Düsseldorf Abrechnungsbetrug: Zahnklinik-Krimi geht vor Gericht
Chef Wolfgang Raab wird Abrechnungsbetrug vorgeworfen. Einen Kollegen und Zeugen soll er am Arm verletzt haben.
Düsseldorf. Seit drei Jahren belastet dieser Fall massiv das Klima in der Zahnklinik am Universitätsklinikum — und wirft zwielichtige Schatten auf die gesamte Uni-Klinik. Vor einem Jahr wurde das Hauptverfahren gegen Professor Wolfgang Raab, den Chef der Zahnklinik, der bis 2014 auch Direktor der Uni-Klinik war, eröffnet, am 16. November nun beginnt der Prozess (9.30 Uhr, Raum E 116). Insgesamt sind sechs Termine bis zum 13. Dezember angesetzt, sagte Elisabeth Stöve, Richterin und Pressesprecherin am Landgericht. Um Untreue in besonders schwerem Fall geht es, 280 Seiten umfasst die Anklageschrift.
Raab soll jahrelang Leistungen in der zahnärztlichen Privatambulanz am UKD abgerechnet haben, die nicht er selbst, sondern wissenschaftliche Mitarbeiter, insbesondere ein Oberarzt erbracht haben sollen. Dem Professor wird vorgeworfen, die Behandlung von gut 1400 Patienten in diesem Stil abgerechnet zu haben. Der Oberarzt war offenbar an der Klinik für ganz andere Aufgaben angestellt gewesen. Daraus soll der Uni-Klinik ein Gesamtschaden von etwa 350 000 Euro entstanden sein. Raab soll diese Leistungen auch dann abgerechnet haben, als er von 2006 bis 2013 als Chef der Zahnklinik beurlaubt war, weil er der Uni-Klinik vorstand. Der Beschuldigte bestritt die Vorwürfe von Anfang an, sein Anwalt — mittlerweile ist das Starverteidiger Sven Thomas — nannte sie „nicht nachvollziehbar“.
Zum Krimi wurde das Ganze, weil Mitarbeiter der Zahnklinik die Sache zur Anzeige brachten, einige sagten auch bei Polizei und Staatsanwaltschaft aus. Dennoch kehrte Raab dann an den Ort des Geschehens zurück und wurde plötzlich wieder Chef auch der Kollegen, die die Sache ins Rollen gebracht hatten. Und die Raab womöglich jetzt im Gerichtssaal erneut als Zeugen gegenübersitzen.
Das alles sorgte schon mehrfach für unschöne Szenen in der Zahnklinik. So soll Raab quasi am Tage seiner Rückkehr Schilder mit dem Namen seines kommissarischen Vertreters überklebt haben. Vor ein paar Monaten nun soll Raab den Kollegen zunächst mit dem Hinweis angegangen sein, er möge sich sehr genau überlegen, was er — auch vor Gericht — sage. Und er soll ihm dann noch die Tür mit solcher Wucht vor den Arm geschlagen haben, dass der Zahnmediziner die Verletzung im Institut für Rechtsmedizin dokumentieren ließ.
Offenbar wollte jetzt aber Raab selbst sich und den Kollegen die Begegnungen in der Zahnklinik zumindest während des Prozesses ersparen. Mitarbeiter berichten, Raab habe kundgetan, dass er um eine Beurlaubung gebeten habe. Doch Anja Steinbeck, die Rektorin der Heine-Universität, habe abgelehnt. Steinbeck mochte das auf WZ-Anfrage weder betätigen noch dementieren. Wie so oft im Fall Raab teilte sie nur mit: „Während des laufenden Verfahrens und der anstehenden Verhandlung werden wir in dieser Angelegenheit keine Statements abgeben.“