Interview „Ich habe so manche alte Schätze für mich wiederentdeckt“

Köln · Mit „Magic Diamonds“ bringt Metal-Queen Doro Pesch am 13. November eine besondere Best-of-Version ihres Lebenswerks auf den Markt. 56 Songs umfasst die neue Veröffentlichung auf ihrem eigenen Plattenlabel.

Metal-Queen Doro Pesch vor ihrem Konzertfoto, das im Kölner Rockpit am Zülpicher Platz hängt.

Foto: step/Eppinger

Vier Stunden Spielzeit aus vier Dekaden – für die Fans bedeutet das eine Reise durch ein außergewöhnliches Lebenswerk.

Darunter finden sich auch ein Duett mit Lemmy von Motörhead und mit „Fight“ sowie „She‘s Like Thunder“ die beiden Einlaufhymnen von Profiboxerin Regina Halmich. Zur hören gibt es auch die Interpretationen von Dio‘s „Egypt“, Metallica‘s „Nothing Else Matters“ und „Breaking The Law“ von Judas Priest. Letzteres hat Doro Pesch als Orchesterversion mit Udo Dirkschneider aufgenommen. Eine neue Version von „Love Me In Black“, wird auch als limitierte Vinylsingle erscheinen.

Zur regulären 3er CD-Box kommen Sondereditionen für ihn und für sie, die neben den CDs auch noch das exklusive Doro-Parfüm und einen Rundschal enthalten. Zu 4er LP-Box kommt noch eine Bonus-CD und ein Poster. Live zu erleben gibt es Doro Pesch am 17. Dezember in der Kölner Lanxess-Arena. Wir sprachen mit der Musikerin bei ihrem Besuch im Kölner Rockpit:

Wie ist die Idee zu so einer umfassenden Werkschau entstanden?

Doro Pesch: Den Plan dazu gab es schon ziemlich lange, auch die Idee, das Ganze in eine Rock-, Balladen- und Rare Treasures-Platte aufzuteilen war da. Dabei sind die einzelnen Stücke ganz unterschiedlich – es gibt Live-Momente, Songs, die einer anderen Version aufgenommen worden sind, und auch Stücke in ihrer ursprünglichen Version als Demo, die später auf der jeweiligen Platte, dann anders veröffentlicht worden sind. Dafür habe ich mir alle Demos, die es noch gibt, angehört und dabei so manch alte Perle wiederentdeckt. Einige der Demos gab es nur noch auf Kassette. So findet sich unter anderem die in New York entstandene Ursprungsversion von „Prisoner of Love“ unter den 56 Songs. Sie beinhalten für mich die schönsten Momente aus der Zeit zwischen 2000 und 2016.

Wie war es für Sie, so durch die eigene Karriere zu reisen?

Pesch: Das war für mich eine tolle Erfahrung. Man macht alle zwei bis drei Jahre ein neues Album. Dabei gibt man immer alles, kämpft und hat so manche schlaflose Nacht. Und dann geht es auf Tour. Die Chance, die Songs der jeweiligen Platte noch mal alle in Ruhe anzuhören, hat man dabei eigentlich nie. Das habe ich jetzt bei der Auswahl der Stücke sehr genossen. So konnte ich manche Schätze, die ich schon aus den Augen verloren hatte, für mich wiederentdecken. Da sind richtige Kleinode dabei, die mich in der Erinnerung schwelgen lassen. Zu jeder der drei Platten habe ich extra einen Brief an die Fans geschrieben.

Wie ist die Lage für Sie jetzt in der Corona-Krise?

Pesch: Wenn ich die Live-Versionen der Songs höre, werde ich etwas wehmütig. Denn die Chance, jetzt in dieser Zeit live zu spielen, ist sehr rar geworden. Wir hatten eine Südamerika-, zwei USA- und zwei Europatouren geplant, das ist durch die Krise alles ausgefallen. Den letzten Auftritt hatten wir Anfang März mit Saxon. Dann sollte die Tour losgehen und auch auf die Festivals hatte ich mich gefreut. Alles hat es dahin gerafft. Auch die Tour jetzt im Herbst mussten wir verschieben. Dass ich im Moment nicht mehr machen kann, geht schon ans Herz. Aber ich versuche, die gute Power zu sammeln für den Moment, an dem es wieder richtig losgeht. Aktuell bin ich im Studio für mein neues Album, das wir im kommenden Jahr veröffentlichen wollen. Und das, was ich für das Best-of-Projekt gefunden habe, reicht locker noch für eine zweite Auflage.

„Magic Diamonds“ gibt es auch in der Vinylversion.

Pesch: Ich bin ein ganz großer Vinyl-Fan und das sind viel meiner Fans auch. Bei mir zu Hause besteht eigentlich alles aus Platten, Kassetten und CDs.

Das Kölner Konzert musste schon zweimal verschoben werden, warum?

Pesch: In den Zeiten von Corona ist es eine echte logistische Herausforderung eine Band zusammenzubekommen. Unser Bassist lebt in den USA und durfte nicht einreisen. Das Problem haben auch zwei Bandmitglieder, die in den Niederlanden leben, die inzwischen zum Risikogebiet erklärt worden sind. Da muss man sehr flexibel sein und nach Möglichkeit auch eine zweite Garde am Start haben. Aktuell proben wir viel übers Internet, auch das ist eine Herausforderung. Doch überhaupt etwas machen zu können, ist besser als den kompletten Stillstand ertragen zu müssen.

Was erwartet die Kölner Fans im Dezember?

Pesch: Auf jeden Fall viele Songs von „Magic Diamonds“, dazu kommen unsere Hits und Hymnen, die dürfen nicht fehlen. Vielleicht werde ich die Fans auch schon mit neuen Songs überraschen. Aber auch die alten Schätzchen kommen nicht zu kurz. Das wird ein Konzert, bei dem die Fans von überall herkommen werden, auch aus Belgien und den Niederlanden.

Sie haben im Autokino gespielt. Wie war das?

Pesch: Ja, wir haben Autokino- und Strandkorbkonzerte gegeben. Im Auto bei 40 Grad zu sitzen, war für das Publikum sicher hart. Und für uns war ein Konzert, bei dem die Reaktionen nur durch Blinken und Lichthupen kommen ist, sehr ungewohnt. Da hört man keine Reaktion, das fehlt uns als Musikern schon sehr. Aber auch hier waren wir froh, dass wir überhaupt auftreten konnten. Umso mehr freuen wir uns jetzt auf die Arena mit Fans vor Ort. Wir werden alles für sie geben.

Welche Beziehung haben Sie als Düsseldorferin zu Köln?

Pesch: Ich liebe Köln und war hier schon sehr oft im Studio – unter anderem beim Major von Bap. Auch meine Band liebt die Stadt. Wir hatten tolle Auftritte im E-Werk und in der Live Music Hall. Ich fühle mich auch mehr als Weltbürgerin. Wichtig ist mir nur, dass die Leute nett sind und eine gute Energie haben.