Die Mauer ist weg — bis bald
Am Kö-Bogen haben Archäologen die alte Stadtbefestigung dokumentiert — jetzt wird ein Teil in Gerresheim gelagert.
Düsseldorf. Am Stück hätte die alte Stadtmauer kein Kran sicher aus der Baugrube heben können. Deshalb wurden die sieben Meter der alten Stadtbefestigung am Kö-Bogen, die erhalten bleiben, erst mit Diamantseilsägen in fünf Teile zerschnitten.
Alle sind etwa 1,80 Meter breit, 2,50 Meter hoch und 15 Tonnen schwer. Am Dienstagmittag dann machte sich der große Mobilkran an die Arbeit und wuchtete die Mauerteile vor zwei Dutzend Schaulustigen auf einen Tieflader.
Der brachte die steinerne Stadtgeschichte in ein städtisches Lager in Gerresheim, wo sie bis zur Vollendung der Wehrhahn-Linie bleibt, danach wird die Mauer dauerhaft in einem Ausstellungsraum im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee präsentiert.
Mindestens so spannend wie die technischen, sind die historischen Aspekte der sogenannten Flinger Kontergarde. Sie war der östlichste Teil der Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, erläutert Andreas Kupka, der archäologische Koordinator. Das im Zuge der Bauarbeiten für den Kö-Bogen vor einem Jahr aufgetauchte, 30 Meter lange Mauerstück wurde 1735 errichtet.
Kupka: „Das können wir so genau terminieren durch ein Ölgemälde, das im Stadtmuseum hängt.“ Auch das Datum für den (oberirdischen) Abriss ist eindeutig: 1801, das Jahr, in dem in Düsseldorf alle Festungsmauern geschliffen werden mussten.
Ursprünglich war die Mauer sechs Meter hoch und 1,50 Meter dick, „um die erste Welle von Angreifern auf Düsseldorf abzuhalten“, wie Kupka erläutert. Viele indes rückten gar nicht aus dem Osten an, die bevorzugte Angriffsroute führte über den Rhein. Insgesamt zog sich der Mauerring zehn Kilometer um den alten Stadtkern. „Durch die Entwicklung der Pulverwaffen mussten Befestigungsanlagen stets auf dem neuesten Stand der Technik sein“, sagt der Archäologe.
Um dem Artilleriebeschuss zu trotzen, verwendeten die Konstrukteure der Vergangenheit hier zum Beispiel die besonders stabilen Feldbrandziegel. Akribisch wurde auch die Geometrie der Anlage ausgetüftelt. Kupka: „Die Abwehrgeschütze mussten optimal positioniert werden und es durfte keinen toten Winkel geben.“