Musik Vom Bergischen Land in die großen Kölner Säle
Köln · Das kommende Jahr ist im Kölner Karneval das Jahr der großen Jubiläen. Das Festkomitee wurde im selben Jahr 1823 gegründet wie das Traditionskorps der Roten Funken, die in ihrer Jubiläumssession das Dreigestirn stellen werden.
Mit den Höhnern feiert nach den Bläck Föss eine weitere kölsche Band ihr 50-jähriges Bestehen.
Zu den Stärken des Kölner Karnevals und seiner Musikszene gehört es aber auch, dass immer wieder erfolgreiche junge Musikgruppen nachrücken und die jecken Bühnen für sich erobern. Das gilt auch für die Klüngelköpp, die sich 2003 gegründet haben. Zum 20-jährigen Bestehen ist nun bei der Edition Lembertz eine reich bebilderte Biografie erschienen.
In Refrath lag die
Keimzelle der Klüngelköpp
Angefangen hat im Jahr 2003 alles im Bergischen Land. In Refrath lag die Keimzelle der Klüngelköpp. Dort waren Jochen Damm und Robert Kowalek bei einem Dienstleister für Videotechnik. Für beide war Musik die große Leidenschaft.
Jochen Damm hatte als Keyboarder damals seine eigene Coverband und trat auch mit dem späteren Frontmann der Klüngelköpp, Uwe Modler, gemeinsam auf. Der heutige Akkordeonist Robert Kowalek, der eigentlich das Piano als sein Instrument ausgewählt hatte, versuchte sich Anfang der 2000er Jahre mit dem späteren Gitarristen der Klüngeköpp, Frank Binninger, gerade als Musikproduzent.
Das erste Treffen der späteren Band gab es 2003 im Rather Hof. Der anfängliche Plan war es, mit kölschem Swing die heimatliche Musikkultur zu bereichern. So entstanden die ersten Lieder und mit dem Saxofonisten Mike Siegmund wurde aus dem Quartett eine fünfköpfige Band.
Bei der Namensfindung musste man sich zwischen Klüngelköpp und Schmitz Backes entscheiden. Diese Entscheidung brachte aber auch Probleme mit sich, was so manche Wortspiele zum Bandnamen im Laufe der Jahre zeigten. Das heutige Bandoutfit mit den Schiebermützen, den weißen Hemden und den Hosenträgern entstand eher durch Zufall bei einem Auftritt bei einem der ersten Sitzungscastings.
Den ersten Auftritt vor 100 Leuten gab es im Haus Vingst, damals noch ohne Gitarristen, was sich aber schon bald ändern sollte. Ziel der jungen Band war es, in der Session mehr als 100 Auftritte zu bekommen – in der ersten waren es noch knapp 25 gewesen. Das erforderte harte Arbeit von den fünf Musikern, die anfangs, noch ohne Crew, ihr Bühnenequipment selbst aufbauten. Schritt für Schritt tasteten sie sich an die Welt des Karnevals und seine Regeln heran.
Ihren Durchbruch schafften die Klüngelköpp 2007 mit ihrem Hit „Kölsche Nächte“. Im Laufe der Jahre folgten mit „Stääne“, „In Kölle verliebt“ oder „Jedäuf met 4711“ noch viele andere. Auch weitere personelle Veränderungen folgten. So kam 2008 mit Stephan Loschelders der erste Schlagzeuger hinzu. 2009 löste der heutige Frontmann Frank Reudenbach seinen Vorgänger Uwe Modler ab. Der heutige Gitarrist Jörg Bracht kam 2017 zur Band.
Das sollte sich als echter Glücksgriff erweisen. Reudenbach startete seine musikalische Karriere mit acht Jahren im Kölner Domchor und stieg später in die Band seines Vaters ein. 1990 gab es sein TV-Debüt als Stevie-Wonder-Imitator in der Rudi-Cartell-Show und wurde kurz darauf vom Phantasialand engagiert. Ab 1995 arbeitete er als Backgroundsänger unter anderem für Jennifer Rush, Chris de Burgh und Johnny Logan. Sechs Jahre begleitete er Schlagerstar Howard Carpendale bei dessen Touren.
Zu den Highlights in der Klüngelköpp-Karriere gehörte die große Trommelshow, welche die Band über Jahre hinweg weiterentwickelt und mit Effekten wie Bühnennebel versehen hat. Damit hatten die sechs Musiker ihr absolutes Alleinstellungsmerkmal, das von ihren Fans ausgiebig gefeiert wurde. Diese haben sich seit 2011 in einem eigenen Fanclub vereint.
In der von Tina van den Berg verfassten Klüngelköpp-Biografie können sich die Anhänger der Band auf eine unterhaltsame und spannende Reise durch die Welt der Schiebermützen begeben. Jedes Bandmitglied wird zu Beginn mit einer kurzen Biografie und einem ausführlichen Interview vorgestellt.
Im Buch kommen auch viele Kollegen aus den anderen Bands und Wegbegleiter wie Fööss-Frontmann Erry Stoklosa, Brings-Sänger Peter Brings, CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, Arena-Chef Stefan Löcher oder der frühere FC-Profi Matthias Scherz zu Wort. Die zahlreichen Bilder geben zudem Einblicke in das Leben und Arbeiten der Klüngelköpp auf und hinter der Bühne.
Zum Buch: Tina van den Berg: Klüngelköpp – 20 Jahre „In Kölle verliebt!“, Edition Lempertz, 130 Seiten, 25 Euro