Wohnungslose in Düsseldorf Neue Obdachlosenunterkunft könnte Lage am Worringer Platz entspannen

Düsseldorf · An der Moskauer Straße wird es ab Februar ein neues Quartier für wohnungslose Menschen geben. Nur wenige Gehminuten vom Worringer Platz entfernt könnte es die Lage an dem Drogentreffpunkt beruhigen.

In den Containern an der Moskauer Straße sollen ab Februar wohnungslose Menschen unterkommen.

Foto: Verena Kensbock

Für Obdachlose wird es ab Februar eine weitere Anlaufstelle geben: An der Moskauer Straße in Oberbilk richtet die Stadt eine neue Unterkunft ein. Angekündigt ist es als Winterquartier, Düsseldorf wolle damit rasch auf die Kälte reagieren, heißt es aus dem Rathaus. Doch auch über den Winter hinaus könnte die Unterkunft bestehen bleiben – dazu stimme sich die Stadt derzeit mit den Trägern der Obdachlosenhilfe ab. Dabei gehe es auch speziell um den Umgang mit Suchtkranken. Das Amt für Migration und Integration hat die Liegenschaft für mehrere Jahre angemietet, bis dort das Technische Rathaus gebaut wird.

Damit reagiert die Stadt auch auf die angespannte Lage rund um den Worringer Platz, der nur wenige Gehminuten entfernt ist. Seit mehreren Jahren ist man auf der Suche nach einem alternativen Treffpunkt für Drogenabhängige, um die Situation zu entzerren. Auf dem kleinen Platz treffen sich größere Gruppen von Suchtkranken und konsumieren, es kommt auch zu Auseinandersetzungen. Zwischenzeitlich waren einige schwer Drogenabhängige in die Baugrube des „Grand Central“ abgewandert und hatten sich dort in Zelten niedergelassen, bis die Stadt das Brachgelände räumte. Auf der Suche nach einem alternativen Platz gab es Rundgänge und runde Tische mit Vertretern der Stadt, Politik, Polizei, Anwohnern und Händlern – alle jedoch ohne Ergebnis.

Nun ist mit der neuen Unterkunft an der Moskauer Straße ein erster Schritt getan. In den Containern, die zuvor als Flüchtlingsunterkunft dienten, sollen Menschen mit dem Lebensmittelpunkt auf der Straße versorgt werden, heißt es. Träger der Obdachlosenhilfe sollen die soziale Betreuung und die Beratung in den Räumen übernehmen. Zudem sind der städtische Sozialpsychiatrische Dienst und die Rettungsassistenz an dem Projekt beteiligt.

Das Quartier ist für die Betreuung von Suchtkranken ausgelegt

Das Quartier bietet 78 Schlafplätze und Aufenthaltsräume, ist aber auch darüber hinaus auf die Betreuung von Obdachlosen und Suchtkranken ausgelegt. So wird es einen Raum zur medizinischen Behandlung geben, ein Zimmer für Beratungen und einen Büroarbeitsplatz für die sozialen Träger. Ein Sicherheitsdienst soll das Gebäude rund um die Uhr betreuen, heißt es von der Stadt. Der Zugang für Wohnungslose solle aber niedrigschwellig gestaltet werden.

„Das Winterquartier wird für eine Entlastung der städtischen Unterbringungskapazitäten sorgen“, sagt Miriam Koch, Dezernentin für Kultur und Integration. Die Notschlafstellen und Tagesstätten der Stadtverwaltung seien gerade im Winter hoch frequentiert. Die Temperaturen, die aktuell fast jede Nacht unter den Gefrierpunkt fallen, seien insbesondere für Menschen mit dem Lebensmittelpunkt auf der Straße lebensgefährlich, so Koch. Bis zum Start im Februar werden den Betroffenen zudem Schlafplätze in Hotels angeboten. „Ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam mit den Trägern des Arbeitskreises Streetwork ein so wichtiges Projekt in der Stadt durchführen können“, sagt Koch.

Streetworker und die benachbarte Drogenhilfe fordern seit langer Zeit mehr Aufenthaltsmöglichkeiten für Obdachlose im öffentlichen Raum. Zuletzt haben sich auch mehrere Ratsfraktionen angeschlossen – SPD, Linke und Partei-Klima hatten am Dienstag auf einem brachliegenden Platz neben dem Gesundheitsamt eine weitere Protestaktion gestartet, Kaffee und Kuchen an Wohnungslose verteilt. „Es gibt so viele unterschiedliche Gruppen in Düsseldorf und alle haben das Recht, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten“, sagte SPD-Ratsherr Martin Volkenrath. Es brauche ein Konzept und das liege in der Verantwortung der Stadt. Die Fraktion bringt das Thema erneut am Mittwoch im Ordnungs- und Verkehrsausschusses auf die Tagesordnung.

Ein Treffpunkt für Drogenabhängige ist der Worringer Platz seit jeher. Doch die Situation hat sich in den vergangenen Jahren zugespitzt, finden Sozialarbeiter. So seien im Bahnhofsumfeld einige Plätze weggefallen, etwa der Immermannhof. Zudem hat der Zaun einer Pizzeria einen großen Teil des Worringer Platzes unzugänglich gemacht. Die Folge: Die Drogenabhängigen halten sich auf deutlich kleinerem Raum auf, es kommt häufiger zu Auseinandersetzungen, was nicht zuletzt auch mit der starken Verbreitung von Crack zusammenhängt.