Sigurd Tesche arbeitet mit Tatort-Kommissar Borowski

Der Witzheldener Tierfilmer produziert „The Blue Planet“ auf Deutsch. Mit dem Schauspieler Axel Milberg als Sprecher.

Rhein.-Berg. Kreis.Der Besuch des Witzheldener Dokumentarfilmers Sigurd Tesche beim Bergischen Volksboten liegt schon einige Jahre zurück. Damals, vor sieben Jahren, stellte der Naturfilmer einen Fernsehbeitrag zur Rettung der Seepferdchen vor. Doch wer geglaubt hatte, dass sich der Naturliebhaber mit dem Beitrag im Alter von 71 Jahren langsam zurückziehen würde, konnte den Mann nicht kennen.

Wenn einer im sprichwörtlichen Unruhestand ist, dann Sigurd Tesche. Der bergische Tierfilmer wird im April 78 Jahre alt und hat in seinem bewegten Leben bereits über 600 Filmproduktionen hinter sich. Doch während andere Senioren den Ruhestand genießen, kommt der Kameramann gerade von Winterdreharbeiten aus Alaska zurück. „Wir hatten Tagestemperaturen zwischen 10 und 15 Grad Minus“, erinnert sich Sigurd Tesche und fachsimpelt dabei über Thermowäsche und die Beschaffenheit von Snowboots. Denn eine gute Ausrüstung war für ihn und den Cronenberger Kameramann Michael Kretschmann unerlässlich. Immerhin drehten die beiden stillstehend im Tiefschnee zwischen 3000 bis 4000 Seeadler. „Ein Phänomen, das nur zwei kurze Wochen Ende November auftaucht“, erklärt Tesche. Der letzte Laichzug der Lachse in Alaska führt die Tiere in den fest zugefrorenen Chilkoot River.

Foto: Tesche Dokumentarfilm

An einigen Stellen drückt warmes Quellwasser an die Oberfläche und lässt das Eis schmelzen. „Hier ist das Jagdrevier der Seeadler“, schwärmt Sigurd Tesche. In einer Region, in der sonst maximal 400 Brutpaare zu finden sind, tummeln sich Ende November Tausende der gewaltigen Greifvögel und kämpfen um die fischreiche Beute. Der Weg zu ihnen ist beschwerlich. Über London, Seattle ging es nach Juneau. Aus der Hauptstadt Alaskas geht es dann im Winter nur noch per Kufenflugzeugen weiter. „Und unser Zielort Haines hat nur noch einen winzigen Airstrip“ erinnert sich der 78-Jährige. Die Adler-Drehs sind Teil einer internationalen Produktion. Auch Beiträge über Murmeltiere, Bergbäche oder Gottesanbeterinnen sind darin zu sehen.

Der Terminplan des Tierfilmers, der fast immer mit seiner Tochter Natali arbeitet, ist voll. Natali Tesche-Ricciardi ist verheiratet, hat eine Tochter, lebt in den Staaten und arbeitet von dort aus in der Tesche-Dokumentarfilm mit.

Gleich nach seiner Rückkehr aus Alaska ging es für den Solinger Tierfilmer gleich weiter nach München. Hier traf er den Schauspieler Axel Milberg. „Er ist die ideale Besetzung für die deutsche Fassung des ‚Blauen Planeten‘“, schwärmt Tesche von der Studioarbeit mit dem Schauspieler, der als Kieler Tatortkommissar Borowski an der Ostsee ermittelt.

Die BBC-Serie „Blue Planet“ ist seit 2001 eine einzige Erfolgsstory. Schon die erste Fassung der Naturbeiträge des britischen Tierfilmers Sir David Attenborough brach 2001 Rekorde. Der erste Sendetermin der Folgeserie kam jetzt im Herbst in Großbritannien auf eine Einschaltquote von 42 Prozent. Fachleute wissen, dass so ein Erfolg sonst nur über Fußball-Endspiele zu erreichen ist.

Im „Blauen Planet II“ erzählt Milberg in sechs Folgen die Geschichte der Weltmeere und seiner Bewohner. Gedreht wurde mit modernster Technik und an Drehorten wie den Wellenbergen vor Hawaii, die nur Profis beherrschen können. Bei allen Sendeteilen geht es um Schwerpunktthemen wie Korallen, Umwelt, Küsten oder die Tiefsee.

Alles perfekt unterlegt von der Filmmusik des deutschen Hollywood-Komponisten Hans Zimmer. „Für uns war es nicht leicht, die neu geschnittenen Szenen zu kürzen, ohne dem Film und seiner Musik wehzutun“, beschreibt Sigurd Tesche die eigentlich schwere Arbeit, die Serienteile aus der englischen in die deutsche Fassung zu transportieren. Immerhin wird der Film dabei von 50 Minuten auf knapp 43 Minuten gekürzt.

Ein Profi wie Milberg sei dabei schon sehr hilfreich gewesen, sagt Tesche. „Faszinierend, wie Axel Milberg dabei nuanciert“, beschreibt der Tierfilmer die Qualität des Schauspielers als Studiosprecher. Der sah sich in München gebannt die aufwendig gedrehten Filme der BBC-Profis im Vorfeld an und fühlt sich seither den Meeren näher als vorher. Besonders der Quadratkilometer große Teppich aus Plastikmüll, den die britischen Kameramänner in der Andamanensee im Golf von Bengalen gefilmt hätten, führten bei Milberg zu dem Entschluss, sich künftig auch bei Naturthemen oder ökologischen Meeresproblemen zu engagieren.

In Südafrika engagieren sich Axel Milberg und Ehefrau Judith schon lange in Kinderhilfsprojekten der Umckaloabo-Stiftung.

Den Ort einer fast vergessenen ökologischen Katastrophe wird Sigurd Tesche im Frühjahr besuchen. „Es geht um Hummer, die wir für die gleiche Produktion filmen wie im Winter die Adler“, erklärt Tesche. Die findet der Naturfilmer wiederum in Kanada in einem alten Öltanker. Die „Arrow“, die zur Onassis-Reederei gehörte, sank im Februar 1970 vor Nova Scotia. Spektakulär damals die Bergung ihrer Ladung. „Heute“, schwärmt der Tierfilmer, „hat sich in ihr ein riesiger Unterwassergarten gebildet.“ Ein wahres Paradies für Fische und gewaltige Hummer.