Historisches Archiv Historisches Archiv am Eifelwall ist weitgehend fertiggestellt

Köln · Rund elf Jahre nach dem Einsturz des Historischen Archivs in der Südstadt ist der Neubau am Eifelwall für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv wie vorgesehen weitgehend fertiggestellt.

Der Lesesaal ist hell und freundlich gestaltet. Hier stehen 45 Plätze für die Arbeit mit Archivgut zur Verfügung.

Foto: Gebäudewirtschaft der Stadt Köln/Martina Goyert

Die Gebäudetechnik wird nun nach und nach in Betrieb genommen und einreguliert, so dass für einen technischen Nutzungsbeginn im Frühjahr 2021 insbesondere die verschiedenen Raumklimazonen hergestellt sind. Nach der baulichen Fertigstellung müssen dann noch die Übergabe des Gebäudes und die notwendigen Bauabnahmen erfolgen. Der genaue Bezugstermin für das neue Gebäude wird noch festgelegt. 

„Planerisch wie baulich wurde hier Großartiges realisiert. Entstanden ist Europas modernstes kommunales Archiv mit einer Gebäudetechnik wie sie so noch nie entwickelt und verbaut wurde. Mit der gemeinsamen Nutzung dieses hochmodernen Gebäudes durch das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv verfügen wir künftig über einen großartigen Archivkomplex mit europaweiter Ausstrahlung. Nun kann die städtische Archivwelt nach Jahren des Wartens und der Ungewissheit endlich einen mutigen Blick in die Zukunft werfen“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Bei dem Neubau für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv handelt sich um ein technisch äußerst anspruchsvolles Gebäude mit sehr hohen Anforderungen an die Klimastabilität, die die empfindlichen Archivalien benötigen. Das Gebäude verfügt mit einem Eisspeicher, einer so genannten „Hüllflächentemperierung“ für den Magazinbaukörper sowie Geothermie und Photovoltaik über ein komplexes Energiekonzept, das auch von der Fachwelt interessiert verfolgt wird.

Der architektonische Entwurf stammt aus dem Büro „Waechter + Waechter Architekten Darmstadt“. Dieses konnte sich in einem Wettbewerb, für den nationale und internationale Architektenteams im Juni 2011 insgesamt 40 Entwürfe eingereicht hatten, durchsetzen. Entsprechend des Siegerentwurfs „umarmt“ eine dreigeschossige Mantelbebauung die Archivalien aus dem langgestreckten Schutzbau, auch „Schatzhaus“ genannt. 

Zwischen dem Magazin/Schatzbau und dem umlaufenden „Schutzmantel“ sind ein quadratischer und ein längs gerichteter Innenhof eingeschnitten. Das Grün der angrenzenden Parklandschaft kann so im Innenbereich fortgeführt werden. Die Erschließungsflächen im Innern mit Blick auf das Grün werden natürlich belichtet. Unmittelbar an das Magazin grenzen längsseitig im Nordosten Labore und Werkstätten für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv an. Nach Südwesten liegen ebenfalls längsseitig, zum Park ausgerichtet, die Verwaltungsflächen.

Der Haupteingang liegt mit seinem angemessen großzügigen Vorbereich an der Luxemburger Straße. Von hier betritt der Besucher den Kopfbau und befindet sich in einem lichtdurchfluteten Foyer mit Blick in den Innenhof und vertikal in den Lesesaal. Die gesamte Struktur des Gebäudes ist von hier aus leicht zu erkennen. Für die Mitarbeiter sind am Eifelwall Eingänge vorgesehen, die jeweils übersichtlich in das Ringsystem der inneren Erschließung münden. Nach Süden zum Park sind die erforderlichen Notausgänge angeordnet. Die Anlieferung erfolgt an der Südostecke vom hier gelegenen Parkplatz, die gemeinsame Zufahrt wird vom Eifelwall erschlossen.

Der Bau gliedert sich in den externen, öffentlich zugänglichen Bereich des Kopfbaus und den internen Bereich für die Magazine sowie die Mantelbebauung mit Büros und Werkstätten. Die Orientierung im Inneren wird durch die Einblicke in die verschieden großen Innenhöfe gewährleistet, das horizontale Wegesystem ist so leicht erfassbar.

