Karneval Lothar Hörning soll die Prinzengarde retten
Düsseldorf · Der ehemalige Karnevalsprinz hat bei Blau-Weiss das Präsidentenamt übernommen und strebt in den nächsten Monaten viele Veränderungen an.
Müsste man bei der Prinzengarde Blau-Weiss eine Zustandsbeschreibung abgeben und anschließend eine Mängelliste erstellen, dann hätte diese einen erheblichen Umfang. Das fängt beim Verschleiß von Präsidenten, Geschäftsführern und anderen Vorstandmitgliedern an. Danach müsste man feststellen, dass die Veranstaltungen der Garde keinen besonderen Unterhaltungswert haben und oft viele Plätze leer bleiben. Daher wurde auch der Ball eingestampft, der den Verein immer eine Menge Geld gekostet hat. Außerdem versuchen die einzelnen Abteilungen des Vereins, Einfluss auf die Vereinspolitik zu nehmen. Daher bezeichnen Insider Blau-Weiss auch gerne als „unregierbar“.
Eine Findungskommission
wurde eingerichtet
Und in dieser schweren Zeit hat nun Lother Hörning das Kommando auf der Brücke des leck geschlagenen Blau-Weiss-Schiffs übernommen. Doch mit dem 58-Jährigen stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass der Verein die Kurve bekommt. Hörning wurde in Bocholt geboren und hat zwei Kinder. Nach seinem Outing verschlug es ihn vor 23 Jahren nach Düsseldorf und er gründetete im Jahr 2000 die schwul-lesbische Karnevalsgesellschaft KG Regenbogen, die er elf Jahre als Präsident geführt hat. Unter seiner Regentschaft wurde die KG zu einem der größten und vor allem schillerndsten Vereine der Stadt. 2009 wurde Hörning sogar Karnevalsprinz. An seiner Seite war Ute Heierz-Krings Venetia.
Und jetzt also Präsident von Blau-Weiss. Manchmal ist es schon eigenartig, wie man zu einem solchen Amt kommt. Plötzlich klingelte das Telefon, und seine Ex-Venetia versuchte, ihm die Rolle schmackhaft zu machen. Zunächst allerdings erfolglos. Und auch CC-Vize Stefan Kleinehr versuchte sein Glück ohne Erfolg. Die Blau-Weissen hatten inzwischen sogar eine Findungskommission eingerichtet, in der unter anderem Marc Battenstein, Klaus Hinkel und Klaus Jonas aktiv waren. Und Chefsucher Rolf Herpens meldete sich dann ebenfalls bei Hörning. „Da fing der Widerstand langsam an zu bröckeln, und ich habe zugesagt, ein unverbindliches Gespräch zu führen.“ In diesem Gespräch wurde Hörning damals schon klar, wie schlecht es um den Verein steht, und seine Interesse war geweckt.
Für seine Aufgabe hat er sich auch Rat beim Präsidenten von Rot-Weiss, Dirk Kemmer, und bei seinem Nachfolger bei der KG Regenbogen, Andreas Mauska, geholt. „Danach war mir klar, da helfe ich.“ Dann erstellte er ein Konzept und stellte es den Abteilungen vor. „Eins ist klar, so wie bisher kann es nicht weitergehen. Aber ich habe gemerkt, dass alle mitziehen und mir freie Hand lassen.“
Sein Konzept umfasst vier Punkte. Der Verein muss wachsen und die Mitglieder müssen sich verändern. „Wir können nicht mehr so rumlaufen und auftreten wie vor 20 Jahren.“ Daher soll im zweiten Schritt die Außenwirkung des Vereins beim Outfit, bei der Musik und das Programm der Garde bei den Auftritten moderner gestaltet werden.
Zudem soll das finanzielle Polster erhöht werden. Das wiederum benötigt eine vernünftige Sponsorenpflege. Die Senatsmitglieder, das sind etwa 300, zahlen im Jahr 188 Euro Beitrag, was den Grundstock des Einkommens bildet. Allerdings sorgt das Corps à la Suite mit seinen nur etwa 30 Leuten für das gleiche Finanzvolumen. Und das hat in der Vergangenheit schon mal mit dem Zudrehen des Geldhahnes kokettiert.
Daher ist Punkt vier für Hörning ganz wichtig: „Wir müssen das interne Miteinander verbessern. Dazu gehört, dass die traditionelle Herbstjagd, bei der übrigens keine Tiere geschossen werden, wieder eingeführt wird. Zudem soll die Verleihung der Goldenen Pritsche als Gala-Veranstaltung zurückkehren. Und sind wir wahrscheinlich einer der wenigen Vereine, der an den tollen Tagen nicht zusammen feiert. Da wird etwas gemeinsames auf die Beine gestellt.“ Und im Januar wird es einen Tag geben, der ganz im Zeichen von Blau-Weiss steht, mit historischem Hintergrund. Der neue Präsident hat sich einiges vorgenommen.