Der Soundtrack des Wilden Westens

Die Milano Festival Opera präsentiert live in der Tonhalle den Oscar-prämierten Filmmusiker Ennio Morricone.

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Ein Mann am Galgen, ein kleiner Junge und eine Mundharmonika. Im Hintergrund: Prärie des Wilden Westens. Ein Gruppe Ganoven hat den Mann gezwungen, sich mit der Schlinge um den Hals auf die Schulter seines kleinen Bruders zu stellen. Bricht der Junge zusammen, wird der Mann erhängt. Frank, der Gauner mit bösem Blick und Cowboy-Look, ist gnadenlos, steckt dem Jungen eine Mundharmonika in den Mund und fordert ihn auf, zu spielen. „Spiel mir das Lied vom Tod.“

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So heißt passend der Film zu dieser Szene. Mit dem bekannten Western verbindet man schnell die dazugehörige Musik von Ennio Morricone. Das Werk des Komponisten präsentierten am Freitagabend über 100 Sänger, Solisten und Musiker der Milano Festival Opera. Seit mehr als 20 Jahren reist das Ensemble mit verschiedenen Tourneen durch Europa. Unter der Leitung von Dirigent Marcin Wolniewski wurde in der Tonhalle „The best of Ennio Morricone“ aufgeführt. Die Live-Show wird in 20 Städten gezeigt. Eine an die Wand projizierte Animation aus Filmszene, Lichtspielen und Bildern bringt das passende Wild-West-Gefühl unter die große Kuppel des Konzertsaals: Der Mann mit der Mundharmonika aus dem Orchester steht auf, um das leidende Motiv des jungen Bruders zu spielen. Die E-Gitarre setzt ein.

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Währenddessen wird im Hintergrund die Film-Szene gezeigt, mit den abwartenden Blicken der Protagonisten und dem Stürzen des Jungens. Die Animationen sind dabei wie eine Reise durch das abwechslungsreiche Werk des Komponisten. Passend zu den gespielten Liedern wird entweder eine ruhige Landschaft durch ein stehendes Bild gezeigt, dann wiederum setzt eine Szene voller Brutalität der Sklaverei des Films „Django Unchained“ ein. Ennio Morricone hat Musikgeschichte geschrieben.

Zu über 500 Filmen komponierte er die passende Musik. Dabei hat er insbesondere den Italo-Western geprägt - einem Sub-Genre des Westerns, das ab den 1960er Jahren von italienischen Produktionen dominiert wurde. Die Filme arbeiten mit Lederwesten, Revolvern und harten Jungs. Natürlich dürfen auch nicht die Pferde fehlen, die über die Leinwand hinter den Musikern vorbeireiten. Die Milano Festival Opera verarbeitet am Abend Ausschnitte aus „Zwei glorreiche Halunken“ und „Mein Name ist Nobody“ mit der dazugehörigen Musik von Morricone. Das spannende an dem Stil des Komponisten ist die Verbindung von auffallenden Tonelementen: etwa Maultrommel, Pfeifen, Peitschenknallen und Schreie. In „The wild horde“ aus dem Film „Mein Name ist Nobody“ erschallen laute und rhythmische „Ho“-Rufe aus dem Chor der Milano Festival Opera. Oder in der Musik zu „Django Unchained“: Ein traurig gezupfte Gitarre wird von einer auffallenden Rassel begleitet.

Die Ausbeute des Komponisten kann sich sehen lassen: Fünf Oscar-Nominierungen, einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk sowie einen Oscar für die Musik in „The Hateful Eight“. Außerdem gewann er drei Golden Globes, um nur ein paar seiner Auszeichnungen zu nennen. Morricone zeichnet sich jedoch nicht nur durch seine Western-Musik aus. Sein abwechslungsreiches Werk bildet auch die Milano Festival Opera ab. Eine Oscar-Nominierung erhielt Morricone etwa 1987 für den Film „The Mission“: Die Geschichte des Missionars Gabriel der zu den in Argentinien und Brasilien lebenden Guaraní reist. Mit einer Oboe nimmt er Kontakt zu den Menschen auf. Die eingängige Melodie von „Gabriels Oboe“, begleitet von den ruhigen Streichern, bietet einen Gegenstück zu galoppierenden Pferden, Revolvern und Cowboy-Hüten.