Düsseldorf ist Deutschlands Hauptstadt der Frisöre
In keiner anderen Stadt ist die Dichte der Salons pro Einwohner so hoch wie in der Landeshauptstadt.
Düsseldorf. Wer auf der Hüttenstraße unterwegs ist, braucht sich definitiv keine Sorgen um einen Haarschnitt zu machen. Zwischen der Bahnbrücke und der Corneliusstraße gibt es stolze neun Friseursalons — manche liegen nur wenige Meter voneinander entfernt. Die Spanne reicht von alteingesessenen Betrieben, die seit Jahrzehnten vor Ort sind, bis zu Geschäften, die erst seit wenigen Jahren dort ihren Platz und ihre Kunden gefunden haben.
„Düsseldorf ist die Hauptstadt der Friseure. Nirgendwo in Deutschland ist die Salon-Dichte so hoch wie hier — auf 900 Einwohner kommt ein Betrieb“, sagt der Sprecher der Handwerkskammer, Alexander Konrad. Insgesamt gibt es in Düsseldorf derzeit 679 Betriebe, dabei sind Filialen noch nicht eingerechnet. Besonders viele kamen zwischen 2000 und 2010 hinzu. In dem Jahrzehnt hat sich die Zahl der Salons auch in der Hüttenstraße verdreifacht.
„Seit einigen Jahren stagniert die Zahl. Bei den Beschäftigten und den Auszubildenden haben wir eher rückläufige Zahlen“, erklärt Konrad. Derzeit arbeiten rund 6100 Menschen in den Salons, darunter 282 Auszubildende. Waren es früher etwa 130 Lehrlingen pro Jahr, sind es derzeit noch 80 bis 90.
Sorgen bereiten der Innung derweil Kleinstbetriebe, die von der Umsatzsteuer befreit sind, und die mit absoluten Niedrigpreisen um die Kunden buhlen. „Die Befreiung bis zu einem Umsatz von 17.500 Euro war eigentlich nicht für das Friseur-Handwerk gedacht. Denn davon kann niemand leben. Inzwischen gibt es aber gut 100 solcher Betriebe in Düsseldorf, das macht die Preise kaputt“, ärgert sich Obermeisterin Monika Schmitter.
Problematisch sei die Ausbildung solcher Kollegen und der Umgang mit dem Thema Mindestlohn. „Die Kunden sind da oft unvernünftig. Haarschnitte für um die zehn Euro anzubieten, ist bei einem normalen Betrieb nicht möglich.“ Beim Frisör-Handwerk habe man noch vor dem Mindestlohn-Beschluss die Tarife so angehoben, das sie über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen.
In der Hüttenstraße lebt man überwiegend ganz gut mit der Konkurrenz, da jeder Betrieb seine eigene Nische bzw. seinen eigenen Kundenstamm sucht. Seit 35 Jahren gibt es den Friseursalon von Hilde Mahnstein: „Wir setzen auf Stammkunden und auf handwerkliche Qualität, die überzeugt. Sich am Preiskampf zu beteiligen, bringt überhaupt nichts. Ich muss ja auch meine Leute vernünftig bezahlen können“, sagt Mahnstein.
Das sieht auch Veronika Böcke von Hairfashion VB so: „Ich bin seit 34 Jahren hier. Natürlich ist jeder neue Salon Konkurrenz. Aber ich kümmere mich nicht darum. Bei mir hier gibt es Angebote für die Kunden, die man in keinem anderen Salon in der Straße findet. Und es gibt Straßenzüge, da gibt es sogar noch mehr Konkurrenz.“
„Ich sehe keine direkte Konkurrenz. Jeder hier hat verschiedene Kunden und Preise. Ich habe in meinem Salon viele Stammkunden“, sagt Oksana Muzychenko vom Salon Miss.Ter. Nur wenige Haustüren entfernt arbeitet Rosso Pasquale für Bonfanti Friseure: „Natürlich gibt es hier Mitbewerber, aber wir kommen hier gut miteinander klar. Eine echte Konkurrenz sind nur die Zehn-Euro-Friseure. Ansonsten hat hier jeder seinen festen Kundenstamm und Dinge, die nur er anbietet. Für uns ist das Geschäft hier stetig gewachsen.“
Das sieht nicht jeder so: „Die Konkurrenz ist schon heftig in der Hüttenstraße und ihren Seitenstraßen. Da muss man etwas Besonderes anbieten, um überleben zu können. Manche stehen allein ohne Angestellte im Salon und können so Preise machen, die kein regulärer Betrieb anbieten kann“, sagt eine Frisörin, die namentlich nicht genannt werden möchte.
„Ich habe den Eindruck, dass hier auch viele Kunden zu dem Friseur gehen, der ihre Muttersprache spricht. Bei mir sind es Russen, es gibt aber auch türkische und chinesische Kollegen. So kommt jeder zurecht“, sagt Valeriy Bruck, der seit sechs Jahren in der Hüttenstraße ansässig ist.