Burscheider Schützen feiern ihr Oktoberfest

Zur bergischen Wiesn kamen viele Besucher. Sumpfkröten heizen im Saal ein.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Seit zwölf Jahren gibt es einen Höhepunkt im Terminkalender des Burscheider Schützenvereins: das Oktoberfest. Auch am Freitagabend riss der Besucherstrom Richtung Schützenhalle nicht ab. Der 1. Vorsitzende Michael Wehner legte selbst jedem Ankömmling das obligate Band ums Handgelenk. Dass der Abend bis ins Detail wieder das große Münchner Oktoberfest zum Vorbild hatte, gehört auch zur Tradition.

Warum holen die weiblichen Gäste manchmal nur für diesen einen Abend ihr reich verziertes Dirndlkleid aus dem Schrank, und die Herren zwängen sich in Krachlederne, gehalten von nostalgisch bunten Hosenträgern? Die Mitglieder der Burscheider Schützen feierten bereits vor dieser Oktoberfest-Variante eine Extra-zugabe nach der Schützensaison. Karin Ceravolo erinnert sich genau: „Schon vor 2005 gab es bei uns einen Lederhosenclub. Diese Gruppe reiste regelmäßig nach München auf die Wiesn. Dort lernten sie die Partyband Sumpfkröten kennen. Seit dem besteht mit den sechs Musikern eine angenehm freundschaftliche Verbindung.“

In den beiden Herbstmonaten tourt die vielseitige Band von Oktoberfest zu Oktoberfest und das von ihrem Heimatort Großarl im Salzburger Land über Süddeutschland bis hinauf nach Burscheid als letzte Station. Aus dem Lederhosenclub der Schützen wurde auf diese Weise ein zünftiges Gewimmel von Dirndlkleidern jeder Größe, jeden Musters und noch mehr Farben, einschließlich der nicht zu übersehenden „Aussicht“, die die Rüschen und Spitzen umrundeten.

Für diesen besonderen Abend trug auch Karin Ceravolo ihr Dirndl. Sie amüsierte sich aber noch über ihre Kinderzeit im Luisental. „Meine Mutter war es leid, meine Röcke zu reparieren, die beim Rutschen den Erdhang hinunter sehr litten. So bekam ich eines Tages eine rote, stabile Lederhose — die hielt meine sportlichen Aktivitäten länger aus.“

Bereits die ersten Töne der Sumpfkröten ließen die Schützenhalle erbeben — die andauernden Klatschorgien der Zuhörer taten ihr Übriges. Für einen Atemzug frische Luft war Ulrike Elstermeier ins Foyer gewechselt. Trotz komplett gestyltem Gewand wurde aus ihrem Wunsch nach Tanzschritten leider nichts. Auf ärztliche Anordnung bewegte sie sich mit zwei Gehstützen vorwärts. Das tat ihrer Festlaune aber keinen Abbruch.

Kam sie von weither angereist? „Ich bin in Burscheid geboren — habe aber über zehn Jahre in München gewohnt und dort die Original-Wiesn mehrfach genossen. In den Riesenzelten trug ich aber lieber Lederhosen als schicke Dirndl. Dort war es erfahrungsgemäß angebracht. Als Pensionäre haben mein Mann und ich beschlossen, wieder in meine alte Heimat zurückzuziehen. Das Burscheider Oktoberfest erlebe ich zum ersten Mal und bin begeistert.“

Wie Michael Wehner erklärte, sind sämtliche Plätze an den Tischen schon lange vorher bestellt und reserviert, da sorgen sogar „westfälische Bayern“ aus Haltern rechtzeitig dafür, ihre Teilnahme festzumachen. Der große Rest der Besucher ist es schon gewohnt, für die nächsten vier bis fünf Stunden mit den Stehtischen vorliebzunehmen und sich bis zu den frischen Brezen und den Grillwürsten durch die dicht gedrängte Menschenmenge zu schieben.