Coronakrise in Düsseldorf Viel Arbeit trotz des Lockdowns

Düsseldorf · Hoher Arbeitsaufwand auch ohne Gäste: Warum in leeren Hotels Wasserhähne rauschen und Flugzeuge ohne Passagiere abheben.

Josef Mehler ist im Living Hotel De Medici an der Mühlenstraße dafür zuständig, den Spülzyklus in allen leeren Zimmern einzuhalten.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Licht aus, Tür zu. Doch geht ein Lockdown wirklich so einfach, wie es der Begriff durchklingen lässt? Manche Unternehmen müssen vielmehr bei hohem wirtschaftlichen und psychischen Druck trotz Stillstands einen überraschend hohen Aufwand betreiben. Drei Beispiele:

Flughafen 

Die Passagierzahlen sind so stark zurückgegangen, dass weit mehr Maschinen stehen als fliegen. Eurowings lässt als größte Airline in Düsseldorf zurzeit von Tag zu Tag schwankend ungefähr zehn Jets fliegen und rund 30 am Boden. Das geht nicht ohne ein ausgeklügeltes System. So gibt es zwei unterschiedliche Modi des Abstellens: „Storage“ für längere Ruhephasen, und „Parking“ für eine mögliche Aktivierung innerhalb von 24 Stunden. „In Düsseldorf befinden sich unsere Flugzeuge überwiegend im Parking-Modus, weil man nie genau weiß, wann die Nachfrage wieder anzieht. Ein Weckruf aus dem Storage wäre zu langsam und kostenintensiv“, sagt Sprecher Florian Gränzdörffer. Die Triebwerke werden für den Parkmodus abgedeckt, Stopfen oder Hüllen auf Sonden und Sensoren angebracht. So sollen sensible Teile oder Öffnungen vor Verschmutzung, etwa durch Insekten, geschützt werden. Je nach Park-Dauer müssen nach bestimmten Zeitvorgaben Wartungschecks durchgeführt werden. Das geht so weit, dass eigentlich parkende Flugzeuge alle drei Monate abheben müssen. „Der so genannte Bewegungsflug wird von dafür zertifizierten Piloten durchgeführt, die während des Fluges einen Katalog an Tests abarbeiten und dabei die Maschine auf Herz und Nieren überprüfen.“ An Bord ist dabei meist nur die Cockpitcrew, Passagiere sind nicht erlaubt. Nach einem kurzen Rundflug landet die Maschine dann wieder in Düsseldorf und geht zurück in den Parkmodus.

An den Flugzeugen werden Wartungschecks durchgeführt.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Pro Tag und Jet muss die Airline dafür in Düsseldorf übrigens 100 Euro Parkgebühren an den Flughafen zahlen. Kein Vergleich ist diese Summe freilich zu den täglichen Verlusten von zehn Millionen Euro der Lufthansa Group. Gränzdörffer betont, dass das schon ein Fortschritt sei. „Vor einigen Monaten war es noch ein Abfluss von einer Million Euro pro Stunde.“

Hotel

Während über der Stadt Flugzeuge ohne Passagiere zu Wartungszwecken kreisen, laufen in leeren Hotelzimmern die Wasserhähne. Der Grund: Die Trinkwasserverordnung und ihre strengen Vorgaben. Bertold Reul, Direktor Living Hotel De Medici, erklärt, was das für sein Haus an der Mühlenstraße in der Altstadt heißt: Alle 72 Stunden müssen alle Duschen und Wasserhähne durchgespült werden, und zwar drei Minuten lang mit kaltem Wasser und drei Minuten lang mit warmem Wasser.

„Wenn also Zimmer und Apartments über einen längeren Zeitraum nicht bewohnt sind, ist ein Mitarbeiter unseres Hauses nur dafür zuständig, die rund 600 Wasserentnahmestellen im Haus zu bedienen.“ Sechs bis neun Liter Wasser liefen so pro Minute an jeder Stelle einfach ab. „Für uns bedeutet das einen immens hohen Wasserverbrauch.“

Reul spricht von einem „Kraftakt“, der trotz Teillockdown und touristischem Übernachtungsverbot nötig sei – „zum Erhalt der Gebäude, der Zimmer, der Technik und aller Gewerke, um unser Hotel am Leben zu halten“.

Und deshalb laufen nicht nur die Wasserhähne, sondern auch die Lüftungen weiter. „Sonst könnten sich schlimmstenfalls Sporen bilden.“ Und an einer weiterhin täglichen Reinigung auch von ungebuchten Zimmern führe neben penibler Abfallentsorgung kein Weg vorbei. „Sonst kommt es schneller zu Nagerbefall, als man sich das vorstellen kann.“

Spa

Auch im Vabali Spa am Elbsee fließt das Wasser durch die Leitungen, obwohl keine Gäste da sind. Auch dort müssen die Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllt werden. Zwei so genannte „Wasserrunden“ gebe es pro Woche, die von einem Haustechniker durchgeführt würden, sagt Sprecherin Pascale Schemensky. Das Wasser werde an jedem Hahn zehn Minuten laufen gelassen, jede Toilette einmal gespült und jede Dusche betätigt. Die Abschlagzahlung für Wasser und Abwasser lag für den Zeitraum von sechs Monaten bei 53 400 Euro, wie das Unternehmen mitteilt. Eine knapp noch höhere Summe sei im gleichen Zeitraum in Reparaturen und Instandhaltungen gesteckt worden, etwa für Heizung und Brandmeldeanlage.

Während das Wasser aus den kleineren Becken abgelassen worden sei, würden die großen Becken chemisch und mechanisch instandgehalten. Für die Saunen gibt es einen Plan, wie die Öfen gewartet werden müssen.

Auch das Außengelände will gepflegt sein, Gärtner sind laut Schemensky täglich im Einsatz, um im Frühling alle Pflanzen zu versorgen. „Diese Aufwendungen betreiben wir, um alle Anlagen, das Mobiliar und die Substanz unseres Hauses während der behördlichen Schließung vor Schäden zu schützen und im Falle einer Wiedereröffnung mit gleicher Qualität für unsere Gäste da sein zu können.“ Von einer „außergewöhnlichen Belastung enormen Ausmaßes“ spricht sie vor dem Hintergrund vollständig ausbleibender Umsätze. Das Motto sei aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus: „So viel wie nötig und so wenig wie möglich zu tun, um die Qualität der Anlage zu erhalten“ und sie schnell wieder öffnen zu können. So würden auch größere Reparaturen vermieden, die bei einer kompletten Stilllegung wahrscheinlicher würden.