„Unser Land muss raus aus dem Bällebad“ Heiserer Lindner kämpft in Düsseldorf um jede Stimme
Düsseldorf · Neben dem Parteichef traten weitere Spitzenvertreter der Liberalen wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann beim Wahlkampffinale auf. Die Botschaft: Ein Bundestag ohne FDP wäre eine „Horrorvision“.
Für ihr Wahlkampffinale hat sich die FDP eine Hochburg ausgesucht: Düsseldorf. Deutlich besser als bundesweit waren hier zuletzt die Wahlergebnisse ausgefallen. Und so versuchte das liberale Spitzenpersonal am Donnerstag auf dem Schadowplatz vor einigen Hundert Zuschauern noch ein paar Wähler mehr zu mobilisieren. „11,2 Prozent ist die Range“, sagte Marie-Agnes Strack-Zimmerman mit Verweis auf ihr Spitzenergebnis in Düsseldorf bei der Europawahl im vergangenen Jahr. 5,2 Prozent waren es da nur bundesweit.
„Es kommt auf jede Stimme an:“ das war angesichts der aktuellen Umfragen der Satz des Tages, den fast alle Redner sagten – ob Parteichef Christian Lindner, Vize Johannes Vogel, die Europaabgeordnete Strack-Zimmermann, NRW-Chef Henning Höhne und Düsseldorfs Direktkandidat Moritz Kracht.
Der Ex-Finanzminister kämpfte im Endspurt des Wahlkampfes nicht nur um jede Stimme, sondern auch um seine eigene. Heiser und dennoch lautstark, oft mit geballter Faust, trug er seine Positionen in der halbstündigen und damit längsten Rede vor. Er rechnete vor, dass ein paar Prozentpunkte mehr oder weniger für die CDU nichts am Ausgang der Wahl ändern würden, „die Stimme für die FDP aber kann entscheidend sein.“ Nur, wenn die Partei fünf Prozent schafft, könne eine Koalition aus CDU und SPD oder zusätzlich mit den Grünen verhindert werden. Als „Horrorvision“ bezeichnete Vogel diese. Er bat die Besucher auf dem Schadowplatz, dass ein jeder noch ordentlich Werbung für die Liberalen im Bekanntenkreis machen solle.
Viel Applaus und teilweise sogar Jubel begleitete die Redebeiträge. Eine Ausnahme bildete eine kleine Mini-Demo, die die Polizei auf Abstand hielt. Strack-Zimmermann reagierte mit Humor auf die herüberschallenden Trillerpfeifen. „Sie merken, ich löse immer Freude und Erregung gleichzeitig aus, das soll mal einer nachmachen in meinem Alter“, sagte die 66-jährige Düsseldorferin.
Wichtigstes politisches Thema: die Wirtschaft: Lindner verurteilte die „Methode Kamelle“, die nur an Rosenmontag funktioniere. So arbeitete sich der Parteichef an aus seiner Sicht unsinnigen Subventionen ab. Sein Plädoyer für eine Wirtschaftswende mit gleichen Rahmenbedingungen für alle verknüpfte er erneut mit einer Absage an eine erneute Regierungsbeteiligung mit den Grünen. Zudem betonte er den Wert des Leistungsprinzips, kritisierte einen Sozialstaat, „der die Antriebslosigkeit toleriert“. Lindners Forderung: „Unser Land muss raus aus dem Bällebad und dem kollektiven Bullerbü.“
Auch Kracht betonte die Bedeutung der Wirtschaftskraft. Düsseldorf habe es stets gutgetan, wenn seine Partei Verantwortung getragen habe. Als Beispiele nannte er Wehrhahnlinie und Schuldenfreiheit. Sein Fazit: „Ohne starke Wirtschaft droht Düsseldorf ein zweites Köln zu werden. Das kann doch wirklich niemand wollen.“