Diskussionsrunde in Leichlingen Bauern sehen Verantwortung für Umwelt auch bei den Bürgern

Leichlingen. · Landwirte diskutierten bei der CDU im Reitcasino Sieferhof lebhaft.

Kreisbauernschafts-Chef Peter Lautz (r.) plädiert für einen offenen Dialog zum nachhaltigen Wirtschaften.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Was wäre die Blütenstadt ohne ihre Bauern? Ohne Apfel- und Erdbeeranbau, Geflügel-, Pilz- und Blumenzüchter? Dieses Szenario will sich Bernd Sesterhenn, Vorsitzender der Ortsbauernschaft, gar nicht vorstellen. Doch seit 20 Jahren wird der Landwirt damit konfrontiert, dass Betriebe schließen. „In der Politik scheint es nur die großen Betriebe oder den kleinen Biobauern zu geben, von der Mittelschicht ist nie die rede“, bemängelt Sesterhenn. Nicht nur er diskutierte auf Einladung der CDU am Samstagmorgen beim Frühstück im Reitercasino lebhaft.

Auf 1400 Hektar sind in der Blütenstadt 25 Betriebe tätig, vier davon im Nebenerwerb, weil die Arbeit in der Landwirtschaft längst nicht mehr die Existenz sichere, berichtete Sesterhenn. Landwirte der Mittelschicht seien heutzutage darauf angewiesen, mehrere Standbeine zu haben: Neben dem Anbau von Obst und Gemüse betreiben die meisten Leichlinger Landwirte noch einen Hofladen, bieten Kindergeburtstage oder Übernachtungsmöglichkeiten an, um weitere Einnahmequellen zu haben. Peter Lautz, Vorsitzender der Kreisbauernschaft: „Von 1990 bis heute sind 50 Prozent der Landwirtschaft zurückgegangen. Wir haben einen jährlichen Rückgang von zwei bis drei Prozent, weil sich keine Nachfolger für die Betriebe finden oder weil es sich wirtschaftlich einfach nicht mehr rechnet.“

Die öffentliche Wahrnehmung
des Landwirtberufs sei schlecht

Schuld daran seien unter anderem die Politik und die öffentliche Wahrnehmung. Von den einen würden die Landwirte bevormundet, von der anderen schlechtgeredet. „Der Bauer ist immer an allem schuld“, sagte der Landwirt aus Bergisch Gladbach. Dabei sei die Landwirtschaft nur ein kleiner Teil des Umweltproblems. Das gerade beschlossene Agrarpaket, das er aufgrund der Verordnungen und Vorschriften als „stillschweigende Enteignung“ versteht, würde die örtlichen Bauern für etwas sanktionieren, das sie nicht zu verantworten hätten. „Wir sind an einem Dialog interessiert, der ideologiebefreit ist“, betonte Lautz.

Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass Umweltprobleme nur gemeinsam gelöst werden können und die Verantwortung nicht allein auf die Bauern abgewälzt werden dürfe. Es sei nicht redlich, ihnen vorzuschreiben, zum Schutz der Insekten, Obstbäume zu pflanzen und Blühstreifen anzulegen, während Bürger Steingärten anlegten.