Christoph Mauler Christoph Mauler und seine Gesten

Köln. · Die Kunst- und Museumsbibliothek zeigt bis 13. Januar eine Auswahl seiner Arbeiten.

Zu den Arbeiten von Christoph Mauler gehören Leporellos, Buchobjekte sowie Klapp- und Pop-Up-Bücher.

Foto: James Geccelli

Seit Samstag und bis zum 13. Januar 2019 zeigt die Kunst- und Museumsbibliothek eine Auswahl seiner Arbeiten aus dem Archive Artist Publications in München, von den 1980er Jahren bis heute: Leporellos, Buchobjekte, Klapp- und Pop-Up-Bücher, meist aus Karton, mit Klebeband zusammengehalten, mit Fotokopien beklebt oder mit Acrylfarbe bemalt.

Reißen, schneiden, kratzen, kleben mit Tesafilm, radieren, übermalen, verdecken, ausprobieren, klammern, verbinden – Tätigkeitsworte charakterisieren die Bucharbeiten von Christoph Mauler oder anders gefasst: Gesten. Geste, Film, Figur sind ebenso Begriffe wie Sujets, die Maulers Arbeiten ab den 1980er Jahren prägen. Mit starkem Fokus auf das verwendete Material und dem Einsatz von Malerei und Zeichnung reflektiert Mauler Themen und deren Darstellung ebenso wie das Medium Buch selbst.

Untrennbar sind die Bücher nicht nur in der Herstellung mit einer Geste verbunden: Klappt man sie auf, so treten Figuren, Gebäudeteile und surreal anmutende Objekte heraus. Beim Durchblättern der Zeichnungshefte wird die Geste an die Besucher abgegeben, in der Zeichnung erstarrt sie: fragmentarische, steinartige Riesenfiguren sind in den Heften zu sehen, deren Bilder an Sequenzen eines Films erinnern, der plötzlich eingefroren ist. Zwar sind die Figuren hier die Hauptakteure, Gegenstände stehen ihnen als Ware aber gleichwertig zur Seite: ausgeschnittene Produktabbildungen von Messern, Löffeln und Gabeln, in einer anderen Serie Würste und Pommes frites, anwesend als Cut-out-Formen.

„Eine Ware scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, dass sie ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken“, zitiert Mauler in einer seiner Arbeiten Karl Marx‘ Das Kapital. Auch Maulers Arbeiten mögen mit ihren anonymen Materialien des täglichen Lebens – Karton, Schwarzweiß-Fotokopien, Produktabbildungen und Verpackungen – auf den ersten Blick trivial erscheinen. Die Ausstellung Geste Film Figur – Arbeiten aus dem Archive Artist Publications zeigt, welche Vielschichtigkeit, Ausdrucksstärke und suggestive Wirkung Maulers Zeichnungshefte, Bücher, Klapp- und Pop-Up-Bücher beinhalten – ein Spiel des Manipulierens und des Manipuliert-Werdens, des Verführens und des Verführt-Werdens.

Christoph Mauler, geboren 1954 in Deggendorf, studierte Grafik-Design sowie an der Akademie der bildenden Künste München. Er lebt in Berlin. Seit Ende der 1970er arbeitet er mit Hubert Kretschmer zusammen. Das Archive Artist Publications sammelt, archiviert und dokumentiert internationale Künstlerpublikationen. Gegründet wurde es in den 1980er Jahren von Hubert Kretschmer, Verleger, Kunstpädagoge und Künstler, der das Archiv auch heute noch privat leitet.

Sein Interesse richtete sich nicht auf die wertvolle bibliophile Ausgabe, sondern auf in kleinen Auflagen, teils mit einfachsten Mitteln hergestellte, Publikationen und Editionen. Das Archiv befindet sich in München, unweit des Kunstareals und beherbergt heute über 50.000 Stücke von Künstlern aus 76 Ländern.