Ausstellungsraum kann wie ein Schaufenster eingesehen werden

Der Besuchereingang und der Ausstellungsraum öffnen sich zum Vorplatz. Der Ausstellungsraum kann – je nach Konzept – schaufensterartig vom Vorplatz eingesehen werden und verleiht so der Bedeutung des Gebäudes als Bürgerarchiv Ausdruck. In Eingangsnähe ist die Nutzergarderobe in Verbindung mit der Funktion als Windfang angeordnet. Das hieran anschließende Foyer erstreckt sich entlang der Innenhoffassade, der Blick schweift von hier in den kontemplativen, begrünten Innenhof und auf das Gegenüber des Magazinbaus. Jenseits des Innenhofs öffnet sich der Ausstellungsraum auf ganzer Länge zum Foyer hin, Ausstellungen können so einladend inszeniert werden.

Durch den dreigeschossigen Luftraum entlang der Innenhoffassade ist das Foyer räumlich mit dem gemeinsamen Lesesaal beider Archive im ersten Obergeschoss verknüpft, den der Besucher auf kürzestem Wege über eine einladende Freitreppe erreicht.Direkt am Eingang wird der Besucher von der Aufsicht empfangen. Von dort ist auch der gesamte Lesesaal gut einsehbar.

Die Arbeits- und Lesetische sind für eine optimale Belichtung an der Nordfassade angesiedelt. Der Freihandbereich und Karteischränke des Rheinischen Bildarchivs sind in raumhohen Regalen in der Mittelzone vorgesehen. Die Regale bilden atmosphärisch und akustisch eine Filterzone zum Luftraum der Halle. Zum Park sind räumlich getrennt die Gruppenarbeitsräume angeordnet. Die Herausgabe von Archivalien aus den verschiedenen Magazinen des Archivbaus erfolgt auf sehr kurzen Wegen.

Sämtliche Archivflächen sind im Magazinbau (Schatzhaus) untergebracht. Die Magazinräume erstrecken sich über alle Geschosse vom Untergeschoss bis in das fünfte Obergeschoss und werden zweibündig über eine mittige Erschließungsachse mit Anbindung an den zentralen Lastenaufzug erschlossen. Diese Anordnung ermöglicht es, das natürliche Kältepotential des Erdreichs zur passiven Kühlung im Sommer optimal zu nutzen. 

Die Werkstätten mit größerer Raumtiefe sind nach Nordosten zum Eifelwall und nach Südosten zum Parkplatz angeordnet. Nach Südwesten zum Grünbereich liegen die Verwaltungsräume. Alle Restaurierungswerkstätten des Historischen Archivs können im zweiten Obergeschoss auf einer Ebene mit den Büros der Restauratoren angesiedelt werden, während die Werkstätten und Fotolabore des Rheinischen Bildarchivs im ersten Obergeschoss nahe der eigenen Verwaltung und Magazine gelegen sind. Der zweigeschossige Anlieferungsbereich grenzt direkt an den Werkstattbereich an, so dass Archivgut und Arbeitsmaterial nach eventueller Zwischenlagerung und entsprechender Bearbeitung direkt im Anschluss in die Werkstätten und Magazinräume transportiert werden kann.

Das städtebauliche Konzept mit einem mantelartigen Schutzbau um die zu schützenden Archivalien wird durch die allseits umlaufenden Fassaden unterstützt. Die transparenten Fassaden des Mantelbaus mit der davor angeordneten feingliedrigen Fassadenstruktur aus Baubronze nehmen die in der Umgebung vorhandenen Proportionen auf. Zugleich öffnet sich das Gebäude als Bürgerarchiv schaufensterartig in die Straßen- und Grünräume. Ein- und Ausblicke tragen zur Belebung des öffentlichen Raums bei.

Die etwa 80 Zentimeter tiefen Lamellen aus brünierter Baubronze wirken als feststehender Sonnenschutz, der direkte Sonneneinstrahlung weitgehend verhindert und damit das direkte Sonnenlicht in den Werkstatt- und Büroräumen erheblich reduziert. Zugleich erzielt die Transparenz der Fassade eine hohe Lichtqualität am Arbeitsplatz, wodurch auch weniger künstliches Licht nötig ist.

Am Eifelwall werden auf einer Gesamtfläche von etwa 22.584 Quadratmetern rund 50 Regalkilometer und 460 Planschränke für das Archivgut zur Verfügung stehen. Das Rheinische Bildarchiv verfügt über weitere rund 2,2 Regalkilometer Lagerfläche. Der Neubau bietet gleichzeitig rund 150 Mitarbeitern hochfunktionale Arbeitsplätze. Im Lesesaal stehen 45 Plätze für die Arbeit mit Archivgut zur Verfügung. Die Planungs- und Baukosten betragen vorbehaltlich der noch ausstehenden Schlussrechnungen für die abschließende Kostenfeststellung derzeit rund 90 Millionen Euro.