NRW Die Schulung von Körper und Geist

Kempen · (bt) Kaum haben sich die sechs Frauen im Alter zwischen Mitte 30 und Anfang 50 in der kleinen Sporthalle des Thomaeums entsprechend der traditionellen japanischen Art begrüßt, als es auch schon ans Aufwärmtraining geht.

Silke Schlubat und ihre Damen üben in der Thomaeum-Halle Kempen ihre Taiso-Bewegungen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Trainerin Silke Schlubat trabt auf den roten Judomatten, die ein großes Rechteck in der Halle bilden, los. Sie springt in den Hampelmann, lässt die Arme kreisen und bringt Stück für Stück alle Körperteile in Bewegung. Dem folgt ein Kraftteil mit klassischen Dingen wie Situps, Liegestützen und Kniebeugen, dem sich Schrittfolgen und Wurfbewegungen vom Judo anschließen – letztere allerdings ohne Partner. Taiso ist angesagt. „Taiso ist das vierte Element vom Judo“, erklärt Schlubat. In Japan und Frankreich hat sich Taiso bereits etabliert und ist ein Teil des Trainingsalltags geworden. Viele Taiso-Übungen gehören seit Jahren zum festen Bestandteil des Judotrainings.

Eine allumfassende Körperschulung

Taiso ist als allumfassende Körperschulung zu sehen. Sie meint nicht nur die physische Stärkung des Körpers, sondern parallel die Stärkung des Geistes. Eine ideale Bewegungsform, um das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Durch die Pandemie hat diese Sportart auch in Deutschland einen Schub nach vorne erhalten. Denn anders als im Judo an sich, der eine Vollkontaktsportart ist, kann bei Taiso problemlos auf Körperkontakt verzichtet werden.

Das Wörtchen Tai steht für Körper und So heißt übersetzt Gymnastik. Und genau das ist Taiso auch. „Taiso beinhaltet ein gymnastisches Ganzkörpertraining speziell für Frauen, welches Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft und Koordination fördert“, erklärt Schlubat, die selber aus dem Judo kommt. Sie hat den Sport leistungsmäßig betrieben und trainiert die Kinder im Judoclub Kempen 1963. „Ich hatte schon lange die Idee speziell etwas für Frauen in meinem Alter anzubieten“, erinnert sich die 41-Jährige. Taiso war ihr bekannt und in Anbetracht der Pandemielage erschien es ihr wie ein Wink mit dem Zaunpfahl. Nach den Sommerferien folgten entsprechende Online-Fortbildungen und jetzt ging es mit dem neuen Sportangebot für Frauen los.

Eine Sportart,
die altersunabhängig ist

„Taiso eignet sich für alle Frauen, die sich fit halten möchten. Ein Einstieg ist jederzeit möglich, egal in welchem Alter man sich befindet. Jeder macht das mit, was er kann und bestimmt seine Wiederholungen selber“, sagt Schlubat. Das Allround-Training ist eine Kombination aus japanischer Tradition und sportlich modernen Elementen. In einem sind sich die Teilnehmerinnen einig. Taiso ist mehr als einfach nur ein bisschen Gymnastik. Nachher wisse man, was man getan habe, lautet der Tenor der Gruppe. Schweißperlen im Gesicht und nasse T-Shirts sind garantiert. Kalte Füße – es wird barfuß trainiert – gibt es ebenfalls nicht. Das Training macht auch warme Füße. Trainiert wird jeweils dienstags für eine Stunde. Die Trainingseinheit ist dabei dreigeteilt. Dem Start mit dem Aufwärmen schließen sich Kraft- und Konditionstraining an. Den Abschluss bildet das Dehnen. Frauen, die in die Sportart hineinschnuppern möchten, können dies kostenfrei über drei Stunden machen.

Allerdings ist aufgrund der Pandemielage eine Voranmeldung von Nöten. Eine entsprechende Teilnehmererklärung muss vorher ausgefüllt und der 3G–Nachweis erbracht werden. Schlubat spricht derzeit erst einmal nur Frauen an. Die Trainerin ist sich aber sicher, dass Taiso im Judoclub Kempen 1963 ausbaufähig ist.