Von Matrosen und Maskottchen

Am Wochenende war Köln die Hauptstadt des europäischen Handballs und empfing die vier Topteams zum Final 4 der Champions League.

Köln. Die fünf Matrosen aus Straßburg gehören schon fast zum Inventar des Final 4 in der Handball Champions League. Dort trafen am Wochenende Paris Saint Germain, der HBV Nantes, Montpellier HB und der HC Vardar aus Skopie aufeinander. „Für mich ist Paris der klare Favorit. Wir freuen uns aber auch, dass drei französische Teams hier im Final 4 stehen. Toll wäre ein Finale Paris Montpellier mit einem Siegestor in letzter Minute von Paris — und als Torschütze Daniel Narcisse“, hatte Nelson Kascher bereits mittags vor dem ersten Halbfinale klare Vorstellungen über den Verlauf des Turniers. Bereits zum neunten Mal waren die Matrosen in Köln dabei. „Und die Tickets für 2019 haben wir auch schon gekauft. Die Stimmung ist genial, darauf wollen wir nicht verzichten“, sagt Didier Keller gut gelaunt.

Beim Vorverkauf für das kommende Jahr hat sich bereits am frühen Samstagnachmittag eine lange Schlange gebildet. Weiße Schirme schützen hier die Handballfans etwas vor der Sonne. Begeistert vom Sportevent sind Le Monnier und Stephan Pelloch aus Nantes, die mit Bus und Auto zwölf Stunden nach Köln unterwegs waren. „Nantes hat hier eine kleine Außenseiterchance. Aber für Paris werden wir im Halbfinale ein sehr unangenehmer Gegner sein“, ist sich Pelloch sicher und sollte recht behalten. Von der Veranstaltung sind beide begeistert: „Trotz der vielen Leute von verschiedenen Vereinen geht es hier absolut fair und friedlich zu — ganz anders als beim Fußball. Beim Handball hält man als Fans zusammen“, betont Monnier.

Aus Sardinien sind Fans von Montpellier extra angereist. „Wir sind Fans von Diego Simonet und wir sind uns sicher, dass Montpellier das Final 4 in diesem Jahr gewinnen wird“, sagt Francesco selbstbewusst. Ähnlich viel Zuversicht bringen auch die Anhänger des Titelverteidigers aus Skopje mit an den Rhein. „Wir sind die Champions, das ist jetzt schon klar. Kein anderer kann hier gewinnen“, sagt Viktor Kostadinov, auch wenn es später anders kommt. Und für Köln gibt es als Gastgeber viel Lob: „Das ist die perfekte Stadt. Die Leute sind klasse und Bier sowie Essen schmecken super“, sagt der Vardar-Anhänger, der aus der Schweiz angereist ist.

Foto: Stephan Eppinger

Besondere Fanfreundschaften gehören ebenfalls zum Kölner Final 4. Das gilt für die beiden THW-Kiel-Fans Jörn Groth und Kathrin Voigt, die bei den Fans aus Nantes stehen und auf das erste Halbfinale warten: „Wir kennen uns seit drei Jahren. Damals waren die Leute aus Nantes in Köln und haben Veszprem aus Ungarn unterstützt. Daraus ist eine Freundschaft entstanden, wir waren auch schon in Nantes zu Besuch“, sagt Groth.

Und Voigt trägt ein Nantes-Trikot, weil sie ein großer Fan von Dominik Klein ist, der für die Franzosen in Köln aufläuft. „Köln ist für mich das schönste Handballevent. Für Nantes wird es aber nicht einfach im Halbfinale gegen Paris“, sagt Groth. Für die Kieler stehen die Chancen auf eine Rückkehr ihres eigenen Teams nach Köln eher schlecht. „Nächstes Jahr wird auf jeden Fall nichts daraus, da sie sich nicht für die Champions League qualifiziert haben. Aber die Hoffnung geben wir natürlich nicht auf.“

Im Trikot der Rhein-Neckar-Löwen ist der Aachener Johannes Corsten unterwegs. Er wird beim Final 4 Paris anfeuern. „Das Team gefällt mir wegen Uwe Gensheimer. Der ist eine gute Identifikationsfigur. Für die Rhein-Neckar-Löwen habe ich mich schon bei ihrer Gründung interessiert“, sagt der Aachener, der schon zum neunten Mal zu Gast beim Final 4 ist. „Hier gibt es hochklassigen Handball und der Weg von Aachen ist ja nicht so weit.“

Normalerweise feuern Bettina Damke, Sabine Bassan und Svenja Lüking den THW Kiel und die Hannoveraner Recken an. Jetzt sind die drei Damen aus Hannover in Köln zu Gast. Während die ersten beiden wegen Dominik Klein auf der Seite von Nantes stehen, hofft Lüking darauf, dass Skopje den Titel gegen die „französische Übermacht“ verteidigen kann. „Es ist traurig, dass der THW nicht dabei ist und dass sich daran auch im kommenden Jahr nichts ändern wird. Aber so kann sich das Team etwas ausruhen und wieder Kraft für die Zukunft tanken“, sagt Damke. „Uns gefällt das Event, weil es so friedlich ist und eine großartige Atmosphäre hat. Und bei dem Wetter direkt am Rhein zu sein, ist großartig“, ergänzt Bassan.

In der Arena sind die Anhänger aus Nantes der größte Fanblock — gut erkennbar an den violetten T-Shirts mit dem siegessicheren Aufdruck „Wir werden Geschichte schreiben.“ Zur Fankurve gehört auch die eigens aus Frankreich angereiste Musikkappelle, die direkt zum ersten Halbfinale mächtig Gas gibt. Und die Energie scheint sich auf das eigene Team zu übertragen: Nantes besiegt überraschend den Favoriten aus Paris und der Jubel fällt entsprechend mächtig aus. Im zweiten Spiel holt mit Montpellier der nächste Außenseiter den Favoriten und zieht unter dem Jubel sowohl der Fans aus Nantes und Paris ins Finale ein.