Hygiene und Sicherheit Corona erschwert den Alltag im Frauenhaus für alle
Remscheid · Das Team des Remscheider Frauenhauses muss höhere Sicherheits- und Hygienestandards einhalten. Das ist eine große Herausforderung im Alltag.
In Pandemiezeiten muss das siebenköpfige Team des Remscheider Frauenhauses noch höhere Sicherheits- und Hygienestandards einhalten. Das wirkt sich auf den täglichen Betrieb in der Einrichtung des SkF Bergisch Land aus, in der Frauen Schutz vor gewalttätigen Partnern suchen.
Aktuell leben sieben Frauen und ihre Kinder im Frauenhaus, insgesamt 13 Personen. „Eigentlich sind wir immer voll belegt, aber wir sind gehalten, die Schutzmaßnahmen zu berücksichtigen. Daher halten wir aktuell einen Platz frei“, erklärt Leiterin Karin Heier. Zuletzt hatten einige Frauenhäuser in Nordrhein-Westfalen freie Plätze gemeldet.
Im harten Lockdown suchten weniger Frauen einen Platz, beobachtet die Frauenhaus-Leiterin. Offenbar, weil sie zu Hause unter ständiger Beobachtung standen, weil Kitas und öffentliche Stellen geschlossen waren. Die soziale Kontrolle fehlte. Als die betroffenen Frauen wieder raus konnten, stieg auch die Zahl der Anfragen wieder.
Die Remscheider Einrichtung nimmt nur „sehr vorsichtig“ neue Schutzbedürftige auf – gerade jetzt, da die Infektionszahlen wieder rasant steigen, sagt Karin Heier. „Jeden Morgen machen wir einen Inspektionsgang, verteilen Masken und schauen, ob jemand erkrankt ist.“ Sollte eine Bewohnerin oder ein Kind erkältungsähnliche Symptome aufweisen, heißt es: ab zum Arzt.
Das Frauenhaus-Team führt bewusst keine Schnelltests durch. „Diese sind ohnehin nicht 100-prozentig sicher und würden für noch mehr Verunsicherung sorgen“, sagt Heier. Zumal der Aufwand für das Personal dann noch höher sei. Bislang habe es in ihrer Einrichtung keinen Infektionsfall gegeben, sagt die Frauenhaus-Leiterin. Die Hälfte der Belegschaft sei schon geimpft. „Wir sind jetzt als Frauenhaus in Gruppe zwei der Impfpriorität.“
Die Bewohnerinnen leben wie in einer WG – sie sind quasi ein Haushalt und können auch in Pandemiezeiten alle Gemeinschaftsräume nutzen. Grundsätzlich dürften die Frauen schon das Haus verlassen. „Wir haben aber die Vereinbarung, dass sie draußen zum Schutz vor einer Infektion niemanden treffen“, erklärt Heier. Schließlich muss der Rest der „WG“ und das Personal geschützt werden.
„Und es ist ja auch wichtig, dass die Frauen weiterhin hierbleiben können“, betont Heier. Denn es wäre fatal, wenn ausgerechnet das Frauenhaus wegen Covid-19 schließen müsste. Meist verweilen die Frauen ein halbes Jahr im Frauenhaus. Danach versucht das Team, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Meist handelt es sich bei den Bewohnerinnen um junge Frauen, die in Abhängigkeit leben, oft auch mit unklarem Aufenthaltsstatus. „Die Frauen müssen lernen, selbstständig zu werden.“
Für alle Beteiligten sei die Situation derzeit sehr schwierig. Deshalb bieten die Mitarbeiterinnen nun jeden Sonntag ein Freiluftangebot an: Sie gehen mit den Frauen und Kindern raus in die Natur. Im Mai startet zudem eine neue Kollegin, die über einen LVR-Zuschuss gefördert wird. Sie wird mit den Kindern, die sich meist im Alter zwischen null und acht Jahren befinden, naturpädagogisch arbeiten.