Frau Schaunig, Sie sind vor einem halben Jahr aus
Mülheim zum DHC
gewechselt. Warum?
Feldhockey „Es geht darum, die Titel zu bestätigen“
Die Nationalspielerin gehört beim Hockeyklub DHC zu den Leistungsträgerinnen – und sie hat ehrgeizige Ziele.
Das Gespräch führte
Richard Thomsen
Maike Schaunig: Der Zeitpunkt nach den Olympischen Spielen war perfekt, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. Dazu gehörte auch der Wechsel. Unter einem anderen Trainerteam und in einer anderen Mannschaft kann ich neue Erfahrungen sammeln. Veränderungen stellen Herausforderungen dar und bieten die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln. Mit Blick auf die Nationalmannschaft und die anstehenden Turniere bin ich froh, diesen Weg gegangen zu sein. Es waren mehrere Vereine im Gespräch. Aber da ich nahe bei meiner Familie in Dinslaken bleiben wollte, war der DHC eine attraktive Wahl – die ich nicht bereut habe.
Mit den Dinslakerinnen Nathalie Kubalski und Pia Lhotak sowie Trainer Mark Spieker, den Sie aus Ihrer Zeit bei Raffelberg und Mülheim kennen, sind Sie beim DHC auf alte Bekannte
getroffen. Hat das den Wechsel erleichtert?
Schaunig: Auf jeden Fall. Und mit Annika Sprink und Tessa Schubert habe ich in Raffelberg gespielt. Ich kenne durch die Nationalmannschaft natürlich noch einige mehr. Insofern habe ich mich nicht in die absolute Fremde begeben.
In Mülheim hatten Sie als Kapitänin eine Sonderstellung. Vor der Verantwortung scheuen Sie vermutlich auch beim DHC nicht.
Schaunig: Als Nationalspielerin darfst du dich nicht verstecken. Andererseits ist die Qualität beim DHC extrem hoch. Da konnte ich nicht so einfach nach vorne preschen, ich musste erst einmal zeigen, was ich kann. Es ist wichtig, dass die Verantwortung in einem Team nicht auf wenigen Schultern lastet, sondern auf mehrere verteilt ist. Und da übernehme ich als ältere Spielerin gerne Mitverantwortung. Das macht ein Team stark.
Als Spielerin ist es schwierig, sich selbst zu charakterisieren. Der Versuch des beobachtenden Journalisten: immer voll auf die Sache fokussiert, diszipliniert, ehrgeizig, sich immer dem Erfolg unterordnend und ein Gespür für die Situation, wann es Sinn macht, sich in die Offensive einzuschalten.
Schaunig: Das würde ich so stehen lassen.
Was habe ich vergessen?
Schaunig: Ein Kriterium, das auf dem Spielfeld für Außenstehende weniger offensichtlich ist, für mich aber eine große Rolle spielt: Ich bemühe mich, mich sozial zu verhalten. Ich glaube, für die anderen immer ein offenes Ohr zu haben. Im Vordergrund stehe ich allerdings weniger gerne. Für mich sind Harmonie und Teamgeist wichtige Erfolgskriterien – und das nicht allein im Sport.
Jedes Team hat eine spezielle Spielphilosophie. Kommt Ihnen die des DHC, aus einer starken Defensive zu agieren, entgegen?
Schaunig: Ja, vor allem, weil meine eigenen Stärken als Abwehrspielerin wohl eher defensiven Charakters sind. Aber die Spielidee beruht auch immer darauf, wie das Team tickt. Ich glaube, der Mannschaft liegt die Spielweise.
Sie spielen beim DHC nicht, wie häufig in Mülheim, in der Innenverteidigung, sondern auf der Außenposition. Kommen Sie damit klar?
Schaunig: In Mülheim war die Position in der Innenverteidigung aus der Not geboren, trotzdem habe ich diese lieben gelernt und spiele ab und an gerne dort. Trotzdem bin ich superfroh, dass ich jetzt außen spiele. Dort kann ich meine läuferischen Qualitäten besser zur Geltung bringen.
Der DHC ist sowohl Hallenmeister als auch Meister auf dem Feld. Was gibt es da noch zu gewinnen?
Schaunig: Titelsammeln macht Spaß! Im Ernst: Es geht darum, die Titel zu bestätigen. Die wollen wir auf jeden Fall noch einmal holen. Darauf sind wir heiß. Und international gibt es auch Ziele, etwa kommende Woche bei der EHL (Euro Hockey League, Europacup der Vereinsmannschaften, die Red.). Wir fahren nicht mit dem Anspruch nach Amstelveen, dort auf jeden Fall den Titel zu holen. Dazu ist die Konkurrenz aus den Niederlanden mit Amsterdam und Den Bosch sowie aus Spanien zu stark. Aber natürlich wollen wir uns da nicht kampflos ergeben. Unmöglich gibt es nicht. Das wäre ein Wettbewerb, der Ziele für die Zukunft setzen könnte.
Zunächst ging es in zwei Länderspielen am Dienstag und Mittwoch in Düsseldorf im Rahmen der Pro League gegen Spanien. Sie waren zum Zuschauen verurteilt.
Schaunig: Ja, ich war zwar dabei, aber konzentriere mich ganz auf die Reha. Vor gut zwei Wochen hatte ich einen Muskelfaserriss erlitten. Es geht langsam aufwärts.
Was bedeutet für Sie die Nationalmannschaft?
Schaunig: Es mag sich komisch anhören: Ich genieße es, den Adler auf der Brust zu haben. Für mich ist das eine Ehre. Und es macht Spaß, sich mit den Besten zu messen. Es ist cool, da zu stehen, wo früher die großen Vorbilder gestanden haben. Und natürlich macht einen auch die Berufung in eine Auswahl stolz.