Lucky aus Kanalschacht gerettet
Der Mischling war seit Dienstag vermisst worden. Schülern fiel sein Wimmern nahe dem Hallenbad auf.
Burscheid. Dienstagnachmittag, gegen 15.45 Uhr. Ursula Schüttler geht wie so oft mit ihrem Hund Lucky am Bornheimer Bach spazieren. Auf dem Rückweg zum Parkplatz im Hagen will sie gerade noch drei Himbeeren pflücken und lässt den Hund kurz laufen, damit er saufen kann. „Dann drehe ich mich um und der Hund ist weg“, erzählt die 58-Jährige im Rückblick.
Sie sucht alles ab, kehrt am Abend noch zweimal zurück, auch in Begleitung der Tochter — vergebens. Lucky bleibt verschwunden. Auch Anrufe bei Tierärzten, der Polizei und dem Tierheim Wermelskirchen, wo Schüttler den damals zweijährigen Mischling vor neun Jahren entdeckt hatte, bleiben erfolglos. Es folgt eine schlaflose Nacht.
Mittwochmorgen, gegen 7.45 Uhr. Realschüler der Klasse 8c sind mit ihrer Lehrerin Doris Grünewald auf dem Weg zum Wald, um dort zu musizieren. Andere Neuntklässler bummeln von der Bushaltestelle zum Unterricht in die Realschule. Einigen Schülern fällt dabei ein Wimmern auf, das aus den Gullyschächten nach oben dringt. „Durch das Echo konnten wir nicht genau ausmachen, um welchen Gully es sich handelte“, erzählt Achtklässlerin Franziska Behling (14), eine der Ohrenzeugen.
Zur Sicherheit rufen die Schüler zuerst Lehrerin Grünewald hinzu. Als auch diese das Wimmern hört, wird sofort die Realschulsekretärin Sigrid Haupt eingeschaltet. Sie alarmiert Polizei und Feuerwehr.
Die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr haben zunächst das gleiche Problem wie die aufmerksamen Realschüler. Mehrere Gullydeckel werden abgehoben, bis der richtige gefunden ist. In etwa sechs Meter Tiefe entdecken sie den erschöpften Lucky. Mit einem Rettungsgeschirr wird der Retriever/Rhodesien-Ridgeback-Mischling wieder ans Tageslicht geholt.
Bis auf eine große Beule am Kopf ist der Hund unversehrt. Er wird zunächst in einen der von der Stadt Burscheid für Findhunde angemieteten Zwinger gebracht. Ein Gang zum Tierarzt ist nicht notwendig.
Dann beginnt die Suche nach dem Besitzer. Die Vermisstenmeldungen von Ursula Schüttler sind schnell ein Anhaltspunkt für Stadt und Polizei; auch Schüttler selbst hat inzwischen von dem Hund im Kanal erfahren und Kontakt zu den Behörden aufgenommen. Um 13.20 Uhr, gut 21 Stunden nach seinem Verschwinden und fünf Stunden nach seiner Rettung aus dem Kanal, kann sie Lucky wieder glücklich in ihre Arme schließen.
Auf welchem Weg ihr Hund in den Kanal geraten ist, kann nur vermutet werden. Wahrscheinlich ist Lucky am Bornheimer Bach in ein Einleitungsrohr für Regenwasser gekrochen und hat anschließend die Orientierung verloren.
Ursula Schüttler jedenfalls hat sich gleich den Namen von Franziska Behling notiert. In den nächsten Tagen will sie sich bei den hilfreichen Schülern der Evangelischen Realschule bedanken.