wallraf Weltpremiere mit Susanna-Ausstellung

Köln · Der Höhepunkt des kommenden Ausstellungsjahres im Wallraf-Richartz-Museum heißt „Susanna – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ und startet am Freitag, 28. Oktober 2022. Mit dieser weltweit ersten Ausstellung zur biblischen Susanna in der Kunst widmet sich das Wallraf einer Erzähl- und Bildtradition, die vor dem Hintergrund der MeToo-Bewegung kaum aktueller sein könnte.

Die Ausstellung zur biblischen Susanna in der Kunst wird Höhepunkt des kommenden Ausstellungsjahres im Wallraf-Richartz-Museum.

Foto: bpk / RMN - Grand Palais / Philipp Bernard/bpk RMN

Mit der Ausstellung zeigt das Museum, dass Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt schon seit Jahrhunderten in der Malerei verhandelt werden: Die biblische Erzählung von der Nötigung der Susanna durch zwei Richter übt schon seit dem Mittelalter großen Einfluss auf die Kunst aus.

Den spannenden Weg des Susannen-Motivs durch mehrere Jahrhunderte Kunstgeschichte zeichnet das Museum mit hochklassigen Werken von Meistern wie Artemisia Gentileschi, Anthonis van Dyck, Eugène Delacroix, Édouard Manet und Lovis Corinth sowie zeitgenössischen Künstlerinnen wie Katheleen Gilje und Zoe Leonard nach. Die rund 90 Exponate und Leihgaben aus international renommierten Museen sind bis zum 26. Februar 2023 exklusiv in Köln zu sehen. 

Von A wie Appiani bis Z wie Zischler reicht die Bandbreite der weiteren Ausstellungen, mit denen das Wallraf im kommenden Jahr seine Besucher für die Kunst begeistern wird: Den Start macht am 18. März 2022 die Graphikschau„Abenteuer Appiani“, die den bedeutenden Freskenmaler dank mehrerer Entdeckungen im eigenen Bestand erstmals als Zeichner würdigt. Unlängst entdeckten Experten in der rund 70.000 Blatt umfassenden Graphiksammlung des Wallraf ein bedeutendes Konvolut von Appiani-Arbeiten, die bis dahin als Werke von anderen Künstlern galten. Mit diesen bis dato unbekannten Schätzen wird das Wallraf den Rokokokünstler nun erstmals umfassend als Zeichner würdigen.

Von Ostern 2022 bis Ostern 2023 werden in der Mittelalterabteilung die sieben Tafeln der „Karlsruher Passion“ wiedervereint, deren dramatische Erzählkunst zum Besten zählt, was die Malerei des Spätmittelalters hervorgebracht hat.

Jüngste Forschungen vermuten, dass der Straßburger Hans Hirtz, ein Zeitgenosse Stefan Lochners, das Werk gemalt hat. Seine Erzählkunst ist dramatisch und faszinierend zugleich: Energisch treibt er mit seinem Malstil die Handlung von Bild zu Bild voran. Geschickt wiederholt Hirtz dabei bestimmte Figuren und verbindet somit die einzelnen Tafeln miteinander. Bildübergreifende Landschafts- und Architekturdarstellungen sorgen zudem für räumliche Kontinuität. Die berühmte „Gefangennahme Christi“ aus dem Wallraf erzählt zusammen mit den sechs Tafeln aus der Karlsruher Kunsthalle wieder die ganze Passionsgeschichte.

Schattenspiele, Wunderlaternen, Stroboskopscheiben und der legendäre Cinematograph der Gebrüder Lumiere sind nur einige der 25.000 Objekte aus der faszinierenden Sammlung von Regisseur Werner Nekes, die das Wallraf in Kooperation mit der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Uni Köln in der Trilogie „Sensation des Sehens“ mit eigenen Gemälden zusammenbringt.

Der legendäre Filmregisseur aus Mülheim an der Ruhr war von der „Geschichte der Bilderzeugung“, wie er sie selbst nannte, derart fasziniert, dass er in 30 Jahren die weltweit größte und beste Kollektion zur Mediengeschichte der letzten vierhundert Jahre zusammentrug. In gleich drei aufeinander folgenden Ausstellungen treffen die „laufenden Bilder“ auf Gemälde aus Mittelalter, Barock und Neuzeit. Den Auftakt zu der Ausstellungstrilogie „Sensation des Sehens“ macht vom 3. Juni 2022 bis zum 23. April 2023 „Die Sammlung Nekes – Vol. 1 Barock“. Im großen Fenstersaal der Barockabteilung wird dafür eine eigene Wunderkammer errichtet, in der augentäuschender Realismus und dramatische Bewegtheit auf die Besucher warten.

Im Mittelpunkt der Graphikschau„Cellini – Goethe – Paffenholz“ stehen vom 24. Juni bis 4. September 2022 die beeindruckenden Holzschnitte von Peter Josef Paffenholz, mit denen der Kölner Künstler und Kommunist - trotz Arbeitsverbot durch die Nationalsozialisten - das von Goethe übersetzte Lehrbuch Cellinis illustrierte. Mit seinen Blättern illustriert Paffenholz nicht nur das zeichnerische Ideal der Renaissance, sondern kommentiert die Herrschaft der Nationalsozialisten in einer gezielten Indirektheit, die bis heute nachhallt.

Hanns Zischler, der bekannte Schauspieler, Schriftsteller und Fotograf, wird eine eigene Ausstellung für das Wallraf kuratieren. Für „Bann und Befreiung – Vom Lesen und Schreiben“ taucht der vielseitige Künstler in die Tiefen der Graphischen Sammlung ein. Welche Arbeiten Zischler dafür auswählt und wie er sie präsentiert, das verrät das Museum ab dem 23. September 2022.