Düsseldorf 20 Jahre nach dem Flughafenbrand: Aufarbeitung ist misslungen

Der Brand des Düsseldorfer Flughafens am 11. April 1996 ist neben dem Loveparade-Unglück ein Beispiel dafür, wie schwer sich die Justiz mit der Aufarbeitung solcher Katastrophen tut.

11. April 1996: Feuerwehrfahrzeuge stehen auf dem Gelände des Düsseldorfer Flughafens.

Foto: Achim_Scheidemann

Düsseldorf. Eine gewaltige Feuerwalze frisst sich durch den Ankunftsbereich des Düsseldorfer Flughafens. 17 Menschen sterben, 88 werden verletzt. Die Opfer, darunter ein Kind, verbrennen oder ersticken. Feuerwehrleute finden die Toten in einer VIP-Lounge, auf der Toilette und in zwei Fahrstühlen - mehrere Menschen waren ahnungslos mit dem Lift von den Parkdecks direkt in das Inferno gefahren. Das war vor 20 Jahren - am 11. April 1996. Um 16.11 Uhr blieben die Uhren des Airports stehen.

Ein Blumengebinde und ein Kondolenzbuch werden am kommenden Montag im Gedenkraum des Flughafens an die bislang schwerste Brandkatastrophe auf einem deutschen Passagierflughafen erinnern. Nur noch wenige Angehörige finden sich regelmäßig zum Jahrestag dort ein, berichtet ein Airportsprecher.

Als das Feuer 1996 nach einigen Stunden gelöscht ist und die Spurensicherung beginnt, stoßen die Ermittler auf folgenschweres Versagen, Nachlässigkeit und Schlamperei. Schnell wird klar, dass illegal verbaute brennbare Dämmstoffe in einer Zwischendecke und eine überforderte Flughafen-Feuerwehr maßgeblich zum Inferno beigetragen haben.

Mehr als 1000 Rettungskräfte waren vor 20 Jahren im Einsatz. Der Schaden wird später auf rund eine Milliarde Mark beziffert - es ist der größte Brandschaden der Nachkriegszeit in Deutschland. Das dioxinverseuchte Zentrum des Flughafens muss abgerissen und neu gebaut werden.

Heute gilt der Airport mit seiner Ankunftshalle aus Glas und Stahl als einer der sichersten der Welt. Mehr als zehn Prozent der Baukosten wurden für den Brandschutz ausgegeben. Tausende Rauchmelder, Sprinklerköpfe und triebwerkgroße Entrauchungsanlagen wurden verbaut.

Die Verantwortlichen für den Berliner Großflughafen BER verweisen regelmäßig auf die Düsseldorfer Katastrophe, wenn es um die dortigen Probleme mit dem Brandschutz und in diesem Punkt besonders strengen Behörden geht.

Zum Menetekel geriet die juristische Aufarbeitung des Geschehens: Dreieinhalb Jahre nach dem Unglück beginnt Ende 1999 der Strafprozess wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen elf Angeklagte vor dem Düsseldorfer Landgericht. Doch das Verfahren scheint vom Pech verfolgt: Unbemerkt wirkt monatelang ein alkoholkranker Schöffe auf der Richterbank mit. Seinetwegen platzt der Prozess nach 42 Verhandlungstagen und muss von vorne begonnen werden.

Auch der Neustart wird zum Fehlstart: Ein Richter muss ausgewechselt werden, weil er schon in einem Zivilprozess um den Großbrand mitgewirkt hatte. Dann kommt heraus, dass gegen einen weiteren Schöffen in dem Brandstiftungs-Prozess selbst wegen Brandstiftung ermittelt wird.

Fast drei Jahre Verhandlungsdauer hätten noch vor allen Beteiligten gelegen, als das Landgericht nach zwei Jahren und 89 Verhandlungstagen die Notbremse zieht: Der Prozess wird eingestellt. Die angeklagten Manager, Schweißer, Architekten und Brandschutz-Verantwortlichen kommen mit Geldauflagen, aber straffrei davon. Die Anwälte der Hinterbliebenen sind empört.

Der damalige nordrhein-westfälische Justizminister Jochen Dieckmann (SPD) räumt schließlich eine „peinliche, hochkonzentrierte Summe misslicher Einzelfaktoren“ ein. Die zivilrechtliche Aufarbeitung dauert noch länger. In diversen Verfahren streiten sich betroffene Unternehmen 15 Jahre lang um Schadenersatz.