Corona-Pandemie Ansturm auf Astrazeneca in NRW: Fast alle Termine für „60 plus“ vergeben

Düsseldorf · Die Verfügbarkeit des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca hat in NRW einen riesigen Ansturm ausgelöst. Die Gruppe ab 60 Jahren kommt außerhalb der üblichen Reihenfolge zum Zuge - und fast 370.000 nutzten ihre Chance.

 "Impfung" steht auf einer Wand im Impfzentrum der Stadt Bielefeld.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Die Impftermine für über 60-Jährige mit dem Impfstoff von Astrazeneca sind in Nordrhein-Westfalen fast komplett vergeben. Bereits Sonntagmittag waren sie in vielen Kreisen und Städten wie Köln, Heinsberg, Mettmann, Oberhausen, Düren, Bielefeld, Recklinghausen, Münster, Coesfeld und Gütersloh ausgebucht. Am Karsamstag und am Ostersonntag seien insgesamt 369 658 Termine im Buchungssystem vergeben worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die übrigen 80 342 Termine mit Astrazeneca würden auf Wunsch der Kreise und kreisfreien Städte über kommunale Strukturen oder Hausärzte an über 60-Jährige vergeben.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte: „Die Impfkampagne in Nordrhein-Westfalen hat an diesem Osterwochenende deutlich Fahrt aufgenommen. Und die Akzeptanz und das Vertrauen in den Impfstoff Astrazeneca sind klar gestärkt worden.“

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) meldete, etwa 167 000 Menschen hätten einen Termin in einem der Impfzentren erhalten; alle Termine seien vergeben. Die KV Nordrhein teilte am Sonntagabend mit, fast 200 000 Menschen hätten einen Termin bekommen - die Vergabe sei fast abgeschlossen. Insgesamt rund 20 000 über 60-Jährige seien bereits geimpft worden, erklärten die Ärzte-Vereinigungen.

Am Samstag hatte mit der Freischaltung der Termine ein riesiger Ansturm auf die Buchungssysteme eingesetzt. Viele Menschen hatten kein Glück, kamen im Internet oder am Telefon nicht durch und bekamen keinen Termin. Für die Menge an Zugriffen von insgesamt knapp 100 Millionen am Abend seien die Systeme ziemlich stabil gelaufen, erklärte die KV Nordrhein. Die Impfungen, auch für die ab 60-Jährigen, liefen bislang problemlos, hieß es vonseiten des Ministeriums.

Die Gruppe ab 60 Jahren kommt außerhalb der üblichen Reihenfolge zum Zuge, nachdem die Ständige Impfkommission empfohlen hatte, das Vakzin von Astrazeneca für Jüngere nicht mehr einzusetzen. Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen. Damit wurden allein in NRW kurzfristig 450 000 Impfdosen frei.

Die KVWL berichtete am Sonntag, es sei zwischenzeitlich zu Wartezeiten am Telefon gekommen. Diese ließen sich nicht vermeiden, wenn mehrere Millionen anspruchsberechtigte Menschen rund eine halbe Million Impftermine buchen wollten. Zudem habe es ein Problem mit dem Versand von Registrierungsmails bei einzelnen E-Mail-Providern gegeben. „Dieser Umstand entzog sich unserer Einflussnahme und war auch nicht vorhersehbar. Wir stehen jedoch seit Samstag in engem Austausch mit den Anbietern, um das Problem zu lösen“, teilte die KVWL mit.

Der Rhein-Sieg-Kreis bei Bonn geht im Fall der Sonderimpfung mit Astrazeneca einen anderen Weg: In der weitläufigen Kommune wird ausschließlich mit dezentralen Impfeinheiten gearbeitet. Termine sollen dabei über die Hausarztpraxen vereinbart werden. Dabei bestehe mehr Raum für eine individuelle ärztliche Beurteilung erklärte der Kreis, in dem 600 000 Menschen leben.

Minister Laumann betonte, die Impfkampagne des Landes werde im April weiter beschleunigt: „Wir werden alleine im April rund 1,9 Millionen Impfungen mit Biontech und Moderna durchführen.“ Zudem werde es ab 6. April Impfungen in den Arztpraxen mit weiteren Impfdosen des Bundes geben. In der kommenden Woche starten die ersten Impfungen der über 70-Jährigen in den Impfzentren – beginnend mit dem Jahrgang 1941.

(dpa)