50 Jahre „XY“: Hilfe für Düsseldorfer Fahnder
Seit 1967 gibt es die Sendung im ZDF. In der Zeit waren auch einige Düsseldorfer Fälle dabei. Die Reichweite ist für Ermittler wichtig.
Düsseldorf. Wenn man so will, kann man den 20. Oktober 1967 als Geburtsstunde des „Reality TV“ bezeichnen. Im ZDF läuft die erste Folge „Aktenzeichen XY — ungelöst“ — und mit ihren nachgestellten Fällen und Fakten zu echten Straftaten, sorgt die Sendung in Zeiten vor Intenet und Horrorfilmen auf Abruf erstmals für echte Gruselbilder im deutschen Fernsehen. Dabei ist das nicht unbedingt Sinn und Zweck — vielmehr geht es darum, durch eine große Reichweite Ermittlern bei schwierigen, ungeklärten Fällen zu helfen. Und das hat sich in den letzten 50 Jahren bewährt. Auch die Düsseldorfer Fahnder haben in dieser Zeit immer wieder Fälle vorgestellt — und damit auch den ein oder anderen Erfolg verbucht.
Wie viele Fälle aus Düsseldorf in der Sendung zur Sprache kamen, darüber führt das ZDF keine Liste. Auch die Düsseldorfer Polizei weiß nur: Es waren einige. Der erste direkt in der ersten Sendung. Im Filmfall „Punzzeichen“ suchte das LKA Düsseldorf eine Diebes- und Hehlerbande — schon hier gab es kurz danach Erfolge: Eine der Punzierungen wurde wieder erkannt.
Doch auch spätere Fälle sorgten für Aufsehen. Mehrfach wurde der Fall der achtjährigen Debbie Sassen bekannt, die im Februar 1996 nach der Schule verschwand. Bis heute fehlt jede Spur von dem Mädchen — zuletzt war der Fall 2012 in der Sendung.
In anderen Fällen, war der Auftritt bei „Aktenzeichen XY“ erfolgreicher. Bei einem Überfall 2009 auf die Filiale einer Kaffee-Kette am Flughafen klickten wenige Wochen nach Ausstrahlung die Handschellen. An diesen Fall erinnert sich Franz-Josef Franke, Kriminalhauptkommissar vom Kommissariat 13 — zuständig für Raub und Erpressung — genau.
„In diesem Fall hat ein Anrufer konkrete Personen genannt, die den Überfall begangen haben“, sagt er. Das habe sich bei den weiteren Ermittlungen auch beweisen lassen. Auch er selbst war schon mehrfach in der Sendung zu Gast. Dass er einmal im Fernsehen auftreten würde, hatte er beim Berufseinstieg nicht vermutet. „Mit Sicherheit nicht“, sagt er lachend. Diese Auftritte seien ein Mittel, das die Fahnder nutzten. „Und das auch gerne“, sagt er. In vielen Fällen komme der Sender auf die Behörden zu. Die Redakteure verfolgten aufmerksam die Tagespresse und stellten auch selbst fest, wenn ein Fall festzustecken scheint. Aber auch die Beamten gingen oftmals auf den Sender zu. Früher passierte das als eine Art „ultima ratio“, erinnert sich Franke, und frühestens nach einem Jahr. Seien alle anderen Ermittlungsmethoden ausgeschöpft gewesen, habe man diesen Schritt gewählt. Heute geschehe das auch schon mal früher. „Zum Beispiel, wenn die Aufklärung besonders eilig ist, weil der Täter etwa gefährlich ist. Oder, wenn es sich um sehr öffentlichkeitswirksame Taten handelt.“ Die Schwere der Tat sei dabei nicht immer ausschlaggebend — eher die Chance auf Erfolg.
Voraussetzung dafür, dass ein Fall in die Sendung kommt, ist auf polizeilicher Seite die Zustimmung der Staatsanwaltschaft — werden Phantom- oder Fahndungsbilder gezeigt, sei ein Beschluss des zuständigen Gerichts nötig.
Soll eine Tat als Filmfall verarbeitet werden, setzen sich die Redakteure mit Ermittlern in Verbindung und sprechen den Fall durch — auch zum Drehbuch geben die Ermittlungsbehörden ihr „Okay“.
Wenn es dann so weit ist, bringt die Ausstrahlung viel Arbeit für die Beamten. „Gerade bei Phantombildern bekommen wir unwahrscheinlich viele Hinweise“, sagt Franke. Das reiche von „Ich glaube, den habe ich vor einem Jahr in der U-Bahn gesehen“ bis „Mein Nachbar sieht so aus“. Nicht alle Hinweise würden bei der Aufklärung helfen. Neue Ermittlungsansätze ergäben die Tipps der Zuschauer aber oft. Franke findet, die Sendung ist eine Bereicherung für die Polizeiarbeit. „Viele Fälle sind kurz nachdem sie passiert sind in der Presse, danach geraten sie in Vergessenheit“, sagt er. Nicht jeder, der etwas beobachtet hat, bekomme das dann mit. Durch die hohe Reichweite der Sendung erreiche man viel mehr Menschen.