Bürger zu Bahnhofsplänen: „Hochhaus spielt eine zu große Rolle“
Der Verein D-Mitte hat die Düsseldorfer aufgefordert, sich die Entwürfe für den Hauptbahnhof und den Vorplatz anzugucken und zu bewerten. Die Rückmeldungen fallen in der Mehrheit kritisch aus.
Düsseldorf. Roland Ermrich geht die Diskussion um den Hauptbahnhof mit rheinischem Gemüt an. „Egal, was man macht: Es kann nur besser werden“, sagt er. Ermrich gehört zum Verein „D-Mitte“, der die Bürger im Viertel rund um den Hauptbahnhof über Entwicklungen informiert und helfen möchte, dass die Menschen einander besser kennenlernen. Passend zu seiner Mission hat „D-Mitte“ die Bürger aufgerufen, sich die Entwürfe aus dem Wettbewerb für den Bahnhof und den Konrad-Adenauer-Platz anzuschauen und ihre Meinung an den Verein zu schicken. Die Ergebnisse im Überblick:
In vielen E-Mails bemängeln die Absender, dass der Fokus des gesamten Wettbewerbs zu stark auf das Hochhaus gelegt wird, das die Deutsche Bahn dort bauen könnte. So wirke es wie eine günstige Sanierung des Platzes am Rande eines großen Immobilienprojekts. Das Gebäude sei mit bis zu 100 Metern überdimensioniert, verschatte weite Teile der Umgebung und sorge für unangenehme Windverhältnisse. Ein Schreiber nennt die Ideen für den Konrad-Adenauer-Platz „Kollateralnutzen des für jeden Architekten finanziell attraktiven Hochhauses“. Ein anderer wundert sich, dass es statt des Hochhauses nicht eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Gleise nach Oberbilk geben soll.
Positiv bemerkt ein Absender, dass der Platz in den Entwürfen frei von Funktionsbauwerken sei. Ein anderer lobt Planungsdezernentin Cornelia Zuschke, dass sie im Eiltempo eine Lösung erarbeitet hat, die jahrzehntelang nicht gefunden wurde: „Endlich wird auf dem Bahnhofsplatz Übersicht und Beruhigung geschaffen.“ Die Bürger fordern aber auch, dass es keine Bahnhofs-Vorfahrt mehr für Autos geben soll. Die Stadt solle den Verkehr auf die Rückseite lenken oder Parkplätze unter dem Adenauer-Platz schaffen, zum Beispiel in einer Tiefgarage des Hochhauses. Das käme dem Platz oben zugute, weil dann Raum für Grün und Räder entstünde. „Der Platz wird nach den Entwürfen durchlässiger und schöner, aber echte Aufenthaltsqualität gewinnt er nicht“, sagt Ermrich.
Es gibt Kommentare, in denen die Hoffnung „auf ein schönes Entree“ steht. Die meisten Schreiber fürchten aber das Gegenteil. Weiterhin seien Ein- und Ausgang auf die Friedrich-Ebert-Straße zentriert, eine Verbindung etwa zur Graf-Adolf-Straße tauche in keinem Entwurf auf. Außerdem sei auch die Rückseite nicht in die Pläne einbezogen. Und das obwohl der Bertha-von-Suttner-Platz dringend Hilfe benötigt, erst recht, wenn die Zentralbibliothek an den Adenauer-Platz gezogen ist.
In den Rückmeldungen gibt es auch einen Gedanken, den zum Bedauern der Bürger keines der Planungsteams im Wettbewerb hatte: das alte Paketzentrum abreißen. „Das würde mehr Platz für den Busbahnhof und mehr Luft für den Worringer Platz bringen“, sagt Roland Ermrich. Das Schauspielhaus verlasse seine Ausweich-Spielstätte bald wieder, es bliebe dann nur noch das Stadtarchiv, das zum Beispiel ins neue Zentrum am Konrad-Adenauer-Platz 1 ziehen könnte.
Teil des anfänglich beschriebenen Optimismus ist die aktuelle Entwicklung. Am Konrad-Adenauer-Platz hat ein Biosupermarkt eröffnet. Die Restaurants im Viertel meldeten mehr Umsatz, seit es Edeka Zurheide gibt. Eine ähnliche Entwicklung erhoffe man sich auch von den Hotels, die neben dem Hauptbahnhof entstehen, sagt Ermrich.