Kölner Sommerfestival: Die Welt zu Gast in der Philharmonie

Vom 22. Juli bis zum 20. August findet das Kölner Sommerfestival im Konzerthaus statt. Zu den Höhepunkten gehören das Tangomusical „Tanguera“ und das Alvin Ailey American Dance Theater.

Foto: Andrew Eccles

Köln. Das Kölner Sommerfestival in der Philharmonie hat schon eine lange Tradition. Bereits in den 80er Jahren startete die Nutzung des Konzerthauses in der heißen Jahreszeit für hochkarätige Shows aus der ganzen Welt, die das Mannheimer Unternehmen BB Promotion an den Rhein holte. In diesem Jahr gibt es vom 22. Juli bis zum 20. August insgesamt vier Gastspiele in der Philharmonie.

Foto: Alex Rumford

Los geht es mit dem Berliner Künstlerkollektiv Familie Flöz. Das außergewöhnliche Maskentheater kehr am 22. und 23. Juli nach langer Pause mit seiner Show „Teatro Delusio“ zurück in die Domstadt. Es zeichnet sich durch ein poetisch-humorvolles Programm aus, das den Zuschauer in neue Welten mitnimmt. Zu den außergewöhnlichen Shows gehört auf jeden Fall auch das Schattentheater der US-amerikanische Tanzcompany Pilobolus, das schon mit seinem ersten Programm tausende Fans begeisterte. Jetzt kehrt „Shadowland 2“ mit neuen Abenteuern zurück und ist vom 25. bis zum 6. Juli erstmals zu Gast in Köln.

Schon mehrfach sorgte die weltberühmte New Yorker Tanzcompany für Begeisterungsstürme und eine ausverkaufte Philharmonie, wo man erstmals vor 25 Jahren zu Gast war. Vom 8. bis 13. August kehrt das Alvin Ailey American Dance Theater im Rahmen seines Sommergastspiels bereits zum siebten Mal zurück nach Köln. Seit der Gründung verzeichneten die US-Tänzer 25 Millionen Zuschauer in 71 Ländern.

Gleich zwei Deutschlandpremieren begeht die international erfolgreichste Company der Vereinigten Staaten beim Kölner Sommerfestival mit „Exodus“ von Hip-Hop Choreograf Rennie Harris und „Four Corners“ von Ronald K. Brown. Daneben darf sich das Publikum auf „Takademe“ von Company-Chef Robert Battle sowie auf Alvin Aileys zeitloses Meisterwerk „Revelations“ freuen. Der Klassiker aus dem Jahr 1960 führt tief in den Süden Amerikas und zelebriert das afroamerikanische Erbe in Bildern von zeitloser Schönheit und Eleganz.

Mit großer Beweglichkeit und tiefem Ausdrucksvermögen wechseln die über 30 Tänzerpersönlichkeiten des Alvin Ailey American Dance Theaters geschmeidig zwischen den Stilen und überzeugen als Ensemble und durch individuelle Perfektion. Ihre tänzerische Bandbreite reicht von Modern Dance bis Ballett und Hip-Hop. Die Company, die sich auch unter der künstlerischen Leitung von Robert Battle weiter dem Erbe ihres 1989 verstorbenen Gründers Alvin Ailey verschrieben hat, zählt heute mehr als 200 Werke von über 80 Choreografen zu ihrem Repertoire.

Den Abschluss des Festivals bilden in diesem Jahr Gäste aus Südamerika. Tanguera, der erfolgreichste argentinische Musical-Export, hat inzwischen weltweit seine Fans. Vom 15. bis 20. August kehrt das emotionale Tango-Feuerwerk unter der Schirmherrschaft von Maestro Daniel Barenboim wieder nach Köln zurück — erstmals mit der Tänzerin Melody Celatti in der Hauptrolle, die 2008 mit dem Weltmeistertitel im Bühnentango ausgezeichnet, unter anderem bereits in New York, Paris, Rom und Sydney auf der Bühne gute Kritiken bekam.

Tanguera führt in das Buenos Aires des frühen 20. Jahrhunderts und sein berüchtigtes Hafenviertel La Boca. Es erzählt vom schicksalhaften Leidensweg der schönen Immigrantin Giselle, von ihrer Ankunft im Hafen über ihre Arbeit in einem der unzähligen Bordelle der Stadt bis zum Erfolg als Tänzerin in der glitzernden Welt des Cabarets. Verführt vom kriminellen Gaudencio und geliebt vom tapferen Hafenarbeiter Lorenzo entspinnt sich in der spannungsgeladenen Sprache des Tango ihre Geschichte. In den Nachtclubs von Buenos Aires gerät die junge Frau als Prostituierte und gefeierte „Tanguera“ — die Männer allein mit der Macht ihres Tanzes verführt — in eine verhängnisvolle Spirale aus Liebe und Leidenschaft, Feindschaft und Rivalität.

Doch Tanguera erzählt nicht nur die Geschichte Giselles, sondern auch die des Tango selbst. In seiner konsequenten Erzählweise, die ganz auf den Tango vertraut, erschließt sich sein Weg durch die Gesellschaftsschichten. Einst in den Einwanderervierteln und Bordellen Südamerikas entstanden, erfreut sich jener Tanz längst in allen Teilen der Welt einer ungebrochenen Beliebtheit. Bis heute setzt sich seine Geschichte fort und hat mit der Aufnahme des Tango in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der Unesco 2009 seinen Höhepunkt erfahren.