle des Bergkönigs“. Auch dies kein unbekanntes Stück — die Wiedererkennung der Melodien ließ sich von den Gesichtern der Zuhörer ablesen.
Dann aber der Höhepunkt: das Klavierkonzert a-moll von Edvard Grieg mit Boris Radulovic als Solisten. Kraft- und schwungvoll die ersten vollen Akkorde, dann die getupften und dann die dynamisch abgestuften Oktavenläufe: hier ist ein Virtuose am Werk.
Radulovic trillert und rast über die Tasten mit solchem Elan, dass sein rechter Arm noch über den Flügel hinausschnellt, wenn er die Diskanttasten schon hinter sich gelassen hat. So furios der erste Satz, so weich und temperamentvoll zugleich der zweite, so drängend der dritte Satz. Und das Orchester? Es lässt sich mitreißen, bis in die einzelnen Solopartien von Cello, Flöte und Horn hinein.
Begeisterter Applaus für Boris Radulovic und gesondert auch für die Academie — und schließlich noch zwei Klavierzugaben: „Le petit négre“ von Claude Debussy und eine eigene Komposition des Solisten, der sich hier noch von einer durch und durch poetischen Seite zeigt.