Workshop um Kultgetränk Dem guten Whiskey-Geschmack auf der Spur
Thomas Ian Pearce ist Schotte und Whisky-Liebhaber. In Tastings vermittelt er Aspekte des gepflegten Genusses.
Whisky wird immer beliebter. Was vor Jahren noch eine von vielen Spirituosen war, die man am Wochenende in der Bar mit Cola gemischt trank, wurde inzwischen auch in Deutschland als Spezialität entdeckt. Mehr noch als Wein bietet der hochprozentige Brand eine große Vielfalt an Eigenschaften und Aromen, die es zu erkunden gilt. Für Einsteiger wie Fortgeschrittene eignen sich dazu sogenannte Whisky-Tastings, bei denen ein erfahrener Fachmann eine Auswahl von mehreren Whiskys zur Verkostung präsentiert und Hintergrundwissen vermittelt. Ein solcher Fachmann ist Thomas Ian Pearce aus Schottland, der in Willich lebt und als Unternehmensberater Profi in Sachen Coaching ist. Pearce bietet Online-Whisky-Tastings unter anderem über die VHS Mettmann-Wülfrath an, der nächste Termin ist am 19. März.
„Die Zeiten haben sich total geändert“, sagt der Schotte, der 1983 als 18-Jähriger nach Deutschland gekommen ist, um bei der Britischen Armee Europa „gegen den Kommunismus zu verteidigen“. Mit veränderten Zeiten meint er in diesem Fall nicht das Ende des Kalten Krieges, sondern die Rolle des Whiskys in Deutschland. „Inzwischen nehmen mehr Frauen als Männer an den Tastings teil, und die mögen auch nicht mehr nur die lieblichen Sorten“, sagt Pearce. Das für viele schottische Whiskys typische Torf-Aroma (englisch „peet“) schrecke die Damen nicht mehr ab. Im Gegenzug hätten sich auch die Männer andersrum emanzipiert: Sie würden nicht mehr das „Macho-Alphatier“ raushängen lassen, sondern stünden dazu, wenn ihnen ein „son-of-bitch torfiger“ Whisky zu rau sei. „Ich nenne sie Gladbach-Fans“, scherzt Pearce, „aber eigentlich muss man anerkennen, dass die Männer selbständiger geworden sind“.
Als wegen Corona seine Kurse und Coachings nicht mehr in Präsenz stattfinden durften, hat Thomas Pearce kurzerhand eine Plattform für Online-Tastings gegründet. Schnell seien diese gut angenommen worden, da sich so Whisky-Freunde aus ganz Deutschland und aller Welt zusammenfinden können. „Ich hatte sogar Teilnehmer in Malaysia und Kanada“, sagt Pearce.
Um ein Online-Tasting zu machen, müssen zunächst Pakete an die angemeldeten Teilnehmer verschickt werden. Da ein Paket nach Malaysia ein paar Wochen unterwegs sein kann, endet die Anmeldefrist entsprechend lange vor dem Termin. Im Paket enthalten sind schottische Knabbereien wie Shortbread, Haferlockenkekse und Chips, ein offizielles Whisky-Glas und natürlich der Whisky selbst. „Ich wähle immer sechs ganz unterschiedliche Sorten aus, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist“.
Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt, weil Pearce den Anspruch hat, jeden einzubeziehen. „Er macht das sehr unterhaltsam, egal ob auf Deutsch oder Englisch“, sagt VHS-Studienleiterin Doris Wauschkuhn. Seine Leidenschaft sei ansteckend, und er vermittle nicht nur, wie man den Whisky richtig „anschaut, riecht und probiert“, sondern erkläre auch alle Schritte seiner Herstellung und seiner Geschichte.
Herkunft des Whiskeys ist
bis heute unbekannt
Whisky gibt es etwa seit dem Ende des Mittelalters, als das Wissen über Destillation nach Europa kam. Ob der Ursprung nun in Schottland oder Irland lag, weiß man heute nicht mehr, doch das Zentrum der bei Kennern beliebten „Single Malt“-Brennerei ist sicher Schottland. „Ich sage nicht, dass schottischer Whisky der Beste ist, es gibt auch schöne japanische und sogar indische“, sagt Perace. Nur der „Blended Whisky“, der immer noch den größten Marktanteil hat, sei „zum Toilettenputzen“.