Die Liebe zur Stadt in Rap gepackt

Beim Rap Lab 2.0 zeigen Jugendliche das Lebensgefühl in ihrem Stadtteil mit eigenen Choreografien und Songs.

Foto: Sergej Lepke

Mucke, die nach Leben schreit. So nennen die Jungs mit den Caps und tiefhängenden Hosen ihre Beats. Das Mikro wandert von einer Hand in die andere. „Wenn du ackerst und nicht weiterkommst, bist du in meinem Stadtteil willkommen“, heißt es über Oberbilk, „the place to be, mit dicken Bässen aus dem SUV“. Jetzt ist es eine junge Frau, die sich Gehör verschafft. Die 21-jährige Therese bewegt sich im Kreis der Straßenjungs, singt über Wohlfühlen zwischen Rotlicht und Blaulicht. „Yeah“, erwidert die Gruppe bestärkend. Ein anderer übernimmt und singt: „Wir haben die Liebe zur Stadt in Lieder gepackt.“

Seit einer Woche arbeiten im Zakk 24 Düsseldorfer im Alter von 16 bis 24 Jahren daran, die richtige Form für ihr Lebensgefühl zu finden. Sie rappen und tanzen, schreiben und proben. Für den einen ist es das Wort, für den anderen ein Move, der ausdrückt, was es ihm oder ihr bedeutet, in Derendorf, Hassels oder Oberbilk zu wohnen.

Zum zweiten Mal stellen Zakk, Diakonie und Tanzhaus dieses organisationsaufwändige Projekt auf die Beine. Rap Lab 2.0 nennen sie die neue Auflage. Seit sechs Wochen treffen sich die Teilnehmer zu regelmäßigen Workshops, die Rapper im Zakk, die Tänzer im Tanzhaus NRW. Mit Hilfe von Profis bringen sie auf die Bühne, was ihnen auf der Straße begegnet. Jetzt, kurz vor der Präsentation am kommenden Montag, arbeiten die beiden Gruppen zusammen, wechseln sich mit ihren Auftritten ab und bejubeln sich. Ihre Energie ist enorm, die Wirkung direkt, mit Pathos wird nicht gespart.

Bei den Rappern machen zwei Frauen mit, bei den Tänzern sind zwei Männer dabei. Auf der Bühne wirken sie zusammen: Rap und urbaner Tanz. Videokünstler Nicolai Kebe filmt sie, setzt die professionellen Videos später ins Netz. Was vor grüner Wand bei den Aufnahmen noch verloren aussieht, wird am Computer mit der Kulisse der Stadt ergänzt.

Seit zwei Jahren ist der 16-jährige Ali in Düsseldorf. Er stammt aus Afghanistan und ist über die Diakonie in das Projekt gekommen. „Nix zu lachen, nix zu machen, ich bin Hasseler“, singt Ali. Nur alte Leute sieht er in seinem Stadtteil. Er will weg.

Später steht er mit anderen Geflüchteten auf der Bühne. Da klingt das so: „Ja, wir hatten einen weiten Weg, ohne Plan, wohin die Reise geht.“ Sie singen von kreativen Kräften und von „Düsseldorf, meine Inspiration“. „Alle meine Düsseldorfer, put your hands up!“

Die Macher vom Rap Lab sind begeistert. „Tanz und Rap bieten so viele Möglichkeiten. Es ist eine Sprache im urbanen Kontext, auch um sich ohne Worte auszudrücken“, sagt Projektleiter Robert Hillmanns vom Zakk. Düsseldorf mit seinem Schicki-Micki-Image, da wolle man ein Gegengewicht setzen. „Wir fragen, wem gehört die Stadt.“ Dabei sei ihnen der Blick Geflüchteter ebenso wichtig, wie derer, die schon lange hier zu Hause sind. Über die Beratung von Jugendlichen in der Diakonie sei immer wieder deutlich geworden, dass die Sicht der Jugendlichen auf die Stadtteile fehle, sagt Tim Krause vom Jugendmigrationsdienst der Diakonie.

Eine bunte Mischung Menschen hat sich im Zakk zu einem kreativen Team zusammengefunden. Was sie miteinander verbindet, das zeigen sie am kommenden Montag ab 20 Uhr im Zakk, Fichtenstraße 40. Der Eintritt ist frei.

zakk.de