Uniklinik-Chef angeklagt: Abrechnungsbetrug: Ex-Chef der Uniklinik weist Vorwürfe zurück
Der ehemalige Chef der Uni-Klinik will nichts Unrechtes getan haben. Mit Rektor Hans Michael Piper habe es Unstimmigkeiten gegeben.
Düsseldorf. Zunächst war nicht klar, ob der Prozess vor dem Landgericht wegen Untreue gegen Wolfgang Raab, den ehemaligen Ärztlichen Direktor der Uni-Klinik, überhaupt weitergehen würde. Doch dann folgte eine ausführliche Aussage. Erstmals äußerte er sich zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Zurück blieb der Eindruck, dass dieses Strafverfahren nur Mittel zum Zweck gewesen sein könnte, weil die Chemie zwischen Raab (63) und dem damaligen neuen Rektor Hans Michael Piper nicht stimmte.
Raabs Verteidiger Sven Thomas hatte am ersten Verhandlungstag beantragt, das Verfahren einzustellen, weil es Formfehler in der Anklage der Staatsanwaltschaft gebe. Das wurde allerdings von der Kammer abgelehnt. So kam es dazu, dass der Mediziner erstmals selbst zu den Vorwürfen Stellung nahm, die bereits seit fünf Jahren auf dem Tisch sind.
Demnach soll Raab jahrelang Leistungen in der zahnärztlichen Privatambulanz am Uniklinikum abgerechnet haben, die nicht er selbst, sondern wissenschaftliche Mitarbeiter, insbesondere ein Oberarzt erbracht haben sollen. Dem Professor wird vorgeworfen, die Behandlung von gut 1400 Patienten in diesem Stil abgerechnet zu haben. Der Oberarzt war offenbar an der Klinik für ganz andere Aufgaben angestellt gewesen. Daraus soll der Uni-Klinik ein Gesamtschaden von etwa 350 000 Euro entstanden sein. Raab soll diese Leistungen auch dann abgerechnet haben, als er von 2006 bis 2013 als Chef der Zahnklinik beurlaubt war, weil er der Uni-Klinik vorstand. Der Beschuldigte bestritt die Vorwürfe von Anfang an.
Vor Gericht betonte Raab Freitag, dass er aus der Forschung komme und seine wissenschaftlichen Arbeiten mit mehr als zehn Preisen ausgezeichnet wurden. Er habe sich leidenschaftlich für den Erhalt der Uni-Zahnklinik eingesetzt, als das Land 1998 überlegte, den Standort zu schließen.
Nachdem er 2006 dazu gedrängt wurde, die Ärztliche Leitung der Unik-Kinik zu übernehmen, habe er lange überlegt: „Ich wollte das nur sechs Monate lang kommissarisch machen.“ Allerdings sei die Klinik in einer schwierigen Situation gewesen, weil es einen Fehlbetrag in zweistelliger Millionenhöhe gab.
Er habe von Anfang an darauf bestanden, dass er seine Privatambulanz behalten dürfe. Das sei ihm auch zugesagt worden. Es habe aber einen großen Zeitdruck gegeben. „Das wurde möglicherweise nicht sorgfältig ausverhandelt“, räumte Raab ein.
Er wies den Eindruck zurück, dass die Existenz der Privatambulanz etwas Anstößiges gehabt haben könnte: „Fast jeder vierte Professor ist zu uns gekommen.“ Auch Mitglieder von Aufsichts- und Hochschulrat ließen sich dort behandeln. Es sei auch selbstverständlich gewesen, dass Raab wegen seiner anderen Tätigkeiten Vertretungen haben musste. Die seien auch bezahlt worden.
Probleme habe es gegeben, als die Uni mit Hans Michael Piper einen neuen Rektor bekam. Mit dem habe es Differenzen über finanzielle Entscheidungen geben. Piper sei auch 2010 gegen eine Vertragsverlängerung von Raab gewesen. Da sei das Thema Privatambulanz möglicherweise sehr gelegen gekommen. Schließlich wurde vereinbart, dass Einnahmen Raabs aus der Behandlung von Privat-Patienten auf 50 000 Euro pro Jahr gedeckelt wurden. Damit sei er auch einverstanden gewesen. Bis dann im Frühjahr 2011 Polizei und Staatsanwaltschaft mit dem Durchsuchungsbeschluss auftauchten.