Der Büromarkt erholt sich langsam von der anfänglichen Schockstarre im Corona-Jahr 2020 „Das Büro wird an Bedeutung gewinnen“

DÜSSELDORF · Die großen deutschen Büromärkte präsentieren sich im ersten Quartal robust. Trotz der Lockdown-Maßnahmen und nur vereinzelt leicht gelockerten Kontaktbeschränkungen wurden im ersten Quartal 2021 an den acht deutschen Standorten Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig und München rund 697.000 Quadratmeter umgesetzt, heißt es in einer Auswertung des Immobiliendienstleisters BNP Paribas Real Estate.

Wohnen und Arbeiten unter einem Dach: Auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt „Ulmer Höh“ im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf entsteht rund um die ehemalige Kapelle der zweiteilige Gebäudekomplex „Maxfrei“ mit Platz für 500 Wohnungen und Gewerbeflächen.

Foto: INTERBODEN Gruppe/HAMBURG TEAM/bloomimages

Damit verfehlt der Büroflächenumsatz das Vorjahresergebnis nur um knapp sechs Prozent.

Düster sieht es allerdings in Düsseldorf aus. Nur rund 60.000 Quadratmeter und damit
40 Prozent weniger Flächen als im Vorjahr sind in der Landeshauptstadt im ersten Quartal neu vermietet worden. Der Düsseldorfer Immobilienberater JLL beschreibt den Start ins Jahr als „historisch trist“. Savills blickt auf das „schwächste Auftaktquartal seit Start der Markt-
erfassung“ des Unternehmens im Jahr 2009 zurück. So steigt die Leerstandsquote auf rund sieben Prozent und ist damit der Spitzenwert im Vergleich der sogenannten Big Seven.

Philip Bellenbaum, Düsseldorfer Niederlassungsleiter von BNP Paribas Real Estate, blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. „Die anfängliche Schockstarre ist überwunden. Wir erleben den Büromarkt deutlich dynamischer als im vergangenen Jahr und können mit deutlich mehr Zuversicht in die Zukunft gehen.“ Bellenbaum rechnet zum Ende des Jahres, spätestens Anfang 2022, mit einem „klaren Aufschwung“ auf dem Büromarkt, auch wenn Spitzenwerte wie 2019 erst mal nicht mehr erreicht werden dürften. Die Gründe für den Einbruch des Marktes: „Viele Unternehmen wollten einfach keine falschen Entscheidungen treffen für die nächsten Jahre.“ Langsam kristallisiere  sich jedoch heraus, dass trotz verstärktem Homeoffice das Büro seinen Stellenwert behalten werde. Mehr noch: „Das Büro könnte sogar noch wichtiger als Ort des Austauschs werden“, ist der Experte überzeugt. Damit steige auch der Qualitätsanspruch, etwa an Medientechnik, Luftqualität und Ausstattung. „Der Anspruch an moderne Büroflächen wird klar zunehmen“, meint Bellenbaum.  Das erkläre auch den hohen Leerstand in Düsseldorf. „In den  90er- und 2000er-Jahren wurde viel gebaut, etwa am Seestern oder im Düsseldorfer Norden. Solche alten Immobilien können nur schwer am Markt bestehen. Die Unternehmen wollen heute top ausgestattete Büros.“

Das beobachtet auch der Frankfurter Immobilienexperte und Buchautor Thomas Knedel. „Vor allem unrenovierte Büros werden sich künftig kaum noch vermarkten lassen, weil die Ansprüche steigen.“ Anbieter von Büroimmobilien werden es auf dem Markt grundsätzlich schwerer haben, prognostiziert Knedel. „Die Nachfrage wird nicht mehr das Niveau der vergangenen Jahre erreichen, weil sich Homeoffice etablieren wird.“

BNP-Chef Bellenbaum zufolge wird vor allem mobiles Arbeiten immer wichtiger werden. Er hält ortsungebundenes Arbeiten sowie Co-Working-Konzepte im Umland der Städte für sinnvoll, weil sie einerseits den Arbeitnehmern einen modernen Arbeitsplatz und Flexibilität ermöglichen und andererseits das Pendeln ersparen – was wiederum den Pendlerverkehr reduziere. Dagegen müsse das stationäre Büro stärker in zentralen Lagen vertreten sein, um die Erreichbarkeit der Mitarbeiter zu gewährleisten.

Thomas Knedel plädiert dafür, leerstehende Büros zu Wohnungen umzubauen. In Frankfurt funktioniere das sehr gut. Die Grundrisse ließen es oftmals zu. Einziges Problem seien die Bauvorschriften. Ob Balkon oder Stellplatz: „Man bekommt entweder gar keine Genehmigungen oder welche, die sich nicht lohnen. Hier muss die Politik endlich umdenken.“