Der Zauber des Drachensteigens

Für Lilli Bernstein (12) ist das Drachensteigen zur Leidenschaft geworden.

Foto: Melanie Zanin

Es ist ein Leuchten in Lillis Augen zu sehen, als sie eine quadratische, mit Leinwand bespannte Holzkonstruktion aus dem Kofferraum des Wagens hebt. Rot-weiße Flatterbänder sind um die Konstruktion herumgewickelt, bunte Farben schimmern zwischen ihnen hindurch. Behutsam hält Lilli das Kunstwerk in ihren Händen, geht ein Stück am Rhein entlang. Auf einer großen Wiese angekommen, legt sie die Konstruktion ins Gras, beginnt damit, sie auszupacken. Langsam wird sichtbar, was die Leinwand zeigt: eine große gelbe Sonnenblume, ein sorgsam gezeichnetes Gemälde.

Zwei dünne Schnüre bringt die 12-Jährige an den Holzstäben an, eine runde Spule bildet das Ende der Fäden. Fertig ist er, der Kunst-Drachen, einsatzbereit für seinen Tanz im Wind. Es weht ein laues Lüftchen, ideal für das herbstliche Vergnügen. Sie bringt sich in Position, legt den Drachen hinter sich auf das Gras, läuft los. Geschwind steigt das Kunstwerk in die Luft, das Flatterband weht im Wind, der Drache fliegt.

Es ist zwei Jahre her, seit Lilli den Drachen beim Kinderkunst-Drachenfest gefertigt hat. Viermal hat sie bereits daran teilgenommen, insgesamt 15 Drachen gefertigt. Auch in der kommenden Woche wird sie wieder dabei sein.

„Die Drachen sind nicht nur schön, wenn man sie steigen lässt, sie eignen sich auch super als Geschenk für Familie und Bekannte“, sagt sie.

Wer denkt, der Drache sei mit ein paar Handgriffen gefertigt, irre sich jedoch: „Das ist aufwendig. Alleine das Finden eines passenden Motivs und einer Form dauern einige Stunden“, sagt Lilli Bernstein. Einen Tag müsse man im Schnitt pro Drachen einplanen.

Wenn sie das Resultat dann in Händen halte, sei das jedes Mal ein ganz besonderes Gefühl. „Es ist ein gewisser Zauber, der von jedem neuen Drachen ausgeht, wenn er denn fliegt“, sagt Lilli. Denn den Drachen zum Fliegen zu kriegen, sei nicht immer ganz einfach — Manchmal habe man Pech und die Konstruktion stimmt nicht. Da ergehe es jedoch jedem gleich, wenn am letzten Tag bei der großen Flugschau alle Drachen präsentiert werden. „Jeder Drache ist anders und ein Kunstwerk an sich“, sagt Lilli.