Geschichte Auf der Spur der Steine in Düsseldorf
Düsseldorf · Der Diplom-Geologe Stephan Marks betrachtet die Stadt aus einem anderen Blickwinkel.
Wer Natursteine in Düsseldorf hört, denkt vielleicht an kleine und größere Steine, die man an den Ufern des Rheins findet. Das Buch „Auf der Spur der Natursteine in Düsseldorf. Ein Stadtführer“ begibt sich aber auf die Spur von Steinen, die in zahlreichen alten Gebäuden der Altstadt verbaut wurden. Dabei lernt der Leser nicht nur etwas über die Entstehung und Geschichte der Gebäude, sondern auch über ihre Beschaffenheit.
Auf acht verschiedenen Routen kann der Blick auf die Stadt neu ausgerichtet werden. Die Route 1 unter dem Motto „Heilige, Kreuze und alte Steine in der Altstadt von Düsseldorf“ führt unter anderem an der Basilika St. Lambertus am Stiftsplatz vorbei. Für den Bau der Kirche aus dem 13. Jahrhundert wurden verschiedene Steine verwendet.
Der Sockel des Gebäudes besteht aus rheinischem Basaltlava. „Das ist ein kalter Stein, der aufsteigendes Grundwasser verhindert“, sagt der Diplom-Geologe und Autor des Stadtführers, Stephan Marks. Der Hauptteil der Kirche wurde aus roten Backsteinen gebaut, die Portale sind aus hellem Drachenfelstrachyt. Dieser wurde häufig für niederrheinische Bauwerke verwendet. Durch seine Entstehung weist der Stein eine Besonderheit auf, die an der Kirche St. Lambertus besonders gut zu sehen sind.
„Der Stein ist aus einem Vulkan entstanden, der nicht ausgebrochen ist. Dadurch hat er eine Ballonform, in dessen Inneren zahlreiche Kristalle entstanden sind, die für den Stein kennzeichnend sind“, sagt Marks und deutet auf die dunkleren Stellen im Stein. „Das war ein beliebter Baustein, bis die Steinbrüche im Siebengebirge im 19. Jahrhundert geschlossen wurden“, sagt Marks.
Der Turm von St. Lambertus ist anders als der Rest der Kirche aus Eifeltuffstein gebaut. Der beige Stein ist rau und scharfkantig, so ähnlich wie ein Bimsstein. Das liegt an seiner Entstehungsgeschichte. Der Weiberner Tuff entstand bei einem Vulkanausbruch vor 450 000 bis 350 000 Jahren. Die Lava wurde dabei bis zu 30 Kilometer in die Höhe geschleudert. Dabei lösten sich Steine, die sich beim Zurückfallen unter die Lava mischten. „Der Tuffstein hat die Eigenschaft, dass er Feuchtigkeit aufnimmt, aber auch schnell wieder abgibt. Das erzeugt ein gutes Raumklima“, so Marks.
Die verwendeten Steine wurden unter schwierigen Bedingungen und hohen Kosten aus der Eifel, aus Belgien oder dem Siebengebirge nach Düsseldorf gebracht. „Rathäuser, Denkmäler und Kirchen sollten repräsentativ sein“, erklärt Marks den Aufwand, der betrieben werden musste, um die schwere Ladung mit Ochsenkarren oder Schiffen in die Stadt zu bringen. „Die jeweiligen Herrscher kannten die Steine von Reisen. Sie wussten, was in Aachen gebaut wurde und welche Steine in Belgien verwendet wurden“, so Marks.
Auch der Boden rund um die Basilika St. Lambertus ist mit Natursteinen bedeckt. Das Kopfsteinpflaster besteht aus der Lindlaer Grauwacke aus dem Bergischen Land. Was auf den ersten Blick wie Schmutz auf den dunkelgrauen Sandsteinen aussieht, sind Meeresfossilien, die in den 400 Millionen Jahre alten Steinen eingeschlossen sind. In der Draufsicht sehen sie aus wie kleine Schnecken, im Querschnitt eher wie helle Striche.
Auf der Rückseite der Kirche steht der Fischerbrunnen. „Er wurde von den Düsseldorfer Jonges gespendet, um an die Vergangenheit der Stadt als Handelsstadt zu erinnern, in der die Fischerei eine große Rolle spielte“, sagt Marks. Der Brunnen besteht aus Riffkalkstein, in dem unter anderem Kelchkorallen zu erkennen sind.
Weitere Touren führen durch den Hofgarten, über die Kö und die Ehrengräber auf dem Nordfriedhof. Hier sind auch zwei seltene Grabsteine aus Süddeutschland zu besichtigen, die in Düsseldorf lange nicht bekannt waren. Wer nach einem Rundgang auf der Spur der Natursteine durch die Stadt geht, wird in Düsseldorf staunen, wie alt die Stadt ist und noch wie viel älter die Steine, aus denen die Gebäude errichtet wurden.