Jojo Berger: Für uns als Band ist das eine schwierige Zeit. Wir sehen uns als Liveband und Liveauftritte sind derzeit nicht möglich. Das hat schon eine gewisse Art der Dramatik. Wir hatten eine schöne Europatour geplant, die wir ins kommende Jahr verlegen mussten. Jetzt arbeiten wir gerade am Album, das statt jetzt im Herbst nun im Frühjahr 2021 veröffentlicht wird. Aber wir sind Berufsoptimisten und geben die Hoffnung nicht auf, das bald alles wieder besser wird. Es gibt jetzt im Lockdown Onlineproben. So bleiben wir in Kontakt, kreativ und am Puls der Zeit. Den Beruf hat es uns zwar momentan verhagelt, aber nicht unsere Berufung.
Querbeat „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass bald alles besser wird“
Wie ist die Lage für Querbeat als Band?
Gab es nach dem Ende der Karnevalssession in diesem Jahr noch Auftritte?
Berger: Das letzte richtige Konzert haben wir im November 2019 bei den Leverkusener Jazztagen gespielt. Das ist schon heftig, wenn man ein Jahr kein richtiges Konzert über zwei Stunden gespielt hat. Es gab Möglichkeiten wie Autokinos, das haben wir aber abgelehnt. Wir sind die Gegenmessage zur sozialen Distanz, stehen für Nähe und, dass man das Leben feiern soll. Das ist vor Autos nur schwer vorstellbar. Aber wir bleiben trotzdem kreativ und kümmern uns um das neue Album.
Die kommende Session wird zum Totalausfall.Berger:
Es war absehbar, dass die kommende Session nicht wie geplant durchgeführt werden kann, was auch jetzt für den Elften im Elften gilt. Wir sind eher die Fraktion Straßenkarneval und spielen gerne auf Partys. Beides ist durch die aktuelle Situation nicht vorstellbar. Aber es ist die richtige Entscheidung.
Reicht die finanzielle Unterstützung des Staates aus?
Berger: Das ist ein schwieriges Thema. Wir haben das Gefühl, dass Kultur im Alltag der Menschen eine große Rolle spielt. Nur die Politik scheint das nicht so zu sehen. Dabei sind wir nicht nur als Wirtschaftsfaktor relevant. Wenn man einen Tag im Radio keine Musik spielen würde, könnten die Leute das Ausmaß der Situation deutlicher spüren. Unser Wunsch wäre es, im Ranking hochzurutschen und mehr Wertschätzung zu erfahren. Zum Wohle der Allgemeinheit verzichten wir ein Jahr lang darauf, unseren Beruf auszuüben – das sollte mehr Anerkennung erfahren. Die Hilfen von Land und Bund sind nicht deckungsgleich mit der Lebensrealität freier Berufsmusiker. Um das zu ändern, setzen wir uns lautstark ein. Man darf die Leute in der Veranstaltungsbranche jetzt nicht hängen lassen. Da geht es auch um mehr, wir haben als Band ja noch unsere Crew, die von uns abhängig ist und die ihr Leben nach uns ausrichtet.
Wie sieht aktuell Ihr Alltag aus?
Berger: Gerade ziehen wir mit unserem Tonstudio und dem Proberaum um. So kommen kreatives und tatsächliches Handwerk zusammen. Es gibt sehr viel zu tun. Wir sehen uns regelmäßig und können so die Gruppendynamik erhalten und unsere Freundschaft vertiefen. Wir wollen gut vorbereitet sein, wenn es für uns wieder losgeht.
Wie funktioniert der Kontakt zu den Fans?
Berger: Da ist Social Media ein echter Segen. Beim Release der neuen Single „Früher wird alles besser“ gab es ein Zwölf-Stunden-Livekonzert, wir haben den neuen Song 48 mal gespielt. Ein Konzertmarathon, der geistig und körperlich eine echte Herausforderung war, der uns und den Fans aber wirklich gutgetan hat. Wir konnten wieder etwas Gemeinschaftsgefühl erzeugen.
Was ist für das kommende Jahr geplant?
Berger: Im Frühjahr haben wir die Veröffentlichung des neuen Albums geplant und wollen Ende 2021 unsere Tour dazu starten. Im Sommer hoffen wir auf einige Auftritte bei den großen Festivals.
Gibt es auch wieder einen Auftritt beim Summerjam?
Berger: Das ist für 2021 nicht vorgesehen. Aber wir sind dem Festival in unserer Stadt sehr verbunden. Beim ersten Mal waren wir beim Summerjam der Opener, beim zweiten Mal waren wir direkt der Headliner.
Was macht Ihnen aktuell Sorgen und was Hoffnung?
Berger: Ich sorge mich, ob die Gesellschaft diese Krise gut übersteht und dass nicht alles kippt. Es darf keine Gesellschaft voller Misstrauen entstehen, Vertrauen ist gerade jetzt sehr wichtig. Es darf auch keine Fronten und eine Stimmung, die sich aufheizt, geben. Wir hoffen, dass am Ende das Gute gewinnt und wir uns wieder auf das schöne Leben besinnen können. Dass das funktionieren kann, sieht man zum Beispiel an der nachbarschaftlichen Hilfe und daran, dass wir als Band weiter zusammengerückt sind. Das macht mir Hoffnung.