Patrice: „Der Summerjam hat Haltung bewahrt“
Köln. Schon als Jugendlicher war Patrice als Besucher beim Summerjam, in diesem Jahr ist er der Headliner am Fühlinger See. Im Interview spricht der Sänger über seine ganz besondere Beziehung zu dem Festival.
Der Summerjam feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Was bedeutet dieses Festival für Sie persönlich?
Patrice: Das ist das Festival, bei dem ich schon als Kind und Jugendlicher war. Das war meine erste Erfahrung mit Livemusik, vor der Bühne hatte ich immer große Ehrfurcht. Damals gab es fast nur internationale Musiker, die beim Summerjam gespielt haben. Und 2000 bin ich dann erstmals selbst auf der Bühne gestanden und seitdem bin ich so so etwas wie ein Stammgast.
Ist das ein Heimspiel für Sie?
Patrice: Absolut, ich fühle mich dort extrem wohl. Mitten auf der Insel gelegen ist es ein sehr cooles Festival. Man kommt fast in eine andere Welt am Fühlinger See. Ich habe außerdem oft beim Summerjam meinen Geburtstag gefeiert, insofern ist das Festival auch eine Landmarke für mich, an der ein neues Lebensjahr beginnt.
Können Sie schon etwas zu Ihrem Auftritt beim Summerjam sagen?
Patrice: Nein, das soll eine Überraschung werden, wir arbeiten noch gerade daran. Aber eines kann ich jetzt schon sagen — das wird ein historischer Auftritt für ein großartiges Festival, das in einer Zeit auf Reggae gesetzt hat, als diese Musik noch nicht hierzulande im Trend lag. Es ist ein Festival, das Haltung bewahrt hat und das zu den größten der Welt gehört.
Welche Projekte haben Sie gerade?
Patrice: Ich arbeite an meinem Superalbum und werde bald die erste Single veröffentlichen. Das wird etwas ganz Besonderes sein. Außerdem steht die Arbeit zum nächsten Studioalbum an. Dazu kommt eine eigene Veranstaltungsreihe, der Super-Sunday. Dafür arbeite ich gerade mit dem Fernsehkoch Nelson Müller zusammen. Es wird eine Kombination aus Musik, visueller Kunst und Sterneküche. Sie wird dreimal im Jahr stattfinden. Derzeit suchen wir den passenden Ort dafür.
Patrice
Spüren Sie inzwischen auch so etwas wie Erfolgsdruck?
Patrice: Der einzige Druck, den ich spüre, ist der Druck, den ich mir selbst mache. Ich bin oft sehr unzufrieden, mit den Sachen, die ich gerade gemacht habe und versuche bei jedem neuen Album, es diesmal besser zu machen.
Sind Sie ein Perfektionist?
Patrice: Ich will in dem Moment, in dem ich etwa mache, immer so gut sein wie es geht und habe einen hohen Anspruch an mich und die Leute, mit denen ich Musik mache. Es ist aber auch wichtig, sich Freiheiten und Raum zur Improvisation zu lassen. Man kann nicht alles perfekt voraus planen. Manchmal entsteht auch aus den Dingen, die schief gehen, etwas Neues.
Sie kommen gerade aus Nigeria zurück. Was haben Sie dort erlebt?
Patrice: Ich war schon dreimal in Nigeria und bin tief beeindruckt. Die Großstadt Lagos ist sehr extrem, da leben unheimlich viele Menschen auf einem Fleck zusammen. Es ist aber auch ein hochkreativer Ort, wo ich die besten Schlagzeuger der Welt erlebt habe. Das hat mich sehr inspiriert.
Sie kommen aus Kerpen, sind aber sehr viel in der Welt unterwegs. Wie wichtig ist das für Sie?
Patrice: Das reisen gehört zu mir, ich bin eigentlich nirgendwo so richtig zu Hause. Meine Wurzeln nehme ich immer dorthin mit, wo ich gerade bin. Es ist mir wichtig, immer wieder neue Inspirationen zu bekommen und offen zu sein für Neues.
Gibt es noch Wunschorte für Sie?
Patrice: Ja, jede Menge. Gerade in Asien war ich noch sehr wenig unterwegs. Am liebsten würde ich mir einfach einen Rucksack nehmen und mich treiben zu lassen — ganz ohne große Pläne.
Welche Rolle spielt Köln für Sie?
Patrice: Ich bin in Köln geboren, war hier auf der Schule und lebe in einem Vorort von Kerpen, von dem ich schneller in Köln bin als im eigenen Stadtzentrum. Wenn man mich im Ausland fragt, woher ich komme, sage ich immer Köln. Das ist die Stadt, die ich am besten kenne.
Der Summerjam ist ein Ort, an dem viele Nationalitäten und Kulturen zusammentreffen. Kann so etwas in Zeiten von Pegida und Hogesa auch ein Vorbild sein?
Patrice: Ich denke, dass es am Besten ist Vorurteile, mit der Realität zu widerlegen. Man muss einfach die Dinge so machen, wie man sie für richtig hält, und muss gar nicht so bewusst ein Zeichen setzen wollen, wie das zum Beispiel beim einem Konzert gegen Rechts der Fall ist. Wer das Programm auf den Bühnen des Summerjam in der ganzen Vielfalt erlebt, erkennt schnell, das Vorurteile und Klischees falsch sind. Die Realität ist viel stärker.