Zwei Filialen schließen Düsseldorfer Feinkost-Metzgerei Ludwig ist insolvent
Düsseldorf · Der Familienbetrieb saniert sich in Eigenverwaltung, zwei Filialen müssen schließen. Das Kernproblem: Personalmangel.
Nach 40 Jahren Firmengeschichte muss sich die Feinkost-Metzgerei Ludwig neu aufstellen, um die Zukunft zu sichern: Das Familienunternehmen hat beim Amtsgericht Düsseldorf Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Co-Geschäftsführer Tim Servos teilte diesen Schritt mit. Markus Kier, Insolvenz-Experte bei der Düsseldorfer Kanzlei Piepenburg Rechtsanwälte, wurde als vorläufiger Sachwalter bestellt.
Das Verfahren wird am 1. April eröffnet, bis dahin muss sich Feinkost Ludwig sanieren. Die Geschäftsführer Tim Servos (36) und seine Mutter Monika Ludwig-Servos (75) bleiben in unternehmerischer Verantwortung und werden von dem Sachwalter überwacht. Ein erster Schritt der Sanierung ist schon sichtbar: „Zwei Filialen haben seit Mitte November geschlossen“, sagt Tim Servos. „Das Fachpersonal hat uns gefehlt.“
An der Derendorfer Straße in Pempelfort (seit 1999) und in der Kö-Galerie (seit 2006) hatte Ludwig jeweils Standorte mit langer Tradition. Deren Aus wird auch in der Facebook-Gruppe „Pempelfort“ bedauert: „Gerade die Filiale in der Derendorfer Straße war so wichtig für die älteren Bewohner im Viertel“, heißt es in einem Beitrag.
In einem der Schaufenster hängt dort ein Schild mit vier Köpfen der früheren Belegschaft, dazu ein Abschiedsgruß an die Pempelforter Stammkundschaft: „Leider hat die Geschäftsführung beschlossen, diesen Laden zu schließen. Wir bedanken uns für die Treue und bedauern, dass Sie davon auf diesem Wege erfahren müssen.“ Auch die Fleischauslage und die „heiße Theke“ in der Kö-Galerie (Ausgang Grünstraße) sind verlassen. Die Filiale in dem Einkaufszentrum war vor allem in umliegenden Büros für den Mittagstisch bekannt. Doch genau dieser Standort-Vorteil wurde zum Nachteil in Zeiten von Corona.
Zwar durften Metzgereien wegen ihrer „Systemrelevanz“ während der Pandemie geöffnet bleiben. Aber die Lauf- und Bürokundschaft rund um die Königsallee wurde weniger. Die Miete für die 160 Quadratmeter große Fläche dagegen blieb hoch. „Die Schließung der Filiale ist ein wesentlicher Punkt bei der Sanierung“, sagt ein zuständiger Mitarbeiter der Kanzlei Piepenburg. Noch laufe aber der Mietvertrag, heißt es aus der Kö-Galerie.
Das Hauptproblem der Metzgerei sind aber nicht fette Mieten, sondern die dünne Personaldecke. „Vor der Pandemie hatten wir 55 Mitarbeiter“, sagt Geschäftsführer Tim Servos. „Jetzt sind es noch 35.“ Einige seien in Rente gegangen, andere abgewandert – zum Beispiel in die Pflege oder an die Fleischtheke von Supermärkten. „Neue Mitarbeiter finden wir nur noch sehr schwer“, sagt Servos. Auch Auszubildende gibt es bei Feinkost Ludwig nicht.
Nun liegt der Fokus des Unternehmens darauf, die beiden weiter bestehenden Filialen zu stärken. Der Vertrag für den Standort in den Schadow-Arkaden wurde vor Kurzem bis zum Jahr 2026 verlängert. Im Schnitt arbeiten dort an Werktagen drei bis vier Frauen im Verkauf von Metzgerware und Mittagessen. Auch die Filiale an der Rethelstraße soll überleben.
Ansonsten wird sich das Unternehmen auf einen Bereich konzentrieren, der weniger personalintensiv ist: Catering und Auslieferung. So hat Ludwig zum Beispiel an Karneval bis zu 450 Beschäftigte eines Düsseldorfer Unternehmens mit Fleisch-Spezialitäten aus der Produktionsstätte an der Liststraße in Derendorf versorgt.
Die Filial-Schließungen von Feinkost Ludwig reihen sich ein in das Aus von anderen bekannten Metzgerei-Standorten in Düsseldorf: Vor einem Jahr endete der Verkauf von „Pick & Goertz“ an der Friedrichstraße, vorher hatte schon Gläser an der Nordstraße geschlossen.