Pläne in Düsseldorf Demo-Organisatoren planen weitere Aktionen
Düsseldorf · Die Plakate könnten am Sonntag nach Karneval am Rheinufer präsentiert werden. Auch zur Europawahl ist an Demo gedacht.
Die größte Demonstration in der Düsseldorfer Stadtgeschichte soll nicht folgenlos bleiben. Die Organisatoren und die Stadtspitze setzen auf eine weitere Mobilisierung und Sensibilisierung der bürgerlichen Mitte sowie auf eine engagierte und auch bessere Politik. Die Kreativität der Menschen wollen die Demo-Anmelder würdigen, indem die Schilder und Plakate an einem Tag am Düsseldorfer Rheinufer ausgestellt werden. Angedacht ist der Sonntag nach Karneval, der 18. Februar. Auch weitere Demonstration sind im Gespräch: vor der Europawahl, die am 9. Juni stattfindet, sowie am 1. September – an diesem Datum ist Antikriegstag, zudem finden die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen statt.
100.000 Menschen sind am Samstag in Düsseldorf auf die Straße gegangen. Aufgerufen hatten der DGB, „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) und der „Düsseldorfer Appell“. Der Umzug stand unter der Überschrift „Gegen die AfD. Wir schweigen nicht. Wir schauen nicht weg. Wir handeln.“ Die Kundgebung auf den Rheinwiesen hatte die Überschrift „Nie wieder ist jetzt. Für Demokratie und Rechtsstaat.“ Ausgelöst hat die vielen Demos in diesen Tagen das Treffen von Rechtsextremen in Potsdam, bei dem es um die so genannte Remigration ging, also das Abschieben von Menschen mit Migrationshintergrund. An dem Treffen hatten auch AfD- und CDU-Politiker der Werteunion teilgenommen.
OB Keller erntet bei Bürgern gleich zweimal Applaus
Zwei Tage nach der Demo ist bei den Organisatoren sowie bei Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) immer noch die Begeisterung über die breite Teilnahme zu spüren. Er habe beim Konzert von Doc Heilein in der Tonhalle am Freitagabend zum Ende seiner Begrüßung gesagt „wir sehen uns dann morgen“ und lauten Applaus geerntet, berichtet Keller. Als er am Sonntag beim Menschenrechtskonzert an gleicher Stelle die Teilnehmerzahl der Demo genannt habe, habe es tosenden Applaus gegeben.
Der Anblick der Menge auf den Rheinwiesen von der Bühne aus sei sehr sehr beeindruckend gewesen. Er sei stolz über die breite Unterstützung. Klar sei aber auch, dass es jetzt darauf ankomme, dass der kritische Geist zu einer Sensibilisierung der breiten Mitte führen müsse. „Und die Politik muss sich um die Probleme kümmern, die den Menschen auf den Nägeln brennen“, sagt Keller.
Oliver Ongaro (DSSQ) hat am meisten begeistert, dass viele Menschen, deren Stellungnahmen sich im Internet-Zeitalter sonst auf ein Häkchen oder Smily beschränken, nun auf die Straße gegangen seien. Auch seien seine Schwiegereltern erstmals bei einer Demo gewesen – von solchen Premieren auch im höheren Lebensalter war ohnehin oft zu hören.
Bei DSSQ ist die Idee entstanden, dass die Demo-Schilder nun nicht gleich ad acta gelegt oder gar entsorgt werden sollten. Der Vorschlag, sie an einer großen Leine oder Ähnlichem am Rheinufer zwischen Kasematten und Apollo zu präsentieren, stößt bei Heinrich Fucks, Superintendent der Evangelischen Kirche und Sprecher des Düsseldorfer Appells, auf Zustimmung. „Eine Galerie des Widerstands ist eine gute Idee.“ Auch der Oberbürgermeister sagt: „Das ist eine gute Idee, gerne machen.“
Ongaro und seine Mitstreiter schauen jetzt, ob der Sonntag nach Karneval passt. Weitere Demos sind im Blick, als Erstes zur Europawahl, dann zu den Wahlen in Ostdeutschland. Wenngleich unter dem Strich klar ist: „Die Demo-Idee sollte man nicht totreiten“, sagt Fucks. Es ist den Beteiligten bewusst, dass der große Zuspruch historisch war und nur schwer zu wiederholen sein dürfte. Zugleich teilen viele Menschen die Auffassung, dass ein großer Demo-Tag in Zeiten von Polarisierung und Populismus nicht ein Strohfeuer gewesen sein darf. DSSQ und das Zakk laden deswegen für den 25. Februar zur Fichtenstraße, um über den Umgang mit Rechtsextremisten in Politik und Alltag zu diskutieren.
Die Organisatoren können summa summarum ein äußerst zufriedenes Resümee ziehen. Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann vielleicht den Umstand, dass es vielleicht zu viele Redebeiträge gab und sich die Rheinwiesen bereits stark geleert hatten, als die Broilers auf die Bühne kamen. Zumindest ein Lerneffekt ist also programmiert.