Verkehr Wenn der Lokführer das Wort ergreift
Wer mit der Bahn unterwegs ist, kann etwas erleben. Das gilt für die Züge der DB und von National Express genauso wie für die Stadtbahnen in Köln und anderen Großstädten. Neulich war es mal wieder soweit, der Feierabend war endlich in Sicht, nur noch etwa knapp zehn Minuten war das abendliche Kaltgetränk an diesem warmen frühsommerlichen Tag entfernt.
Doch dann stand plötzlich der Zug und nichts passierte – keine Ansage und so auch keine Informationen, warum es jetzt kurz vor dem Ziel nicht mehr weitergeht. Der Lokführer schwieg beharrlich und das, obwohl es knapp eine halbe Stunde dauerte, bis es endlich weiterging. Vielleicht hat es auch einfach selbst nichts genutzt, wie seine Kollegin gestern Mittag: „Wir haben noch Rotlicht. Ich habe versucht, jemanden zu erreichen, das war aber ohne Erfolg. Ich hoffe, dass es bald weitergeht“, hörte man aus den Lautsprechern. Zum Glück fuhr der Zug kurz danach wieder an.
Andere Lokführer geben kurz und bündig Auskunft und machen mehr oder weniger Hoffnung von „es geht gleich weiter“ bis zur „unbestimmten Verspätung“. Andere sind echte Plaudertaschen, so wie der nette Mann in der Lok, der beim stehenden Zug auf der Hohenzollernbrücke in Köln gleich noch eine Stadtführung anbot und erklärte, was man von den Fenstern gerade rechts und links alles sehen kann.
Nett ist auch die Begrüßung in der „Museumsbahn“ bei einem ziemlich alten Zug. Man habe keine Kosten und Mühen gescheut, um solch ein antikes Fahrzeug wieder aus dem Depot zu holen, hieß es und schnell wurde in die mürrischen Gesichtern der Fahrgäste zumindest ein kurzes Lächeln gezaubert. Andere Lokführer lassen auch schon mächtig Dampf ab und schimpfen unverblümt auf ihre Transportleitung, die ihnen und den Fahrgästen das Leben mal wieder schwer macht.
Aber bei den Problemen der öffentlichen Verkehrsmittel und ihrer maroden Infrastruktur sind viele Reisende ja schon froh, wenn sie irgendwann am Ziel ankommen. Da freut man sich bereits, wenn die Bahnen nicht ausfallen, auch wenn dafür Züge gerne einmal halbiert werden. Dann entstehen gerade in den Hauptverkehrszeiten Saunabahnen mit unfreiwilliger Kuschelgarantie. Und der nächste redselige Lokführer kommt bei einem der nächsten Zwischenstopps auf dem Weg in den Feierabend bestimmt wieder ins Spiel.