Düsseldorf „Auf der Straße haben wir noch eine soziale Kontrolle“
Streetworker und Helfer halten nichts von Vertreibung — denn woanders lebten die Prostituierten noch gefährlicher.
Düsseldorf. Ina Schubert und Birgit Schmitz vom „Knackpunkt“ bzw. der Drogenhilfe des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer in Düsseldorf (SKFM) sind seit Jahren ganz nah dran an den Frauen von der Charlottenstraße. Und wenn es um die Frage nach Strafen für die Prostituierten geht, dann haben sie eine andere Sichtweise als Polizei und Staatsanwaltschaft: „Wir sehen das aus der Sicht der betroffenen Frauen. Wie werden die eine Geldbuße wohl bezahlen? Indem sie sich noch mehr auf die Straße stellen“, sagt Birgit Schmitz.
Der Grad der Verelendung vieler Prostituierter sei hoch, das gelte für die aus Bulgarien und Rumänien ebenso wie für die an der Charlottenstraße lange vorherrschende Beschaffungsprostitution von — oft auch minderjährigen — einheimischen Frauen. Schmitz: „Für Frauen ist es immer noch viel selbstverständlicher, mit dem Verkauf ihres Körpers Geld zu verdienen, während Männer dann eher klauen.“
Eine Vertreibung der Prostituierten aus dem Sperrbezirk sei „hochproblematisch“, findet Ina Schubert: „Verbote verhindern Prostitution nicht.“
Es sei schon so ein sehr riskantes Geschäft für die Frauen, „aber hier auf der Straße haben wir noch so etwas wie eine soziale Kontrolle“, sagt Schubert. Zudem berichteten ihnen immer wieder Frauen, dass sie sich ihrerseits auf der Straße selbstbestimmter fühlten als in den einschlägigen Clubs oder Bordellen.
Die Hilfsangebote in Düsseldorf bei der Stadt und den Wohlfahrtsverbänden wie dem SKFM oder der Diakonie sind vielfältig — und reichen von der Hygiene- und Medizinberatung bis zur warmen Dusche, Bett und frischer Kleidung für die Frauen von der Straße.
Im Prinzip geht es immer auch darum, Ausstiegsmöglichkeiten aufzuzeigen — aus Sucht und Prostitution. Birgit Schmitz: „Dennoch ist es schade, dass es in Düsseldorf keine eigene Beratungsstelle speziell für Prostituierte gibt.“