Interview mit Uwe Krupp, Cheftrainer der Kölner Haie „Wir sind als Familie eine ziemlich disziplinierte Gruppe“

Köln · Uwe Krupp ist der Cheftrainer der Kölner Haie. Im Interview spricht er darüber, welche Herausforderungen die Krise für den Profisport und die eigene Familie mit sich bringt.

Uwe Krupp ist Cheftrainer der Kölner Haie.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Wie erleben Sie im Moment die Coronakrise?

Uwe Krupp: Vor einigen Wochen bin ich zurück nach Prag gefahren. Meine Familie ist dort und ich wollte meine Frau und die Kinder angesichts geschlossener Grenzen und der allgemeinen Situation nicht alleine lassen. Hier in Tschechien, wo ich bis Februar Trainer bei Sparta war, hat alles zwei Wochen früher begonnen. Das galt für die Schließung der Schulen und der Geschäfte genauso wie für die Mundschutzpflicht. Es gab sehr schnell, sehr strenge Maßnahmen, die sich auch bewährt haben. Die Infektions- und die Todeszahlen sind relativ gering. Jetzt gehört Tschechien zu den ersten Ländern, wo die Maßnahmen wieder gelockert worden sind. Es ist eine Zeit, die so noch niemand erlebt hat. Ich hoffe jetzt auf eine gewisse Vernunft der Leute, damit wir möglichst bald zu einer gewissen Form von Normalität zurückkehren können.

Was sind für Sie jetzt die größten Herausforderungen als Trainer der Kölner Haie?

Krupp: Wir müssen jetzt für unseren Sport ein Konzept erstellen, dass diesen Profisport erhalten kann. Die Krise hat vor allem Bereiche wie Sport, Unterhaltung und Kultur besonders hart getroffen. Jetzt müssen wir irgendwie durch die schwere Zeit kommen. Wir werden versuchen – gemeinsam mit dem Kölner Gesundheitsamt – einen Weg zu finden, wie wir den Trainings-und Spielbetrieb wieder aufnehmen können.

In der Bundesliga haben jetzt die Geisterspiele begonnen. Wie beurteilen Sie diese?

Krupp: Ich habe solche Spiele vor der Pause gesehen und es ist alles etwas merkwürdig. Das ist weit weg, von dem, was wir unter Mannschaftssport und Unterhaltung verstehen. Aber Geisterspiele sind im Profifußball eine Möglichkeit, das Überleben zu sichern, gerade wenn man dort auf die Fernsehrechte blickt.

Wäre das Konzept auch im Profibereich des Eishockeysports denkbar?

Krupp: Fußball hat eine andere Medienpräsenz als dies beim Eishockey, Handball oder Basketball der Fall ist. Daher bieten die Fernsehrechte für den Profifußball eine Möglichkeit, den Spielbetrieb fortzusetzen. Beim Eishockey wäre das nur kurzfristig möglich, da unsere Sportart im Profibereich zu einem großen Teil von den Zuschauereinnahmen lebt.

Wie sehen Sie die Chancen der DEL, im Herbst mit der neuen Spielzeit starten zu können?

Krupp: Es gehört zu meinem Job als Trainer, mit einer guten und optimistischen Einstellung an die Sache ranzugehen. Ich bin daher guter Dinge, dass ein Start in die neue Spielzeit gelingen könnte – gerade, wenn auch nach den gesetzlichen Lockerungen in Mitteleuropa, die positive Entwicklung der Statistiken Bestand hat.

Wie läuft das Training unter den aktuellen Bedingungen ab?

Krupp: Aktuell sind die Spieler in kleinen Gruppen und unter Einhaltung der Vorgaben im Sommertraining. Damit bereiten sie sich auf unser Trainingslager vor, das am 3. August beginnen soll. Aktuell gehe ich davon aus, dass wir den Zeitplan einhalten können. Wir haben uns aber auch auf andere Szenarien vorbereitet. Das wäre der Fall, wenn der Start der Spielzeit nach hinten verschoben würde. Alle Verantwortlichen beschäftigen sich aktuell damit, wie wir diese Situation gut bewältigen können.

Was macht Ihnen im Moment Hoffnung und was macht Ihnen Sorgen?

Krupp: Sorgen macht mir die Frage, wie lange diese Situation uns noch erhalten bleibt. Wir müssen uns da mit etwas auseinandersetzen, das uns so völlig unbekannt ist. Vieles, was gerade passiert, basiert auf Spekulationen, da wir das Virus noch nicht gut genug kennen. Selbst unter Wissenschaftlern und Medizinern ist man sich uneins, wie sich das Virus und die damit verbundenen Infektionsraten künftig entwickeln werden. Da muss man auch im Sport als Verantwortlicher sehr flexibel sein und immer wieder neu reagieren. Das stellt für einen Profiklub wie die Haie organisatorisch eine sehr große Herausforderung dar. Dennoch sollten wir auch da mit einem gewissen Optimismus herangehen. Hoffnung macht mir, dass wir mit der Situation in Deutschland gut zurechtgekommen sind, und dass wir einen guten Weg gefunden haben, die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Jetzt hoffe ich, dass wir bei all den Lockerungen das auch bei einer möglichen zweiten oder dritten Welle so gut schaffen werden.

Wie wird der Profisport nach der Krise aussehen?

Krupp: Vor der Krise haben wir uns keine Gedanken gemacht, wenn wir in ein volles Restaurant zum Essen oder in ein gut besuchtes Konzert gegangen sind. Das hat sich jetzt durch die Krise verändert und wird auch den Profisport betreffen. Die Leute werden vorsichtiger sein. Das gilt auch für mich – mit zwei kleinen Kindern überlegt man es sich, ob man zu einer Großveranstaltung geht oder nicht. Ich denke, das wird kurz und mittelfristig ein Thema sein, was weit über den Profisport hinaus geht und Einfluss auf unser ganze Kultur und Gesellschaft haben wird.

Wie gehen Sie privat mit der Krise um?

Krupp: Wir sind als Familie eine ziemlich disziplinierte Gruppe und halten uns an die Regeln. Ich denke, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Die Tagesabläufe haben sich für uns durch die Schulschließungen verändert, da müssen jetzt Aufgaben wie Homeschooling bewältigt werden. Ansonsten sind wir viel zu Hause und gehen nur sehr wenig raus.