Debatte im Ausschuss Braucht Düsseldorf diese gendergerechten Hockurinale?
Düsseldorf · SPD würde sie gerne testen lassen – FDP fordert Entscheidungsfreiheit zum Stehen, Sitzen oder Hocken.
Der Medienauflauf war groß, als in Berlin im letzten Sommer die erste öffentliche (und kostenlose) Toilette mit Hockurinal vorgestellt wurde. „Missoir“ hieß das Modell – abgeleitet von Miss und Pissoir. Ein Jahr sollen die 24 Frauen-Urinale in der Hauptstadt getestet werden. Aus Sicht der Düsseldorfer SPD-Fraktion wäre das vielleicht auch etwas für hier.
Die Genossen haben das Thema in den Ordnungs- und Verkehrsausschuss eingebracht, wo sonst eher über sogenannte Wildpinkler debattiert wird als über eine Toilette mit Haltestangen namens „Missoir“. Im Antrag der SPD heißt es: Die Verwaltung solle Kontakt mit dem Roten Rathaus aufnehmen und prüfen, „inwiefern das Berliner Pilotprojekt zur Einrichtung von 24 Kabinen mit Hockurinalen auch auf dem Düsseldorfer Stadtgebiet umgesetzt werden kann.“
Denn, so die SPD-Fraktion: „Die Toilettenkabinen sind gendergerecht und barrierefrei. Diejenigen, die im Hocken urinieren, können dies in der Öffentlichkeit nur, wenn sie sich dafür hinter einem Busch oder zwischen Autos oder baulichen Elementen verstecken.“ Alternativen wie die „Urinella“, einem – so der SPD-Antrag wörtlich „trichterförmigen Hilfsmittel zum Aufsetzen auf die Vulva“ seien „entweder unhandlich oder kosten Geld.“ Auch die Benutzung einer Toilette in einem Café oder ähnlichen Einrichtungen sei schließlich nicht kostenfrei. Die Pilot-Pissoirs und Missoirs in Berlin kosten den Benutzer dagegen nichts, weil sie ohne Strom- und Wasseranschluss funktionieren. Auf dem Dach ist eine Solarzelle und ein Regenauffangbecken installiert. „Autarke Toilette“, nennt sich das. Die FDP findet das Thema im wahrsten Sinne des Wortes überflüssig: „In Düsseldorf wurden vor Kurzem sehr teuer neue öffentliche Toiletten errichtet. Außerdem gibt es noch die Nette Toilette“, so Felix Mölders, Sprecher der Liberalen im Ordnungsausschuss.
Seine Kollegin Christine Rachner, Gleichstellungs-Expertin bei der FDP-Fraktion, wird noch deutlicher: „Auch wenn ein Großteil der Frauen halbhockend eine öffentliche Toilette benutzen, tun das noch lange nicht alle.“ Die Freien Demokraten stünden für die Entscheidungsfreiheit, wie man eine (herkömmliche) Toilette nutzt, so Rachner: „Ob sitzend, stehend oder hockend.“
Die SPD-Ratsfrau Sabrina Proschmann betont dagegen, solche Hockurinale seien für Frauen hygienischer. „Sie sollen auch keine Konkurrenz zu den bestehenden öffentlichen Toiletten sein, sondern eine Ergänzung.“