Stern-Verlag Freunde des Stern-Verlags wollen Erinnerung bewahren

Düsseldorf · Ein Beitrag bei Facebook hat in Düsseldorf eine Diskussion ausgelöst: Kann Motel One Gebäudeteile oder Traditionen des Buchhauses in seine Pläne integrieren?

Der Eingang zum Stern-Verlag an der Friedrichstraße. 

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Aus einem Spaziergang ist eine große Debatte darüber erwachsen, ob und wie an der Friedrichstraße die Erinnerung an das Buchhaus Stern-Verlag bestehen bleiben kann.

Der Blogger Sebastian Brück („Düssel-Flaneur“) hat bei dem erwähnten Spaziergang überlegt, was mit der Fassade und dem Gebäude geschieht und seine Gedanken bei Facebook veröffentlicht. „Was, wenn es auf Friedrich- und Talstraße überhaupt keine Erinnerungen mehr an der Stern-Verlag gäbe?

Sprich: Wenn beim Umbau des Gebäudes zum Hotel die Fassade ein so umfassendes „Facelift“ erhielte, dass jegliche Spuren an seine Buchhandlungs-Geschichte (1927-2016) getilgt würden?“, schreibt Brück – und traf offensichtlich einen Nerv, denn weitere Freunde des Stern-Verlags haben inzwischen Ideen geteilt, was Motel One als Nachfolger des Buchhauses an der Friedrichstraße machen könnte.

Das Unternehmen selbst wollte sich zu diesen Fragen noch nicht äußern: „Leider können wir zum Projekt in Düsseldorf noch keine Auskunft geben. Dies ist grundsätzlich bei allen Projekten der Fall, die noch offen sind und/oder für die noch keine Baugenehmigung vorliegt“, heißt es auf Anfrage von Motel One.

Der Stern-Verlag war im März 2016 geschlossen worden. Das Buchhaus war in Friedrichstadt vor und nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der größten Geschäfte seiner Art in Deutschland geworden. Für Generationen von Düsseldorfern war der Laden an der Friedrichstraße ein regelmäßiger Anlaufpunkt. Der Internethandel und zwei neue Buchhandlungen im näheren Umfeld sorgten dafür, dass Inhaber Klaus Janssen im Dezember 2015 erklären musste, dass das Geschäft „nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben“ sei.

Die letzten Monate und der letzte Tag des Stern-Verlags waren von vielen emotionalen Szenen geprägt. Ein gutes Jahr später wurde bekannt, dass Motel One den Gebäudekomplex zwischen Friedrich- und Talstraße gekauft hat. Seitdem warten Anwohner und Fans des Hauses darauf, dass dort etwas passiert.

Den ersten Vorschlag, wie Motel One die Erinnerung an den Stern-Verlag bewahren könnte, hat Blogger Sebastian Brück selbst gemacht: „In Sachen Architektur bin ich nur Laie, ich kann mir aber gut vorstellen, dass es möglich ist, die alten Stern-Verlag-Beschriftungen bei einer Neugestaltung der Fassade mit einzubinden (zumindest einen Teil davon) – eventuell ergänzt durch eine kleine „Gedenktafel“, die auf die Stern-Verlag-Historie hinweist, oder durch eine Dauerausstellung von Stern-Verlag-Fotos.“

Unter Brücks Facebook-Beitrag tauchten schon bald die nächsten Ideen auf: Eine Nutzerin schlägt vor, eine „riesige Bibliothek“ im Hotel zu schaffen, eine andere wünscht sich eine „Buchhandlungsatmosphäre“ in der Lobby. Darüber hinaus gibt es Gedanken, Lesungen im Hotel zu veranstalten oder die Kinder-Vormittage des Stern-Verlags wieder aufleben zu lassen sowie mit literarischen Figuren auf der Speisekarte zu spielen.

Die Chancen, dass Motel One die Ideen aus Düsseldorf aufgreift, stehen insofern gut, als Hotels aktuell ihr Angebot auch auf die Bürger der jeweiligen Stadt ausrichten, die nicht im Haus übernachten. In Düsseldorf gibt es etwa Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und Comedy in Häusern wie dem Hotel Friends am Worringer Platz oder im Me-and-all-Hotel an der Immermannstraße. Das ergäbe „eine Win-Win-Situation“, schreibt Blogger Sebastian Brück. „Der Hotel-Neuzugang kommt von Anfang an im Viertel „an“, und die Düsseldorfer freuen sich darüber, dass die traditionsreichste Buchhandlung ihrer Stadt gewürdigt wird.“ Damit könnte dann sogar schon ein Name für die neue Hotel-Filiale gefunden sein: Motel One im Stern-Verlag.