Orchester aus Linz in der Tonhalle Schlagzeuger der Extraklasse beweist in der Tonhalle sein Können
Düsseldorf · Das Bruckner-Orchester aus dem österreichischen Linz gastierte im Heinersdorff-Konzert in der Tonhalle. Solist war der Schlagzeuger Martin Grubinger.
Mehr als 30 verschiedene Schlägel liegen für den Solisten bereit, inmitten eines imposanten Aufbaus von vier Kesselpauken, Buckel-Gongs, Marimbafon, Tempelblöcken und Trommeln. Martin Grubinger, derzeit mit dem Bruckner-Orchester Linz auf Deutschlandtournee, gilt als Schlagzeuger der Extraklasse. Das bewies er jetzt in der Tonhalle, wo er das Konzert für Multi-Percussion und Orchester op. 23 von Bruno Hartl aufführte.
Mit gerade einmal 17 Jahren hatte Grubinger dieses Werk bei dem Solo-Pauker der Wiener Philharmoniker in Auftrag gegeben. Was er daraus macht, ist ein Spektakel, zugleich aber ein Ereignis von höchstem künstlerischen Rang. Wer den prominenten Wirbelwind agieren sieht, erkennt neben virtuoser Schlagtechnik und Ganzkörpereinsatz weit Wichtigeres: die bedingungslose Hingabe an die Musik. Komplexeste Partituren wirken bei diesem Könner wie ein Kinderspiel.
Von Sphärenmusik über Eruptionen bis zu lässigem Groove
Der gebürtige Salzburger scheint beim Spielen in einen Rausch zu verfallen. Hartls Werk bietet ihm Gelegenheit, seine stupende Musikalität auszuleben. Es ist vielgestaltig, voll sinnlicher Farbigkeit, kennt Sphärenmusik ebenso wie Eruptionen und lässigen Groove. Grubinger produziert sich nicht als Starsolist. Er sucht das Zusammenspiel mit dem Orchester, das ihm sichtlich Freude bereitet, und lauscht den Klängen konzentriert hinterher.
Das Bruckner-Orchester Linz, das Grubinger unter der Leitung von Markus Poschner engagiert durch alle rhythmischen Vertracktheiten begleitet, hat es nach der Pause nicht leicht, gegen die Bruckner-Tradition der großen philharmonischen Klangkörper aus Wien, München und Hamburg anzuspielen. Es bietet gewiss viel eleganten Wohlklang auf: Die Instrumentengruppen sind dicht miteinander verblendet, die Streicherkantilenen süffig. Die Blechbläser tönen rotgold und rund, statt kantig loszuklotzen. Die Romantik, die Poschner zelebriert, kennt Natur- und Fernklänge, jedoch keine Gefährdung. So fehlt es den Gipfelklettereien an Spannung. Dieser Wohlfühl-Bruckner weiß wenig von existenzieller Einsamkeit. Obschon die Abstufung der Dynamik stimmig ist, gelangt das Werk nicht auf eine metaphysische Ebene. Imperial klingt diese Vierte in jedem Fall.