Burscheid Nach 140 Jahren Männer-Regie: Jetzt übernimmt die Tochter

Gartenbau Pfleger gibt es nun in der fünften Generation. Jessica Pfleger (35) führt die Geschäfte — und entwickelt neue Ideen.

Foto: Pfleger

Burscheid. Lange war es nicht klar, dass das Burscheider Traditionsunternehmen Gartenbau Pfleger mit Sitz an der Hauptstraße in Familienhand bleiben — und damit überhaupt weiter existieren würde. Jetzt aber hat Tochter Jessica die Geschäfte ihres Vaters Rainer übernommen.

Foto: D. Siewert

Sie ist die erste Frau in der 5. Generation — sieht man einmal von ihrer Mutter Brigitte ab, die mit zum Geschäft gehörte. Ansonsten zieren nur Männerköpfe die Galerie der Burscheider Firmengeschichte, die mit August Pfleger 1878 an der Hauptstraße 133 in Burscheid begann. Eigentlich sogar schon früher, wie ein Familiendokument von 1870 belegt, in dem sich der Firmengründer öffentlich als Blumen- und Gartenexperte empfiehlt. „Mit dem Versprechen prompter und reeller Bedienung.“ Dann folgten Willy, Walter, Rainer — und jetzt Jessica Pfleger.

„Vor Jahren hatten wir nicht damit gerechnet, dass unseren Betrieb eins von unseren Kindern übernehmen würde“, erklärt Mutter Brigitte. „Wir hätten sonst alles verkauft.“ Einen Schlussstrich hätte man gezogen. Ohne Wehmut? „Ich habe auch so genügend Hobbys“, sagt Rainer Pfleger. Aber dann sagt er auch, mit Blick auf die Ahnengalerie: „Das ist schon toll, dass sie das in Angriff nimmt — als Frau.“

Völlig unaufgeregt sieht die 35-Jährige diesen Wechsel und ist eher genervt vom vielen Regen in den ersten Tagen als Chefin des Betriebes, weil sie dadurch ihre eigentlich Arbeit auf den Gräbern immer wieder abbrechen und verschieben muss. „Ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen und bin jetzt beruflich angekommen. Es ist eine Ehre, die Gräber der Verstorbenen zu pflegen.“

2008 spezialisierte Rainer Pfleger sich auf die Grabpflege, 2010 entschied sich die Tochter, im heimischen Betrieb anzufangen. Sie hatte zwar ihre Ausbildung bei ihrem Vater in der Familiengärtnerei absolviert, ging dann aber in den Garten- und Landschaftsbau in einem Betrieb in Leichlingen und wurde daraufhin Greenkeeperin und Gärtnerin im Golfclub Dreibäumen.

Mit derartigen Erfahrungen ausgestattet, sieht sie ihren Beruf heute als kreativ an. Wo früher zumeist Buchsbäumchen als Umrandung Standard gewesen seien, würden heute Gräber viel mehr gestaltet. „Mehr Bodendecker sind gefragt, weniger Erde, dafür mehr Steine — und alte Wurzeln zur Dekoration.“