Neues Kulturzentrum in Düsseldorf Das Kultur-Zimmer ist nach Alt Heerdt umgezogen
Düsseldorf · Mit dem Umzug von Flingern nach Alt Heerdt, will das Kultur-Zimmer nicht nur im Stadtteil kreative Impulse setzen. Am Wochenende feierte der Verein mit einer Vernissage seinen Neubeginn in den größeren Räumen.
Der Blick aus den Fenstern geht hinaus auf den Rhein. Dort ziehen langsam die Lastkähne vorbei. Für Ralph Schippan und Kai Hackemann waren sie der Impuls, die erste Ausstellung am neuen Standort ihres Kultur-Zimmers „Stapellauf“ zu nennen. Fünf Jahre lang war die Hoffeldstraße 27 in Flingern ein Zentrum für Kreative und Kunstbegeisterte mit Konzerten, Lesungen und Werkschauen. Klein, aber fein und überaus beliebt. Dann kam die Pandemie und stellte die Kulturfreunde vor ungeahnte Herausforderungen.
„Wir standen kurz davor, aufzugeben“, erinnert sich Ralph Schippan. Der Raum war mit seinen knapp 25 Quadratmetern zu klein geworden. Das, was ihn vorher auszeichnete, das gemütliche Zusammenrücken wie im eigenen Wohnzimmer mit rund 30 Besuchern, wurde plötzlich zum Problem.
Corona-Auflagen verhinderten das Programm fortzuführen
Die Corona-Auflagen machten es unmöglich, weiterhin das gewohnte Programm fortzuführen. „Wir konnten nichts mehr veranstalten und gleichzeitig liefen die Kosten weiter. Da mussten wir einfach die Notbremse ziehen“, fasst Kai Hackemann zusammen.
Die Entscheidung fiel den beiden nicht leicht, und so ganz wollten sie sich nicht von ihrer Idee, Kunst und Kultur zu fördern, verabschieden. Schließlich brauche der Mensch etwas, das ihn auf andere Gedanken bringt und wo er sich mit Gleichgesinnten austauschen kann. Da kam unerwartet das Angebot, Räume in Alt Heerdt 112 zu beziehen. „Wir teilen uns die neue Adresse mit Julitta Rössler. Sie bietet hier ihre Coachings an und wir können unser kreatives Angebot weiterführen“, sagt Schippan. Die Miete wird geteilt. Bei Energiekrise und Inflation für beide Seiten ein Gewinn. Schließlich sei die Grundidee des Vereins, das Wir in den Vordergrund zu rücken. So hoffen die Freunde, dass Alt Heerdt 112 zum neuen Treffpunkt für Kulturinteressierte, Künstler und Nachbarschaft wird.
Auf die Frage, ob es nicht schwer wird, vom quirligen Flingern ins eher ruhige Heerdt Besucher zu ziehen, winkt Kai Hackemann gelassen ab: „Wir haben Anfragen und Gäste aus Paderborn, Schweden und sogar Australien.“ In Flingern, fügt er noch hinzu, hätten sie tatsächlich gar nicht so viel Feedback aus der direkten Nachbarschaft bekommen. Das zeige, „der Standort ist gar nicht so wichtig, wenn das Angebot und die Einstellung stimmen“.
Das Kultur-Zimmer hat sich nicht nur auf einen weiteren Raum und mit rund 58 Quadratmetern um etwa die doppelte Fläche vergrößert, es strahlt auch eine Wärme und Gemütlichkeit nach außen, die – so wünschen es sich die Initiatoren – die Neugier weckt und die Hemmschwelle senkt, einzutreten. Die Besucher können an einem Holztisch bei einem Glas Wein miteinander ins Gespräch kommen oder es sich auf einem Sofa gemütlich machen.
Die aktuelle Ausstellung mit Werken von Jürgen Krause, Hans-Christian Rüngeler und Kai Hackemann widmet sich dem Oberthema Landschaften. „Wir haben darauf geachtet, dass sich die Werke visuell und in der Umsetzung voneinander absetzen“, erklärt Hackemann, der selbst mit Acrylfarben arbeitet. Sein Kollege Rüngeler bevorzugt Öl-Malerei und lässt sich für seine Motive von seiner Wahlheimat Eifel inspirieren. Krause fertigt seine Bilder mit Lack an. Impuls für die gezeigten Werke war ein Flug über Volmerswerth mit seinen Äckern und Feldern am Rheinufer.
Dem Verein gehe es nicht darum, Geld mit den Ausstellungen oder den Kulturveranstaltungen zu verdienen. Im Gegenteil: „Die Konzerte und Lesungen sind weiterhin kostenlos. Wenn wir uns auch über eine kleine Spende für die Künstler freuen“, versichert Hackemann.