Tagesmütter wollen sich gegenseitig vertreten
Eine neue IG hat ein Konzept erstellt, das dem Kreisjugendamt als Arbeitsgrundlage dienen soll.
Burscheid. Einige Räume des Familienzentrums auf der Schützeneich sind am Montagabend noch hell erleuchtet. Dort sitzen acht Frauen um einen einfachen Tisch und machen einen zufriedenen Eindruck. In der vergangenen Stunde war etwas Neues ins Leben gerufen worden, das sie hoffen lässt, ihre Belange in Zukunft gezielter durchsetzen zu können.
Bei den acht Frauen handelt es sich um Tagesmütter, die meist neben ihren eigenen Kindern während der Woche zusätzlich bis zu fünf weitere Kleinkinder in ihrer Privatwohnung betreuen.
Es gibt auch andere Modelle, zum Beispiel das Anmieten von Fremdräumen oder die Betreuung innerhalb einer Familie mit mehreren Kindern. Auch die Großtagespflege, bei der sich bis zu drei Tagesmütter um maximal neun Kinder kümmern, ist im Kommen.
Für diese ganze Branche will die jetzt in Burscheid gegründete „Interessengemeinschaft Kindertagespflege Rheinisch-Bergischer Kreis“ Sprachrohr sein — mit gutem Grund.
Die Burscheider Vorsitzende Jenny Zyball sowie ihre Stellvertreterinnen Barbara Lieske (Leichlingen) und Hannelore Kaiser (Burscheid) wissen um die Probleme ihres Berufs. Weil sie bisher meist Einzelkämpferinnen waren, gibt es profunde Unterschiede in der Alltagspraxis jeder Einzelnen — von der Berechnung der Krankenversicherungsanteile über die unterschiedlichen Tagessätzen bis zu den Materialerstattungen.
Den endgültigen Anstoß zur Bildung einer Gemeinschaft kam während einer CDU-Tagung für Tagesmütter und -väter im Düsseldorfer Landtag. Der Austausch mit den Teilnehmern zeigte: Ein Problem, das beispielsweise in Essen besteht, hat in einer anderen Region bereits eine gute Lösung gefunden.
Besonders drängend ist die Frage der Vertretung im Krankheitsfall. Hannelore Kaiser: „Fällt eine der Tagesmütter aus, gibt es nicht immer eine Möglichkeit, ein Kind auf die Schnelle anderweitig unterzubringen. Wo es klappt, ist die Bezahlung der Vertretung ungeklärt und muss oft von den Eltern zusätzlich gedeckt werden. Wer da keine nette Oma aus dem Ärmel ziehen kann, befindet sich in einem Dilemma.“
Die Interessengemeinschaft hat jetzt ein Konzept entwickelt, das dem Kreisjugendamt als Arbeitsgrundlage vorgelegt werden soll. Es hat zum Ziel, dass Tagesmütter sich untereinander vertreten dürfen und die Mehrkosten dafür übernommen werden. Zu klären ist dabei noch der Umgang mit der Obergrenze von fünf Kindern, die pro Tag betreut werden dürfen.
„Unser Konzept sieht vor, dass sich immer zwei Tagesmütter gegenseitig vertreten können und sich dann auch mit den Kindern besuchen, damit diese im Vertretungsfall die neue Tagespflegeperson schon kennen“, sagt Jenny Zyball.
Bis zu zehn Tage im Jahr kann eine Tagesmutter ausfallen, ohne auf ihre Einnahmen verzichten zu müssen. Nicht gerade viel vor dem Hintergrund, dass ja nicht nur die Betreuungsperson selbst krank werden kann, sondern auch eines ihrer eigenen Kinder.
Eltern schätzen an der Kindertagespflege im Vergleich zu Kindertagesstätten vor allem die Möglichkeit der individuelleren Betreuungsvereinbarungen. Auch für Jenny Zyball selbst war das ein Grund für ihre Berufswahl. „Mein Sohn geht ins zweite Schuljahr und kann dadurch nach der Schule nach Hause kommen und muss nicht bis zum späten Nachmittag in der offenen Ganztagsschule bleiben.“
Mit Werbung und Information will die neue Interessengemeinschaft dafür sorgen, dass sich möglichst viele Berufskollegen anschließen — darunter auch die mindestens zehn Tagesväter im Rheinisch-Bergischen Kreis. Ansprechpartnerin ist die Vorsitzende Jenny Zyball unter Telefon 01 76/44 46 80 38.