Obere Hauptstraße Händler kämpfen ums Überleben
Burscheid · Nach dem Aus von Grunert & Schluck regt sich Widerstand bei einigen Geschäftsleuten in der oberen Hauptstraße. Die Zahlen ihrer Läden gehen in die Knie.
Die Situation vieler Einzelhändler und Besitzer von Lokalen, Imbissgeschäften und Eiscafés in der oberen Hauptstraße ist in einem bedrohlichen Zustand. Nachdem wie berichtet die Inhaberinnen des Schreibwarengeschäfts Grunert & Schluck die Reißleine gezogen haben und den Traditionsladen vor Ostern schließen, um nicht in die Miesen abzurutschen, kämpfen andere mitten in der Baustelle um ihre Existenz.
„Sie können ruhige schreiben, dass ich im vier- bis fünfstelligen Bereich Umsatzeinbußen habe“, sagt Joachim Roßenbach, Inhaber des Tabak- und Zeitschriftenladens an der Hauptstraße 18. Auch Lotterie kann in seinem Geschäft gespielt werden. Ein Glücksspiel mit ungewissem Ausgang ist derzeit auch seine eigene Existenz. „Ich hoffe, dass ich das überleben werde.“ Namentlich begrüßt er jene, die an diesem Morgen den Weg in das Geschäft finden. Auch wenn ein „Durchgang verboten“-Schild die Fußgänger an der Ecke der Apotheke eigentlich auf die andere Straßenseite lotsen soll.
Diese Problematik kennt auch Arben Gashi vom Star Grill ein Haus weiter. „Ständig werden die Führungen der Wege verändert. Wir haben keine Laufkundschaft mehr.“ Er habe Tage gehabt, da seien nach drei Stunden 16 Euro in der Kasse gewesen. „Sonst habe ich das zigfache davon, mindestens acht Mal so viel.“ Er könne derzeit nur überleben, weil der Lieferservice noch klappe. Aber auch das sei schwierig geworden, weil die Fahrer die Autos nicht auf den drei Parkplätzen hinter dem Haus parken könnten. Doch auch der Lieferservice stand nach Angabe des 33-Jährigen auf der Kippe. „Dreimal war bei uns das Telefon komplett lahmgelegt, weil die Leitungen gekappt worden waren.“ In diesen Zeiten seien auch keine Bestellungen aufgelaufen. Drei Jahre führe er den Star Grill, nie habe er finanzielle Schwierigkeiten gehabt, Rechnungen unter anderem von Lieferanten zu zahlen. Doch seine Zukunft sei nun ungewiss. Er habe schon das Gespräch mit seinem Steuerberater und einem Anwalt gesucht, ob Forderungen gestellt werden könnten.
Auch im Eiscafé in der Lindenpassage gegenüber spricht Antonio Cortes von rechtlichen Schritten. „Was ist mit einer Entschädigung? Die ganze Saison ist kaputt.“ Die älteren Leute, die sonst gerne Kaffee trinken kommen, trauten sich nicht in die Baustelle, Autofahrer, die sonst gerne bis fast vor das Geschäft fahren würden, um Eis für die Familie zu holen, kommen zwangsläufig gar nicht mehr. Er spricht davon, dass sich die betroffenen Händler zusammenschließen müssten, um etwas zu erreichen.
Joachim Roßenbach sieht das ganze Vorhaben „über das Ziel hinausgeschossen“. „Flaniermeile“ und „Boulevard“ seien schon sprachlich eine Nummer zu hoch und entsprächen nicht dem, was künftig zu erwarten sei. Auch bezweifle er, ob die Kanäle wirklich auf diesem Weg erneuert hätten werden müssen.
Roßenbach sieht eine Einbahnstraße als „tödlich“ an
Und selbst wenn er die Baustelle überlebe, sei anschließend eine Einbahnstraße für den Handel „tödlich“. Und ein Busbahnhof weg von einem ruhigen Bereich hin zu einer viel befahrenen Hauptstraße gefährlich. Arben Gashi fragt dagegen, ob die Arbeiten nicht zügiger abgewickelt werden könnten. Vielleicht sollte man mehr Kräfte auf der Baustelle einsetzen.“
Aber auch das gibt es: „Von der Baustelle merken wir noch nichts“, sagt Maryam Khashroum, Inhaberin der „Stoffzaubermaus“ an der Hauptstraße 15. „Ich wüsste aber nicht, wie es wäre, wenn wir erst vor kurzem das Geschäft eröffnet hätten.“ In drei Jahren habe sie viele Stammkunden gewonnen, die ihr nun treu bleiben. „Frauen gehen für Stoffe über Stock und Stein“, sagt sie.