Mnozil Brass feiert als Blechbläserensemble mit der aktuellen Tour „Jubelei“ sein 30-jähriges Bestehen. Wie ist die Idee ursprünglich entstanden?
Konzert Vom Wirtshaus in die Philharmonie
Köln · Gut 30 Jahre ist es her, dass ein paar Musikstudenten mit philharmonischen Ambitionen im Gasthaus Mnozil in Wien den Verlockungen der Wirtshausmusik nachgaben und so ganz ungeplant den Weg ins Entertainment Business einschlugen.
Man ließ die hehre Welt der Klassik hinter sich und bereiste den Globus fortan im Auftrag der angewandten Blasmusik. Der Erfolg stellte sich rasch ein und es kam, wie es kommen musste: Aus Studenten wurden schließlich selbst Professoren. Lehrende, die einzig danach trachteten, das Erlebte an ihre Schüler weiterzugeben. Im kommenden Jahr gibt es „Jubelei“, die Jubiläumstour von Mnozil Brass, die am 13. Februar ab 20 Uhr in der Kölner Philharmonie Station macht. Wir haben vorab mit einem der Gründer, dem Trompeter Thomas Gansch gesprochen.
Thomas Gansch: Gestartet sind wir als Musikantenstammtisch mit Studenten der Musikuniversität Wien. Das Wirtshaus Mnozil lag genau schräg gegenüber der Uni. Das freie Spielen, um die Leute vor Ort zu unterhalten, stand im krassen Gegensatz zu der strengen Disziplin, die wir in unserem klassischen Musikstudium einhalten mussten. Und je besser wir die Leute im Wirtshaus unterhalten haben, je mehr gab es für uns zum Trinken. Später wurde das Projekt immer intensiver und entwickelte sich zu einem professionellen Blechbläserensemble. Das war ein ganz langsamer Prozess und etwas, das wir im Ursprung so nie geplant hatten.
Wie haben Sie zu Ihrem gemeinsamen Repertoire gefunden?
Gansch: Das war ganz einfach. In der Regel kommen die Blechbläser vom Land und waren dort in den Blaskapellen und Musikvereinen aktiv. Da gibt es beim Repertoire viele Schnittstellen von der Polka über den Walzer bis zum Marsch. Das konnte jeder von uns spielen. Wir haben dieses Repertoire dann auf unsere Art und Weise neu interpretiert und neu arrangiert. Daraus ist im Laufe der Jahre unser ganz eigener Musikstil entstanden. Und jedes der anfangs fünf und später sieben Ensemblemitglieder hat seinen eigenen musikalischen Background eingebracht - vom Jazz über die Alte Musik und die Klassik. Ein Mitglied hatte sich auch der russischen Musik des 20. Jahrhunderts verschrieben. Im Ursprung haben wir alle Klassik studiert, mit dem Ziel Philharmoniker zu werden. Zum Glück ist dieser Plan gescheitert - sonst würde es heute Mnozil Brass nicht geben.
Wie sind Sie selbst zu Ihrem Instrument, der Trompete, gekommen?
Gansch: Ich hatte da gar keine Wahl. Ich war als Kind der Nachzügler einer Musikerfamilie und mein Bruder Hans war bereits erster Trompeter bei den Wiener Philharmonikern, als ich noch ein Kind war. Der Beschluss, dass ich später Trompeter werde, ist in der Familie wohl schon vor meiner Geburt gefallen. Ich hatte allerdings bei dem bekannten großen Bruder so meine Zweifel, ob ich es als Trompeter in der Klassik schaffen kann. Ich war da immer nur der kleine Bruder. Das hat sich geändert, als ich der Klassik den Rücken gekehrt habe.
Wie hat sich das gesellschaftliche Ansehen der Blasmusik verändert?
Gansch: Da hat sich in der Szene sehr viel verändert. Früher war es als Jugendlicher eher uncool, als Mitglied eines Musikvereins oder einer Blaskapelle gesehen zu werden. Da hat sich inzwischen die Einstellung der Menschen gewandelt, wozu wir als Mnozil Brass auch etwas beitragen konnten. So gibt es in Österreich das „Woodstock der Blasmusik“, ein Festival, das inzwischen die Größenordnung von „Wacken“ oder „Rock am Ring“ erreicht hat. Da trifft sich eine große, friedliche Gemeinschaft, und als Musiker ist man stolz, Teil davon zu sein. Der Erfolg zeigt sich auch darin, dass es inzwischen viele Nachahmer bei den Festivals gibt.
Wie hat sich das Projekt Mnozil Brass in den vergangenen gut drei Jahrzehnten entwickelt?
Gansch: Zu Beginn haben wir eine reine Gebrauchsmusik für Hochzeiten, Firmenfeiern oder im Wirtshaus gespielt. So konnten wir uns unser Publikum mit vielen Auftritten erarbeiten. Seit Mitte der 90er Jahre gibt es Mnozil Brass in der heutigen siebenköpfigen Besetzung. 1997 gab es das erste abendfüllende Konzert, davor hatten wir eher Feldforschung betrieben. Eine ganz zentrale Figur bei der Weiterentwicklung von Mnozil Brass war ab 2001 der Regisseur Bernd Jeschek. Mit ihm hatten wir ein achtes Augenpaar, das uns von außen beobachtet hat. Er hat uns auf der Bühne vorwärtsgebracht und dafür gesorgt, dass jedes Ensemblemitglied zu einer eigenen Bühnenpersönlichkeit wird. Er hat uns auch gezeigt, wie wir mit unserem Bühnenprogramm Geschichten erzählen können. „Das Trojanische Boot“ bei der Ruhr-Triennale war als Operette unsere erste Theaterarbeit. Später kam mit „Irmingard“ eine Oper bei den Salzburger Festspielen hinzu. Die vergangenen 30 Jahre waren für uns durchweg „learning by doing“ und wir konnten uns so immer weiterentwickeln, bis zu den aktuellen, erfolgreichen Projekten.
Was erwartet das Publikum beim Jubiläumsprogramm in der Kölner Philharmonie?
Gansch: Wir bieten unserem Publikum eine sehr breit aufgestellte, interessante Show mit humorigen Einlagen, wobei der Fokus klar auf der Musik liegen wird. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei - von Prokofjew über Schrammelmusik bis zu Whitney Houston. Das ist ein wirklich schönes Programm mit eingängiger, aber auch anspruchsvoller Musik geworden. Damit können wir unser Jubiläum würdig feiern.
Welche Beziehung haben Sie zu Köln?
Gansch: Wir waren schon früh in der Region rund um Köln als Ensemble zu Gast und haben uns dann vom Land in die Stadt und bis zur Philharmonie vorgearbeitet. In jungen Jahren war ich sehr oft in Köln, da mein Mentor Andy Haderer in der WDR Big Band gespielt hat. Für mich war Köln immer eine Stadt, in der ich mir es hätte vorstellen können, auch zu leben.
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