Jazz-Konzert im Haus der Kunst Temperament und Tempo
Burscheid. · Die New Orleans Jazzband Cologne begeistere im fast ausverkauften Haus der Kunst.
Kein Wochenende, kein Feiertag - trotzdem füllte sich am Montagabend der Saal im Haus der Kunst bis auf wenige Plätze. Das Konzert der New Orleans Jazzband Cologne versprach zwei Stunden mit groovigen Klängen im Originalstil aus der Wiege der dynamischen Musikszene im Südosten der USA.
Schlagzeuger Reinhard Küpper (Langenfeld) und Pianist Georg „Schröder“ Derks (Kempen) stellten ihre Bandmitglieder vor: An der Posaune: Bart Brouwer (geboren in den Niederlanden), an Banjo und Gitarre: Hans-Martin „Büli“ Schöning, Trompete: Bruno van Acoleyen (geb. in Belgien), Klarinette: John Defferary (geb. in Großbritannien). Am Kontrabass Markus „Benny“ Daniels. Seit 2015 tourt das Ensemble in dieser Besetzung, wechselte zwar sein Logo, blieb jedoch seinem Musikstil unverändert treu.
Schon die fetzigen Einstiegs-Rhythmen brachten Füße und Hände der Besucher in dezente Bewegungen. Mit Klatschmarsch begrüßt wurde der absolute Star des Programms. Jazz-Koriphäe und begnadete Sängerin Tricia Boutté aus New Orleans war bereits 2016 mit dieser Band unterwegs und folgte der erneuten Einladung. Eng verbunden ist sie jedoch mit den Musikern schon seit ihrer Kindheit, als das Stimmvolumen ihrer Tante Lillian viele Jahre die Jazz-Szene beherrschte.
Tricia Boutté lebt den Sound ebenfalls von den Fingerspitzen bis zu den Zehen. Auch wenn ihre Stimme sich zurückhielt, übernahm ihr Körper Melodie und Ausdruck vom New-Orleans-Jazzfeeling. Dies wurde noch deutlicher, als ihre Füße den Kontakt mit der Bühne aufnahmen ohne die immerhin eleganten Schuhe. Lachend und witzig erklärte sie auch ihre neueste Frisur. Ihre freie, heitere Art steigerte noch den Beifall für die ebenso weiche wie starke Kraft ihrer Liedvorträge. Temperament und rasantes Tempo teilte sie mit den sieben Instrumentalisten. Deren Solo-Improvisationen wurden vom Publikum entsprechend honoriert. Standing Ovations gab es für den Welt-Oldie im gefühlvollen Bluestakt: „What a difference a day made“. Dass Tricia Boutté sich ausschließlich auf Englisch ans Publikum wandte, war kein Hindernis. Klar verstand man auch, wer von dem Erlös der angebotenen Tonträger am meisten profitierte: Tricia‘s große Vorgängerin und Vorbild Tante Lillian Boutté (69) ist schwer erkrankt. Ihre treuen Bandmitglieder geben mit Benefizanteilen ihrer Konzerte ein Stück Dank an sie zurück.
Im Haus der Kunst war so auch ein großer Song dieser „Königin von Ascona“, gesungen von Nichte Tricia, ein Glanzpunkt des Abends. Schlagzeuger und Musikvermittler Reinhard Küpper ludt bereits für das Weihnachts-Special der Band am 2. Dezember ein.