Die Sehnsucht nach Sonne, Hitze, Rausch und Palmen
In der Ausstellung „SUN“ im Atelier Schloss Jägerhof setzen sich drei Künstlerinnen mit der Sonne auseinander.
An der Wand über dem Treppenaufgang zum Atelier Schloss Jägerhof weisen goldene Strahlen den Weg. Es handelt sich um eine Arbeit des Düsseldorfer Künstlers Emil Schult. Er war Meisterschüler bei Joseph Beuys und tat sich auch als Mitglied der Band Kraftwerk hervor. Er schrieb Liedtexte und gestaltete Plattencover. Schulte selbst nutzte das Atelier im Hofgarten jahrelang, bis er es den Künstlern Patrizia Lohmann und Alexander Ernst Voigt überließ. Beide planen, dort nicht nur ihre Kunst zu produzieren, sondern auch Ausstellungen zu organisieren. Nun startet die Premieren-Schau unter dem Titel „SUN“. Patrizia Lohmann nimmt selbst an der Ausstellung teil und hat noch zwei weitere Künstlerinnen eingeladen: Katja Gärtner und Julia Zinnbauer. Schultes Sonnen-Wandarbeit bildet einen losen Referenzrahmen. Die drei Künstlerinnen setzen sich jedoch auf eigenständige Weise mit dem Zentralkörper des Sonnensystems auseinander. Es geht um die Sonne als Symbol und darum, was mit ihr verbunden wird: Licht, Hitze, Rausch. Genauso gut widmen sich die Künstlerinnen aber auch den Phänomenen, die mit der Sonne einhergehen: eine barocke üppige Pflanzenwelt sowie die Sehnsucht nach südlicher Palmen-Exotik. Beides spiegelt sich etwa in Gewächshäusern wider. In ihren schwarz-weißen Fotogrammen setzt sich Patrizia Lohmann mit den gläsernen Gebäuden und der in ihnen kultivierten Botanik auseinander. Lohmann collagiert architektonische Konstruktionen von Treibhäusern mit botanischen Strukturen und Ornamenten. Lohmann verwendet Gegenstände, belichtet sie und bildet sie damit ab. Zugleich malt sie auf die für Fotogramme notwendigen Glasplatten, um die Malerei als „Negativ-Form“ zu nutzen.
Malerin Katja Gärtner setzt in ihren Gemälden Bilderrahmen in Szene. Sie sprengt die Bildeinfassung, indem sie Strukturen, Formen und Farben der Sonne über sie hinwegmalt. Ornamentale Kreise, farbige Bahnen oder strahlenförmige Gebilde biegen sich in allerlei Richtungen und schaffen eine grenzüberschreitende, sogartige, rauschhafte Atmosphäre.
In den multimedialen Werken von Julia Zinnbauer stehen Architektur und Mode im Mittelpunkt. Vor allem die Ära des sogenannten „Mid-Century Modernism“ interessiert sie, einem architektonischen Stil, der an die Moderne des Bauhauses und Le Corbusier anknüpft. Zinnbauer ist überzeugt davon, „dass die Gebäude der Nachkriegsmoderne erst im vollen Sonnenlicht und in der Hitze des Sommers wirklich lebendig werden“.
In der Ausstellung präsentiert Zinnbauer ihre Videoarbeit „Avion and Silverlake“. „Sie handelt von meinem Besuch bei dem Architekten Dion Neutra in Los Angeles Silverlake sowie von meinem ganz persönlichen Verhältnis zu der Architektur kalifornischer Bungalows, das meine gesamte Weltsicht geprägt hat“, erklärt Zinnbauer. Außerdem zeigt sie Fotografien, die den extravaganten Mode- und Architekturliebhaber James Goldstein in seiner legendären Betonvilla in Los Angeles festhalten. „SUN“ eröffnet am 11.4. um 18 Uhr und dauert bis zum 22.4.